Rätselhaftes und bezauberndes Peru: Machu Picchu

Ohne Touristenmassen: Machu Picchu
Machu Picchu
Machu Picchu

Schon der Name weckt den Abenteurer im Reisenden: Machu Picchu, Südamerikas bekannteste und wohl spektakulärste Ruinenanlage. Erst 1911 wurde die Inka-Stadt hoch in den peruanischen Anden wieder entdeckt, die Tempelreste überwuchert mit Pflanzen. Heute sind die Anlagen freigelegt. Nur noch 20 Prozent sind im Original enthalten, der Rest wurde rekonstruiert. Was Machu Picchu früher war, wann es gebaut wurde und wie die tonnenschweren Steinklötze auf den Andengipfel kamen, das konnten die Forscher bisher allerdings nicht herausfinden.

Touristen haben mehrere Möglichkeiten, die Inka-Ruinen zu erkunden: Wer mit dem Zug von Cuzco nach Aguas Calientes fährt, kann dort in einem Hostal schon ab 12 Mark übernachten – oder im Hotel Machu Picchu Ruinas, direkt vor den Toren der Sehenswürdigkeit, für rund 600 Mark pro Nacht im Doppelzimmer. Angeboten wird auch ein Hubschrauberflug über die Ruinen. Üblich ist der Ein-Tages-Trip von Cuzco, morgens mit dem Zug nach Aguas Calientes und abends zurück.

Durchschnittlich 1.000 Touristen pro Tag besuchten bis zum Jahr 2000 Machu Picchu. Um das alte Gemäuer zu schützen, wurde die Besucherzahl dann eingeschränkt. Seither sind es nur noch halb so viele Besucher pro Tag in der Hauptsaison. Doch auch 500 sind noch zu viele, wenn man die Einzigartigkeit des Ortes spüren möchte.

Wanderung nach Machu Picchu

Das ist ein Grund, warum viele Touristen den berühmten Camino Inca, den Weg des Inka, gehen. Er wird als kurze Zwei-Tages-Trekking-Tour oder als 40-Kilometer-Strecke in vier oder sechs Tagen angeboten. Die Preise für die lange Tour liegen zwischen 160 und 420 Mark, denn die Qualität der Zelte und der Verpflegung hat ihren Preis. Außerdem werden bei den teueren Agenturen die Träger und Köche besser behandelt und bezahlt.

Die Vier-Tages-Tour startet an einer wackeligen Hängebrücke, die über den Urubamba führt. Nach einem anstrengenden Aufstieg am frühen Abend wird auf 3.150 Metern die erste Nacht verbracht. Der zweite Tag ist für viele Touristen die reine Qual. „Mujer muerta, tote Frau, heißt der höchste Pass des Inka-Trails auf 4.200 Metern„, sagt Fredi Torres, Reiseleiter von Q’ente, einer Organisation, die den Camino del Inca für Touristen anbietet. Alleine darf ihn aufgrund der Besucher-Regelungen, die Anfang dieses Jahres eingeführt wurden, keiner mehr gehen. „Tote Frau“, erklärt Torres weiter, „weil man aus der Ferne in dem Berg das Profil einer solchen Frau sehen kann – oder weil insbesondere Touristinnen sehr müde sind, wenn sie auf dem Pass ankommen“.

Wie man sich vorbereitet

„Den Inka-Trail kann leicht bewältigen und genießen, wer zuhause schon joggt und Fahrrad fährt“, sagt Professor Peter Bärtsch, ärztlicher Direktor für innere Medizin an der Universitätsklinik in Heidelberg. Allerdings warnt er vor der Höhenkrankheit. Touristen, die die Wanderung machen möchten, sollten sich zunächst drei bis vier Tage in Cuzco akklimatisieren und sich ein wenig Ruhe gönnen. „Wer zuhause schon die Möglichkeit hat, eine Nacht in den Alpen auf 2.000 oder 3.000 Metern zu verbringen, sollte das tun, um festzustellen, wie höhentauglich er ist“, rät er.

Auf dem Inka-Trail treffe ich Andreas Trautmann aus Ratingen. Er arbeitet ehrenamtlich in einem Waisenhaus in Peru. Ich interviewe ihn, und der Artikel wird am 16. Februar 2002 in der Rheinischen Post abgedruckt.

Auf und ab

Doch ist der höchste Pass einmal erreicht, geht es wieder bergab auf 3.600 Meter. Dort gibt es Mittagessen. Noch eine Stunde später oder wieder 200 Meter höher wird dann das Nachtlager aufgeschlagen. Am dritten Tag heißt es nochmals Zähne zusammen beißen. 3.950 Meter liegt der zweithöchste Pass der Strecke über dem Meeresspiegel. Aber danach geht es nur noch abwärts: Zwei Stunden und danach noch 1.500 Stufen durch den Urwald. Die Stufen sind teilweise aus dem rohen Fels gehauen. Sie sind uneben, steil und nicht vergleichbar mit einer betonierten Treppe. Zum Ausgleich geht der Abstieg vorbei an exotischen Pflanzen in schrillen Farben. Kolibris stehen in der Luft und Schmetterlinge, doppelt so groß wie die kleinen Vögel, umschwirren die Wandernden. Es ist ein Paradies auf Erden.

Auf 2.700 Metern, nur noch sechs Kilometer von Machu Picchu entfernt, wird das letzte Mal übernachtet. Schon um 4.30 Uhr am nächsten Morgen ist die Nacht für die Wanderer zu Ende. Pünktlich zum Sonnenaufgang zwei Stunden später wollen alle an der Puerta del Sol, dem Sonnentor sein. Von dort hat man den berühmten Postkartenblick auf Machu Picchu – falls keine Wolken die Sicht versperren. Danach ist es nur noch ein Katzensprung bis zu den Ruinen. Spätestens um 8 Uhr sind die Wanderer dort, die Zugtouristen kommen gegen 11 Uhr an, und dann ist Machu Picchu überlaufen. Doch drei Stunden sind genug, um die Kultstätte zu besichtigen und sich über ihre Vergangenheit Gedanken zu machen.

Ungelöste Rätsel


Keiner weiß, wann Machu Picchu gebaut wurde – und warum. Und keiner weiß, wann es wieso in Vergessenheit geriet. Es gibt Erzählungen, dass hier die schönsten Jungfrauen in Abgeschiedenheit wohnten, eine Stadt nur für Frauen. Andere sagen, der Ort war den Göttern geweiht, und die Führer der Inkas suchten hier Zuflucht vor den europäischen Eroberern. Wer die großen Steinblöcke sieht, aus denen die Häuser gebaut sind, fragt sich, wie sie auf die Spitze dieses Berges kamen. Und er wird gewillt sein, daran zu glauben, dass Machu Picchu von Außerirdischen gemacht wurde.

Zum Weiterlesen

Die Goldene Stadt von Sabrina Janesch
Die Goldene Stadt

Es liest sich wie ein fantastisches Märchen, und doch hat die in Münster lebende Autorin Sabrina Janosch an vielen Orten der Welt recherchiert, um Die Goldene Stadt (Werbe-Link zu Amazon) zu schreiben. In dem Roman erzählt sie die Geschichte von Augusto Berns, geboren im nordrhein-westfälischen Uerdingen, nach Peru ausgewandert, weil er besessen von den Inka und ihren Ruinen war. Jeder, der auf dem Inca-Trail Richtung Machu Picchu geht, sollte das Buch lesen. Ich habe mich noch 16 Jahre danach durch die Beschreibungen so sehr an diese Tage erinnert – allerdings musste ich mir den Weg nicht mit der Machete freikämpfen, und einen Rucksack mit existenziellen Utensilien musste ich zum Glück auch nicht schleppen. Die Wanderung war auch so hart genug. Wie muss das damals gewesen sein?
(Textergänzung vom 8.11.2017)

2 Gedanken zu „Rätselhaftes und bezauberndes Peru: Machu Picchu

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