Ein Wochenende in Wolfsburg

Weihnachtszeit in Wolfsburg

Es gibt Städte, an denen scheiden sich die Geister. Wolfsburg gehört dazu. Vom Hauptbahnhof sieht man das Produktionsgelände von VW. Daneben in einer Grünanlage Autos, die extreme Steigungen hinauf und hinunter fahren: die Autostadt. Sie war letztlich Auslöser für meine Entscheidung, mir die Stadt an einem Wochenende näher anzusehen. Das war 2015. Jetzt war ich ein zweites Mal da.

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Und ja, die Innenstadt von Wolfsburg reißt niemanden vom Hocker. Funktionelle Gebäude, Leerstand, eine eher ältere Bevölkerung. Wäre da nicht das Kunstmuseum. Derzeit und und noch bis Mitte Juli ist dort die Ausstellung von Leandro Erlich, Schwerelos, zu sehen. Speziell an der Rakete werden auch Erwachsene wieder zu Kindern und fotografieren sich gegenseitig scheinbar schwebend.

Natürlich in die Autostadt

Die Hauptattraktion ist jedoch trotz wirtschaftlicher Krise bei VW die Autostadt. In dieser Jahreszeit lockt dort mit vielen Lichtern und Eisbahn zusätzlich die Winterwelt. Aber auch ohne Weihnachtsflair sind die Markenpavillons auch bei einem zweiten Besuch sehenswert. Bei unserem ersten Besuch sind wir auf Einladung der Autostadt auch eGolf gefahren und haben die Autostadt aus einem der 48 Meter hohen Türme von oben betrachtet. Jeder Turm fasst 400 Autos, gut 500 wurden zumindest 2015 von dort aus täglich ihren neuen Besitzern übergeben. Denn die Autostadt gehört zu Volkswagen, und wer einen VW oder einen Seat neu kauft, kann ihn dort selbst abholen. Damals waren nur ein Drittel der Besucher der Autostadt Fahrzeugabholer, die überwiegende Mehrheit der jährlich zwei Millionen Besucher kam aus anderen Gründen: Sie will die Erlebniswelt Auto, den Themenpark Mobilität erleben. Und das kann ich gut verstehen – obwohl ich schon sehr lange kein Auto mehr fahre.

Autostadt in Wolfsburg: voll mit Geschichte und Geschichten

Die Autostadt in Wolfsburg ist nämlich voll mit Geschichte und Geschichten, mit Kultur und Design. Angefangen beim Eingang, Piazza genannt: Sie wird dominiert von einer stilisierten Weltkugel aus Aluminium, die einen Durchmesser von zwölf Metern hat und 4,5 Tonnen wiegt. Der Künstler, Ingo Günther, hat die Datumsgrenze markiert, den Äquator und die Geodaten für Wolfsburg. Die Kugel spiegelt sich im transparenten Boden, unter dem 80 Globen stehen. Jeder Globus ist eine Datenvisualisierung, beispielsweise zeigt einer anhand dicker schwarzer Striche, was es bedeutet, wenn alle Staus weltweit im Jahr 2012 115 Mal um die Erde reichen.

Zurück in die Zukunft

In den Markenpavillons von Porsche und Bugatti

Auf dem 28 Hektar großen Gelände stehen außerdem Markenpavillons – unter anderem für Skoda, Audi oder Porsche. Wir sehen uns den Porsche Pavillon näher an: Eine überdimensionale graue Zunge streckt sich Richtung Lagune. Sie sieht aus, als ob sie aus Beton wäre, doch das Material wäre viel zu schwer. Tatsächlich ist es hohles Metall, und unter seinem Dach ist die Akustik so gut, dass Gäste gerne mal ein Liedchen anstimmen oder es im Sommer dort Konzerte gibt. Im Inneren fließt ein Strom von silberfarbenen Mini-Porsches an der Wand nach unten. Dort stehen auch echte Porsche. Die Mitarbeitenden hier erklären die Autos sehr genau. Viele Besucheraugen beginnen hier zu leuchten.

Essen in der Autostadt in Wolfsburg

Von hier sind es nur wenige Meter zum Hotel Ritz Carlton, das in die Autostadt integriert. Hier können Auto-Abholer zum Vorzugspreis übernachten. Wir haben 2015 dort auf Einladung der Autostadt einen Burger zu Mittag gegessen, und zwar im Restaurant Terra. Besonders spannend finde ich dort die Kombination aus schickem Restaurant mit lustigem Feuerchen hinter Glas in der Mitte des Raums und dem Blick aus den großen Fenstern: Während man an anderen Orten versucht, Industrie möglichst zu verdecken, haben die Gäste hier den freien Blick auf die vier hohen Schornsteine der Volkswagen-Produktion. Ich mag das, weil mich Industriekultur reizt,

In diesem Jahr haben wir uns das Abendessen im Drei-Sterne-Restaurant Aqua gegönnt. Im wahrsten Sinne des Wortes ein einmaliges und unvergessliches Erlebnis.

Hauptspeise im Restaurant Aqua, Teil eines mehrgängigen Menüs.

Infos zur Autostadt in Wolfsburg

  • Die Autostadt erreicht man bequem vom Bahnhof in wenigen Minuten zu Fuß.
  • In der Autostadt verhungert niemand: Es gibt mehrere Restaurants mit saisonalen Angeboten aus regionalen Produkten. Eis, Nudeln und Brot werden hier selbst hergestellt.
  • Außer an Heilig Abend und Silvester hat die Autostadt täglich geöffnet.
  • Vier bis sechs Stunden muss man einplanen um einen Überblick zu bekommen.
  • Der Eintritt an der Kasse kostet für einen Tag pro Erwachsenen rund 20 Euro.

Phaneo und Shopping lohnen auch

Die Autostadt liegt übrigens im so genannten Bermudadreieck zwischen dem Outlet und dem Wissenschaftsmuseum Phaeno. Das ist definitiv nicht nur für Kinder ein tolles Erlebnis: Wir haben 2015 lange nicht so viel gelacht wie im Haus mit dem schrägen Boden. Auch das Outlet Center ist einen Besuch wert: Es ist 2007 das erste innerstädtische in Deutschland gewesen und Teil eines Masterplans für Wolfsburg, um die Stadt für Tourist*innen attraktiver zu machen.

Abendessen in Fallersleben

Bettina, meine Freundin aus Berlin, hatte einen weiteren Tipp für mich: Wer mit der Regionalbahn vier Minuten nach Fallersleben fährt, kann auch niedersächsische Geschichte erfahren. Die kommt ja in Wolfsburg mit seinen gerade einmal 87 Jahren etwas kurz. In Fallersleben aber kann man nach etwa zehn Minuten zu Fuß Richtung Zentrum an Plätzen Fachwerkhäuser bestaunen und Kopfsteinpflaster. August Heinrich Hoffmann von Fallersleben lebte hier, der Dichter, der auch den Text zur deutschen Nationalhymne schrieb, und ihm ist ein Museum in Fallersleben gewidmet. Direkt nebenan, in einer umgebauten Scheune, ist das Alte Brauhaus, ein Restaurant, in dem deftige Speisen serviert werden und ungewöhnliche, selbtsgebraute Biere.

Und wo übernachten in Wolfsburg?

Bei unserem zweiten Besuch haben wir im Innside by Melia gegenüber des Hauptbahnhofs übernachtet – mit Blick auf das VW Werk. Das Frühstück war uns zu teuer – da kann man besser im Das Brot rechts neben der Autostadt ein belegtes Brötchen essen. Die Zimmer waren modern und sauber. Nur das W-LAN in der Hospitality war leider für meinen Zoom-Call zu schwach. Ich bin dort darum auf mobile Daten gewechselt.

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4 Gedanken zu „Ein Wochenende in Wolfsburg

  1. Wolfsburg Antworten

    Hotels gibt es schon genug allerdings sind die in der Woche stark frequentiert durch die vielen Geschäftsreisenden.Deshalb gibt es Rabatte oft nur am Wochenende. Ein Geheimtipp ist das Hotel Einschlaf auch nicht billig aber jeden Cent Wert!

    • BettinaBlass Autor des BeitragsAntworten

      Ja, das Einschlaf! Ich hatte mir die Homepage angesehen und es ist entzückend. Es war mir aber ehrlich gesagt zu teuer.

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