Gärten, Schlösser, Kultur und gutes Essen: Bayreuth hat für ein Wochenende sehr viel mehr zu bieten als Richard Wagner und die Festspiele. Wobei zumindest das Richard-Wagner-Museum bei einem Besuch der Stadt einen Abstecher wert ist: Es ist nämlich sehr modern, an einigen Stellen interaktiv – und durchaus kritisch. Darum habe ich auch einen eigenen Artikel dazu geschrieben.
Tipp: Du willst ganz konkret Tipps zu einem Wochenende in Bayreuth, das gar nichts mit Richard Wagner zu tun hat? Dann lies hier weiter.
Wochenende in Bayreuth: Museumsbesuche
Allerdings ist das Richard-Wagner-Museum nicht das einzig interessante in der Stadt. Ich habe auch im Freimaurer-Museum sehr viel gelernt, bin verzaubert im Porzellanmuseum durch die Geschichte gewandelt, habe in der Jean Paul Stube das erste Mal von historischem Staub gehört und war außerdem im Italienischen Schlösschen im Neuen Schloss. Auch die Katakomben unter der Stadt sind eine Führung wert – Achtung, da kann es kalt werden. Und selbst, wenn man keine Opern mag, sollte man ins Markgräfliche Opernhaus gehen, um dort über die Opulenz zu staunen. Falls du jetzt Lust hast, mehr über die Bayreuther Museen zu erfahren, dann klick diesen Link.
Raus ins Grüne
Ist das Wetter schön, müsst Ihr natürlich die Parks und Grünanlagen in der Stadt anschauen. Dabei ist der Hofgarten auf jeden Fall Pflicht. Schon alleine, weil er so zentral liegt. Ihn durchziehen zwei Kanäle, die man auf geschwungenen Brücken überqueren kann. Unter den alten Bäumen stehen Sitzbänke, und hier kann man wunderbar seine Mittagspause verbringen oder sich erholen, nachdem man Zeit in den benachbarten Museen verbracht hat: Außer dem Neuen Schloss grenzen nämlich auch das Richard Wagner Museum, das Freimaurer Museum und das Jean Paul Museum direkt an den Hofgarten. Ich war im Sommer schon dort, noch besser hat mir der Park aber im Herbst gefallen, wenn man den Blättern beim Fallen zusehen kann und alles in ein goldenes Licht getaucht wird. Das ist eine bezaubernde Stimmung.
Einmal um die Welt im Botanischen Garten: ein etwas anderer Park
Aber auch der Ökologisch-botanische Garten ist einen Besuch wert. Dort kann man durch die Pflanzen der ganzen Welt spazieren – und findet an jeder Ecke andere unbekannte, Blüten, Bäume und Büsche. Ihn erreicht man ganz gut mit dem Bus. Die Haltestelle „Universitätsverwaltung“ ist nur wenige Meter entfernt vom Eingang. Das Besondere am ÖBG, wie der Garten abgekürzt heißt, ist die Anordnung der Pflanzen nach Kontinenten. So kann man dort problemlos durch Asien laufen, die USA durchqueren oder einige Stunden in Afrika verbringen. Der ökologisch-botanische Garten ist allerdings mehr als ein Park in Bayreuth: Hier forschen zum Beispiel Studierende der Biologie und der Geoökologie. Sie zählen Insekten, bestimmen Pflanzen oder suchen nach Schmetterlingen. Doch Besucher sind hier trotzdem immer willkommen.
Der Garten ist von 8 bis 19 Uhr geöffnet, die Häuser sind von 10 bis 15 Uhr für Gäste offen. Und da kein Eintritt verlangt wird, freut man sich hier natürlich immer über Spenden. Die beste Besuchszeit ist im Mai und Juni, dann wenn alles blüht, beispielsweise die Rhododendren. Den ÖBG gibt es schon seit 30 Jahren.
Ich habe meine ersten Aha-Erlebnisse im ÖBG schon zu Beginn. Denn in den zum Garten gehörenden Gewächshäusern sehe ich stachelige Früchte. Eine ist oval und passt in den Handteller, die andere ist deutlich kleiner. Beide fühlen sich außen so sehr nach Plastik an, dass ich nicht glauben kann, dass sie echt sind.
Noch mehr staune ich, als Heike Schwarzer vom ÖBG mir sagt, was ich da halte: Es sind Wildgurken. Die haben nämlich ursprünglich richtige Stacheln. Das zweite Mal staune ich über das Lousiana-Moos, das von den Ästen hoher Bäume bis zum Boden hängt und wie ein gräulicher Vorhang aussieht. Ich habe das schon in den Südstaaten der USA gesehen. Was ich nicht wusste: Es wird als ökologisches Verpackungsmaterial benutzt, um beispielsweise Bananen zu transportieren. Auch eine Wollemina kann man hier sehen, eine jahrmillionenalte Pflanze, die als ausgestorben galt. Und es gibt eine Pflanze, deren Blätter beim Zerreiben nach Erdnuss riechen, die Cassia. Insgesamt stehen in den Gewächshäusern 7000 bis 8000 Pflanzen in Kübeln, die die Mitarbeiter in jedem Frühjahr nach draußen, und im Herbst wieder zurück transportieren müssen.
Im ÖBG gibt es noch mehr erstaunliche Dinge. Da ist beispielsweise ein Gewächshaus, in dem das ostafrikanische Hochgebirge nachgebildet wird. „Wir müssen es jeden Abend bis zum Frost herunterkühlen“, erzählt Heike Schwarzer. Und: „Die Pflanzen haben einige unserer Wissenschaftler selbst von ihren Reisen mitgebracht“. Dann gibt es noch ein Mangrovenhaus mit Riesenseerosenblätter, die bis zu 30 Kilo tragen können, also ein Kleinkind. Oder endemische Pflanzen: Im Nebelwald steht beispielsweise eine kanarische Kiefer, die mit ihren langen, feinen Nadeln das Wasser aus den Wolken kämmt. „Die Einheimischen stellen Eimer unter die Bäume, um das Wasser aufzufangen und zu nutzen“, sagt Heike Schwarzer.
Fürstliche Stimmung in den Parks in Bayreuth – auch in der Eremitage
Etwas außerhalb vom Stadtzentrum ist eine weitere Grünanlage, die ebenfalls einen Besuch wert ist: Die Eremitage mit der Orangerie ist einer der historischen Parks in Bayreuth, die ab 1735 Markgräfin Wilhelmine als Sommerschlösschen nutzte.
Wilhelmine, Schwester von Friedrich II, hat überhaupt viel für Bayreuth gemacht: Sie hat auch das Neue Schloss gebaut und vor allem das Markgräfliche Opernhaus zur Hochzeit ihrer Tochter, das heute UNESCO Weltkulturerbe ist.
Wo essen in Bayreuth?
Die Franken sind bekannt für ihre Küche, Biere, Weine, Fleisch- und Wurstgerichte. Lecker zu essen gehört in Bayreuth also unbedingt zu einem Besuch dazu. Wer gerne gutbürgerlich und bodenständig isst, wird viele Gasthäuser in und um die Fußgängerzone herum finden. Die Geschäfte in der Maximilian- und der anschließenden Richard-Wagner-Straße sind zwar eine etwas merkwürdige Mischung aus Ein-Euro- und Delikatess-Läden, das aber hat keinen Einfluss auf die Qualität der Speisen, die in den dort gelegenen Gasthäusern serviert werden:
Am Marktplatz in Bayreuth fränkisch frühstücken
Da ist zum Beispiel das Oskar, das Wirtshaus am Marktplatz. Das Gebäude ist 600 Jahre alt, war früher Rathaus, später Polizeistelle – und seit 1999 ist es eben eine Gaststätte. Serviert wird dort schon morgens die regionale Küche: Beim fränkischen Frühstück gibt’s natürlich eine Brezel im Brotkorb, Obazda, Leberwurst und Hopfenschinken. Macht ziemlich lange satt.
Geht man die Fußgängerzone noch einige Minuten weiter in die Richard-Wagner-Straße, sind rechterhand kurz vor dem Richard Wagner Museum die Schinner Braustuben. Denkt nicht, dass Ihr dort ohne Reservierung einen Platz bekommen werdet, schon gar nicht am Wochenende. Wir waren um 18.30 Uhr einfach so früh dran, dass wir Glück hatten. Mehrere Gäste musste das Personal leider abweisen. Wir haben unseren großen Tisch natürlich gerne mit einem anderen Paar geteilt.
Verwunderlich ist dieser Andrang nicht: Das Essen war richtig gut. Ich hatte Wildleber, die ich mir niemals zuhause selbst zubereiten würde, und war erstaunt über ihre Festigkeit. Serviert wurde sie mit vielen frittierten Zwiebelringen, Kartoffeln, Apfelstücken und einem kleinen Salat. Von der Hauptspeise angetan, haben wir uns noch für ein Dessert entschieden: Apfelküchlein mit Vanilleeis. Dazu natürlich fränkischer Silvaner und zum Abschluss einen selbstgemachten Haselnussbrand.
Ganz ähnlich das Restaurant Eule, das etwas versteckt in der Kirchgasse liegt. Die Geschichte des Gebäudes und seiner Vorgängerbauten geht bis ins Jahr 1444 zurück. Seit 1838 ist es Gasthaus, und auch Richard Wagner soll hier häufig gegessen haben. Die Eule serviert ebenfalls regionale Spezialitäten, ich hatte Wildbratwürste auf Wirsing mit Kartoffeln.
Modern essen in Bayreuth
Wer’s weniger traditionell wünscht, hat in Bayreuth natürlich auch einige Möglichkeiten – jenseits der Convenience-Ketten. Da ist zum Beispiel das Liebesbier: Wo ganz früher Gär- und Lagerkeller waren und später Pferdeställe und eine LKW-Tankstelle, da ist heute die Brauerei Maisel and Friends mit ihrem großen Gastronomiebereich. Seit Frühjahr 2016 kann man in dem Gebäude von 1887 essen und trinken. Durch die großen Scheiben im Restaurant sieht man die Brauwerkstatt, ein langer, gekachelter Gang mit historischen Fotos an den Wänden führt die Besucher in den Gärkeller, einige Lampenschirme sind aus alten Bierflaschen gemacht, an der hinteren Wand des Raumes stehen Holzfässer.
Bei Maisel an Friends spielt Bier die Hauptrolle
Überhaupt dreht sich hier natürlich alles ums Bier: Gäste können aus einer solchen Vielfalt wählen, wie man sie sonst eigentlich nur vom Wein in den besseren Restaurants kennt. „Wir wollen, dass Menschen Freude an Bier haben, sich dafür begeistern, darüber reden“, sagt Jeff Maisel. Da gehöre es dazu, dass man auch gute Biere von anderen anbietet. Allerdings sind die großen Brauereien außen vor. Mit den kleineren Craftbeer-Anbietern ist man jedoch oft freundschaftlich verbunden. Und Craftbiere spielen auch für Maisel selbst eine große Rolle: „Die wahre Braukunst ist es, wenn ein Braumeister mit nur vier Zutaten immer wieder neue Geschmäcker kreieren kann“, sagt Jeff Maisel. Aus Wasser, Malz, Hefe und Hopfen kann man beispielsweise Aromen erzeugen, die leicht nach Kaffee und Schokolade schmecken und riechen, aber auch welche, die an Limette und Zitrusfrüchte erinnern. „Es kommt auf die Kombination der Zutaten an“, sagt Maisel. Außerdem gibt es viele unterschiedliche Hopfensorten. Und auch die Länge der Malzröstung ändert den Geschmack eines Bieres.
Bei Maisel and Friends gibt es Biere übrigens auch aus großen Flaschen, die sich die Gäste so teilen sollen, wie man eben eine Flasche Wein teilt. Außerdem gibt es zu jedem Gericht eine Bierempfehlung. Auf der Speisekarte steht zwar auch eher bodenständiges Essen, aber nicht die typischen Gerichte. Statt Pulled Pork gibt es beispielsweise Pulled Boar, also gezupftes Wildschweinfleisch, Zander-Weißwürste oder Kürbis-Burger. Das Liebesbier ist also ein Restaurant in Bayreuth, in dem man auch ganz schick essen gehen kann.
Oder lieber einen Kaffee?
Gegenüber des markgräflichen Opernhauses gibt es das kleine Kaffeehaus 1897. Wer dort ein Tischchen bekommen will, muss echt Glück haben – vor allem am Wochenende. Die Bayreuther Opernkugel, die dort als Leckerei in goldener oder schwarzer Folie verkauft wird, fand ich persönlich etwas trocken, aber die Kaffeeauswahl ist schon ganz gut.
Auf einen Cocktail in Bayreuth
Zugegeben: Die Barszene in Bayreuth ist noch etwas entwicklungsbedürftig. Zwar gibt es viele Kneipen, in denen sich Studierende wohlfühlen. Aber wenn’s einen Hauch gehobener sein soll, wird es schwierig. Wir haben die Bar am Kirchplatz gefunden, quasi um die Ecke vom Restaurant Eule. Dort gibt es ungewöhnliche Cocktails, beispielsweise einen mit Popcorn. Mir ist er zwar ein bisschen zu süß, aber gut war er trotzdem – so wie auch die Kombination aus Himbeere und Thymian.
Unerwartet nett, wenn auch nicht ganz zentral ist die Bar im H+ Hotel. Stylish gestaltet mit viel türkisfarbenem Licht und einem Cocktail mit Espresso. Ich bin seit diesem Sommer ja ein großer Fan von H+ Hotels: Da ich oft in Münster übernachte, habe ich dort in sehr vielen Hotels geschlafen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis fand ich im H+ Hotel am besten. Darum habe ich mich auch für das Bonussystem der Kette angemeldet. Und so kam ich auf die Idee in Bayreuth in diesem Hotel in die Bar zu gehen. Das war eine gute Entscheidung.
Als Journalistin halte ich mich an den Pressekodex des Presserats. Die Kosten für die Unterbringung, einen Teil der Verpflegung und die Eintritte während der zwei Tage in Bayreuth 2019 sowie 2016 wurden vom Veranstalter, Bayreuth Marketing und Tourismus, getragen. Die Kosten für die Anreise, die Cocktails und einen Teil der Verpflegung habe ich selbst übernommen.
Dieser Artikel ist ursprünglich aus dem Juli 2016. Er wurde 2019 aktualisiert.