Geschichte verstehen im LVR-Landesmuseum in Bonn

Lamellenpanzer von BODI – nachgebaut

Geht es dir auch so, dass „Frühgeschichte“ oder „Mittelalter“ so theoretische Begriffe sind? Das war halt irgendwann einmal. Und irgendwo. Im LVR-Landesmuseum in Bonn habe ich plötzlich verstanden, dass diese Zeiten überall stattgefunden haben, also auch im Rheinland. Denn im Museum werden Fundstücke gezeigt aus Wesseling, Oberkassel oder Mainz. Tatsächlich sind diese Begriffe also gar nicht so theoretisch. Geschichte war einfach überall. Und in der Ausstellung erfährt man eine Menge über die Lebensweise unserer Ahnen.

Gar nicht altmodisch: Die Architektur des LVR-Landesmuseums in Bonn
Gar nicht altmodisch: Die Architektur des LVR-Landesmuseums in Bonn

Was mich beispielsweise verwundert hat: Unsere Vorgänger hatten schon sehr früh Schmuck. Wozu eigentlich, habe ich mich gefragt. Denn wenn man jeden Tag sein Essen sammeln und jagen muss, ist es irgendwie klar, dass man Werkzeug und Töpfe erfindet. Aber warum hatte man Schmuck? Er hat ja eigentlich keinen Sinn. Außer, man will zeigen, dass es einem wirtschaftlich so gut geht, dass man sich Dinge ohne tieferen Sinn leisten kann. Darüber hatte ich bisher nie nachgedacht.

Sonderausstellungen im Museum

Im LVR-Landesmuseum gibt es auch Sonderausstellungen. Noch bis Mitte Oktober zeigt das Museum einen Grabschatz des Adligen BODI aus Wesel-Bislich. Was mich dabei fasziniert: In seinem Grab fand man Granate, die aus Nordindien kommen. Und das im frühen Mittelalter! Wer hatte diese Edelsteine zu dieser Zeit auf welchem Weg in den Westen des heutigen Deutschland gebracht? Auch ein sechsjähriger Junge wird in der Ausstellung erwähnt. Man hatte ihn um 537 im Dom in Köln begraben. Bei sich hatte er seine zwei Schwerter. Ein Junge, gerade sechs Jahre alt! Wie hat sich unsere Gesellschaft seither entwickelt und gewandelt? Und auf der anderen Seite: Wie aktuell ist dieses Thema in Zeiten, in denen Minderjährige ein anderes Kind erstechen?

BODI – eine Reise ins Mittelalter im LVR-Landesmuseum

Gelernt habe ich in der Ausstellung außerdem, dass es Rüssel- und Sturzbecher für Getränke gab. Den Sturzbecher hat man übrigens auf einen Zug geleert. Es hat die Größe eines großen Kölschglases. Wenig überraschend: zu viel Alkohol hat schon damals zu Unfällen, Streit und tödlichen Übergriffen geführt. Hier ist die Gesellschaft offensichtlich nicht schlauer geworden.

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Wie Wissenschaftler*innen arbeiten

Zur BODI-Ausstellung gibt es auch ein Forscherlabor. Dort sollen vor allem Schulklassen erfahren, wie Wissenschaftler*innen eigentlich arbeiten. Knochenanalyse, Röntgen, CT, Mikroskope: Welche Instrumente setzten sie ein, um mehr über BODI zu erfahren? Ich finde, auch als Erwachsene*r sollte man sich damit auseinandersetzen. Ich zumindest habe mich ein bisschen wie ein weiblicher Indiana Jones gefühlt, als ich durch Lupen auf Textilien und Holz geschaut habe und versuchte, Glasscherben zusammenzusetzen. Im LVR-Landesmuseum in Bonn arbeiten übrigens 13 Restaurator*innen. Das Museum hat unter anderem eine eigene Röntgenanlage.

Tipp: Die Sparkasse KölnBonn hat eine Bildungspartnerschaft mit dem LVR-Museum speziell zu dieser Ausstellung.

Mit dem Zug ins LVR-Landesmuseum

Das LVR-Landesmuseum erreicht Ihr super mit der Bahn: Von Köln etwa 20 Minuten mit einem Regionalexpress oder einer Regionalbahn. Den Hauptbahnhof Bonn nicht Richtung Stadtmitte, sondern in die andere Richtung verlassen. Dann rechts etwa 10 Minuten zu Fuß. 

Im Museum ist auch ein Café. Da die Bedienung uns aber mehrfach ignoriert hat, sind wir wieder gegangen.

Wo ist das LVR-Landesmuseum?

Das LVR-Landesmuseum ist in der Colmantstraße 14-16 in Bonn.

Der Artikel vom Sommer 2022 wurde im März 2023 aktualisiert.

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