Nein, Antwerpen ist nicht lieblich wie Brügge oder Gent. Antwerpen ist unerwartet vielfältig: eine Kathedrale, die gleichzeitig eine Kunstsammlung ist, ein Museum, das UNESCO Weltkulturerbe ist, ein jüdisches Viertel mit vielen Diamantenläden und dann auch noch das Thema Mode. Kurz gesagt: Die belgische Stadt Antwerpen bietet mehr als genug, um ein Wochenende dort zu verbringen.
Museumsbesuch in Antwerpen
Eigentlich hatte ich kein großes Interesse daran, das Red Star Line Museum zu besuchen, schließlich kenne ich das Auswandererhaus in Bremerhaven. Zugegeben, ganz so schön ist das Pendant in Antwerpen nicht. Aber auch dort wird erzählt, welchen Weg europäische Auswanderer*innen früher gehen mussten, um Armut und Verfolgung hinter sich zu lassen, und um in einem neuen Land ein anderes Leben zu beginnen. Ich bin sehr froh, dass wir dort waren, denn das Museum geht unter die Haut und vermittelt ein aktuelles Thema mit modernster Technik.
Tipp: Man sollte dafür Zeit einplanen. Das Museum kann nur Wissen vermitteln, wenn man sich Videos ansieht, Tonfragmente anhört oder sich an interaktiven Terminals seine eigene Auswandereroute zusammenstellt.
Vom Drucker-Museum zum Maler-Museum
Auch das Museum Plantin-Moretus ist toll. Dort spaziert man durch das Wohnhaus des Druckers, bestaunt seine wunderschöne Bibliothek mit Büchern, die so viel älter sind, als wir je werden werden. Und man lernt viel über die Kunst des Druckens. Das Museum wurde meiner Meinung nach zurecht von der UNESCO ausgezeichnet.
Wer die Besichtigung etwas lebhafter gestalten will, lädt sich die Antwerp Museums App herunter. Dort gibt es einen etwa einstündigen Rundgang, in dem auch Tonaufnahmen eingearbeitet sind. Hat man also Kopfhörer dabei, bekommt man einen recht guten Einblick in das Leben und Arbeiten in dieser Zeit. Allerdings sollte man dann auch auf genügend Akku achten. Bei meinem alten Smartphone war der Akku schnell leer, aber die Führung noch nicht zu Ende.
Ähnlich ist das Rubens-Haus, aber deutlich voller. Dort erfahren Besucher viel über das Leben des bekannten Malers. Natürlich hängen hier auch viele seiner Bilder – wie übrigens auch in der Liebfrauenkathedrale. Sie ist eine gelungene Mischung aus Gotteshaus und Kunstausstellung ist. Wir waren außerdem im Musikinstrumentemuseum in der ehemaligen Fleischhalle – ein tolles Gebäude. Die Ausstellung selbst finde ich etwas speziell. Mit dem Modemuseum der Stadt konnte ich mich nicht wirklich anfreunden. Dort gab es eine Ausstellung zu Hermès – nicht mein Geschmack. Aber da der Preis mit der City Card frei war, bin ich zumindest kurz durchgegangen.
Ganz verschiedene Stadtviertel
Auch wenn man sich nicht für die Museen der Stadt begeistern kann, ist Antwerpen einen Besuch wert. Da ist das Hafenviertel mit einigen modernen Gebäuden. Im MAS Museum übrigens kann man ohne Eintritt zu bezahlen bis auf die Dachterrasse fahren. Von dort hat man einen guten Blick über die Stadt. Rund um das Rathaus am Grote Markt und in den Seitenstraßen ist Antwerpen pittoresk. Hier führt eine App zu den Stellen, die für die Diamentenindustrie wichtig sind. So lernt man eine Menge über die Geschichte und die Handwerkskunst dahinter.
Die Fahrt zum Theaterplein ist an einem Samstag auf jeden Fall empfehlenswert, denn dort gibt es den Exotic Markt. Würstchen, Käse, Waffeln, Gemüse oder kleine asiatische Speisen – hier gibt es alles zu fairen Preisen, und satt wird man auch. Die Haltestelle Meir führt direkt in die Einkaufsmeile in Antwerpen: In der Fußgängerzone reihen sich hier die üblichen Geschäfte aneinander. Das ist nicht so mein Ding. Ich war aber dort, um Schokolade von The Chocolate Line zu kaufen. Außerdem ist hier das Rubenshaus.
Am Hauptbahnhof, der an sich schon eine Attraktion ist, kommt man dann ins Diamantenviertel. Dass hier wertvolle Ware verkauft wird, sieht man den Häusern über ganze Straßenzüge nicht an. Wir hatten in dieser Gegend trotzdem hervorragendes Essen, und zwar im Hoffy’s. Dort kann man sich jüdische Speisen mitnehmen – oder man setzt sich im hinteren Teil des Geschäftes an einen eingedeckten Tisch. Wir hatten uns einen großen Teller mit vielen Happen bestellt. Die traditionellen Speisen waren eine Mischung aus Fischterrine, Hühnchen, Gemüsepastete und Kalbsröllchen. Lecker war’s!
Nicht weit entfernt ist außerdem China Town. Dort gibt es viele asiatische Restaurants. Wir haben im China Star ein Menü für zwei gegessen, mussten an einem Samstagabend aber auch gut 20 Minuten auf einen Tisch warten.
Spartipps für Antwerpen
Wer mit dem Auto kommt, sollte sich ein Parkhaus am Stadtrand suchen. Im Parkhaus Centraal spart man ordentlich Geld, wenn man seinen Stellplatz schon von zuhause über das Internet reserviert. Direkt am Parkhaus ist ein Zugang zum Hauptbahnhof. Dort gibt es eine Touristeninformation. Wer sich hier die Antwerp City Card kauft, hat schon die erste Fahrt in die Stadt kostenlos.
Der Artikel von 2017 wurde im Dezember 2022 aktualisiert.