Köln: Was man im Alltag gerne übersieht

Erinnerung an den Klingelpütz

Einfach so vorbeigegangen. An einer Plakette, einem Denkmal, einem Brunnen oder einer Skulptur. Dabei haben diese meistens einen Sinn. Sie erinnern an etwas oder jemanden. Um die Erinnerung wach zu halten, muss man darüber berichten, denn sonst werden viele Dinge vergessen. Weil man sie im Alltag eben übersieht. Diese Liste wird fortwährend ergänzt werden.

Erinnerung ans Gefängnis

Erinnerung an das Unrecht während des Nationalsozialismus

Klingelpütz klingt so niedlich. Das Wort steht aber für ein ehemaliges Gefängnis, das mitten in Köln war. Während des Nationalsozialismus sind dort viele Menschen unschuldig hingerichtet worden. Und daran erinnert dieses Denkmal im Park auf dem ehemaligen Gefängnisgelände.

Ein Hauseingang an der U-Bahn

Ist Euch schon einmal das rotbraune Tor aufgefallen, das am U-Bahn-Ausgang am Appellhofplatz steht? Nur wenige Meter der Neven-Dumont-Straße entfernt? Es heißt Notariatsportal, weil es Anfang des vergangenen Jahrhunderts zu einem Haus gehörte, in dem eben ein Notariat war. Es ist so leicht zu übersehen, aber trägt so viel Geschichte in sich.

Appellhofplatz: Am U-Bahn-Ausgang gedenkt man Widerständlern

Appellhofplatz: U-Bahn-Ausgang
Appellhofplatz: U-Bahn-Ausgang

Seid Ihr schon einmal am Appellhofplatz ausgestiegen? An dem Ausgang am Stadtmuseum? Und habt Ihr Euch da das Dach über dem Ausgang näher angesehen? Das ist ein Gedenken an diejenigen, die im Nationalsozialismus im Widerstand waren. 20.000 von ihnen wurden ermordet.

Mitten auf der Kreuzung: Reste eines römischen Turms

Schonmal gesehen? Das ist der Lysolphturm

Da, wo die Burgmauer und die Tunisstraße aufeinanderstoßen, wo also täglich sehr viele Autos vorbeibrettern, stehen römische Überreste. Die Autofahrer können den Turmstumpf nicht sehen, weil er etwas unterhalb der Straße ist. Aber auch Fußgänger gehen wahrscheinlich oft achtlos an dem halben Turmfundament vorbei, auf dem früher der Lysolphtum stand. Er war Teil der ehemaligen römischen Stadtmauer. Wer das nicht weiß, kann es im Vorbeigehen kaum erfahren, denn ein Hinweisschild ist nur unten, am Fuß der steilen Treppe, direkt neben dem Turm angebracht.

Adolph Kolping, Begründer des Kolpingwerks und Priester

Ist Euch mitten in der Stadt eigentlich schon einmal das Denkmal für Adolph Kolping aufgefallen? Kolping war Sozialreformer, katholischer Publizist und nach seinem Theologiestudium Priester. In Mülheim beispielsweise gibt es ein Bildungswerk in seinem Namen: Sein Ziel ist es, Menschen unabhängig vom Alter, Geschlecht, ihrer Herkunft und Religionszugehörigkeit durch Bildung zu befähigen, ein selbständiges und eigenverantwortliches Leben zu führen. Das Denkmal steht vor der Minoritenkirche, in der er begraben ist. Die zweite Figur ist ein Geselle, der auf Wanderschaft geht und von Kolping verabschiedet wird.

Mit vielen chinesischen Würden ausgezeichnet

Hast du schon einmal den Namen Schall von bell gehört? Ich bis neulich noch nie. Dabei ist Johann Adam Schall von Bell eine durchaus interessante Person: Er war der Sohne einer Kölner Adelsfamilie und ging 1618 als Missionar nach China. 1644 wurde er Direktor des astronomischen Amtes in Peking und erhielt Ehrungen wie nie vor oder nach ihm je ein Ausländer. An ihn erinnert eine etwas unförmige Skulptur in der Minoritenstraße in der Altstadt-Nord.

Erich-Klibansky-Platz erinnert an traurige Zeit

Ihr habt den Namen Erich Klibansky noch nie gehört? Ging mir auch sehr lange so! Er war Leiter einer jüdischen Schule und wurde von den Nationalsozialisten deportiert und getötet. Ihm ist ein Plätzchen in der Altstadt-Nord gewidmet, gegenüber dem Hotels Pullmann. Weiter hinten auf diesem kleinen Platz ist zudem der Löwenbrunnen. Er erinnert daran, dass von dort im Nationalsozialismus Kinder in Konzentrationslager deportiert wurden.

Übersieht man schnell: Jupp Schmitz

Die Skulptur gehört zu meinen Lieblingen. In der Altstadt-Nord, auf dem Jupp-Schmitz-Plätzchen, steht eine Erinnerung an eben jenen Sänger und Unterhaltungskünstler. Sie zeigt Schmitz am Klavier, eine Narrenmütze auf dem Kopf – und besonders süß finde ich das Engelchen, das über den Flügel lugt. Jupp Schmitz hat unter anderem „Es ist noch Suppe da“ oder „Am Aschermittwoch ist alles vorbei“ geschrieben und gesungen.

Nicht ganz so gelungen finde ich die Statue von Willi Ostermann, die vor einem Gasthaus am Heumarkt steht. Sie ist mir irgendwie zu grob. Da ist das ihm gewidmete Plätzchen mit dem Brunnen ganz in der Nähe hübscher. Willi Ostermann hat unter anderem „Heimweh noh Kölle“ geschrieben, besser bekannt als „Ich mööch zo Foß no Kölle jonn“. Mehr über den Kölner Karneval lest Ihr in einem eigenen Artikel.

Rosa-Winkel-Mahnmal am Rheinufer

Ich finde ja, das Rosa-Winkel-Mahnmal steht etwas versteckt am Rheinufer in Köln, und schmutzig ist es auch. Kein Wunder, dass viele im Alltag achtlos daran vorbeigehen. Das Mahnmal erinnert an die schwulen und lesbischen Opfer des Nationalsozialismus – und es steht am Rhein schon seit 1995. Das rosa Dreieck wurde im Nationalsozialismus benutzt, um Schwule zu kennzeichnen. Sie wurden aufgrund ihrer sexuellen Neigung in Konzentrationslager gesperrt und ermordet.

Wo die Synagoge in der Körnerstraße in Ehrenfeld stand

Gedenktafel an die niedergebrannte Synagoge

In Köln-Ehrenfeld gab es einst eine Synagoge. Sie stand in der Körnerstraße und wurde 1938 in der Reichspogromnacht zerstört. 2007 brachte man dem Gebäude, das heute am Platz der Synagoge steht, eine Gedenktafel an. Sie ist nicht sehr auffällig, teilweise verborgen hinter einem Busch, und das darunter stehende Gedenklicht samt Blumenstrauß ist nicht besonders ansehnlich. Falls Ihr sie sucht: Die Gedenktafel hängt an dem Haus direkt neben dem Hochbunker.

Gedenken an die Aids-Toten

Wer in der Altstadt unterwegs ist, hat sicherlich schon einmal die Pflastersteine gesehen, in die Männernamen graviert sind. Diese Kunstinstallation „Namen und Steine“ ist denjenigen gewidmet, die in den vergangenen Jahrzehnten an Aids gestorben sind.

Bierbrunnen in der Schildergasse

Den Brunnen in der Schildergasse habt Ihr sicherlich alle schon gesehen. Manche denken bei seinem Anblick an einen Vibrator. Die Granitsäule heißt aber auch „Bierbrunnen“ – und zwar weil tatsächlich unterirdische Leitungen zu einem Bierwagen in einer Nebenstraße führen. So konnte man zumindest früher dort zu bestimmten Festen Bier aus dem Brunnen zapfen. Im übertragenen Sinn soll der Brunnen an das ehemalige Zunfthaus der Bierbrauer erinnern, das früher dort in der Nähe stand.

Wasser statt Bier kommt aus der Granitsäule in der Schildergasse

Edith Stein, Nonne, Philosophin, Frauenrechtlerin

Am Börsenplatz, also mitten in Köln, steht das Denkmal, das Edith Stein gewidmet ist. Sie war Philosophin, Frauenrechtlerin und Nonne und wurde in Auschwitz ermordet.

Wo August Horch am Audi gearbeitet hat, übersieht man leicht

Kennt Ihr die Sparkasse auf der Venloer Straße in Köln-Ehrenfeld? Bestimmt! Möglicherweise habt Ihr dort sogar schon einmal am Automaten Geld abgehoben. Aber habt Ihr jemals einen Blick auf die goldene Tafel geworfen, die rechts am Haus einige Meter über Eurem Kopf hängt? Solltet Ihr mal machen, da steht nämlich, was in diesem Haus 1899 passierte:

August Horch
August Horch

Ein Mann mit Namen August Horch entwickelte hier Pläne für ein Auto. „Horch“ – wo sind die Lateiner? Genau, hier ist das Geburtshaus des Audi. Mitten in Köln-Ehrenfeld. Und täglich gehen und fahren tausende Menschen an diesem Haus, an diesem Schild vorbei, ohne es zu bemerken. Sie übersehen es einfach. Das hat sich hoffentlich durch diesen kleinen Beitrag für immer geändert – zumindest bei dir.

Der Artikel wurde zuletzt im Juli 2020 aktualisiert

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