Nur etwa eine Stunde fährt man von Las Palmas mit dem Mietwagen in die Berge im Norden von Gran Canaria, und schon ist man in einer ganz anderen Welt. Hier sind Kleinstädte und Dörfer die Anziehungspunkte für die Tourist*innen. Dort gibt es keine Museen mit großer Kunst, keine architektonischen Meisterleistungen oder Spitzenrestaurants, aber ein noch authentisches, kanarisches Leben. Unser Weg führte uns nach Teror, einem Ort, der für sein Wasser bekannt und außerdem Anziehungspunkt für Pilger ist.
Zisterzienserkekse aus dem Kloster im Norden von Gran Canaria
Kommt man mit dem Auto nach Teror, sind am Ortseingang Parkplätze ausgewiesen. Die sollte man am besten sofort ansteuern, denn wenn man den Schildern zu den Sehenswürdigkeiten folgt, verliert man sich schnell in einem autobreiten Gewirr von Gassen, teilweise mit einem Steigungsgrad, der an Skischanzen erinnert.
Das Zisterzienserkloster Monasterio Cisterciense ist ausgeschrieben. Besichtigen kann man es nicht, aber der steile Weg nach oben lohnt sich trotzdem: Ist das Metallgitter geöffnet, steigt man die wenigen Stufen nach oben und betritt eine Vorhalle. Links ist ein hölzerner Drehschrank in einer Nische. Dort steht, wann man klingeln und im Kloster gebackene Kekse kaufen kann. Um die Nonnen auf sich aufmerksam zu machen, nutzt man den kleinen, unbeschrifteten Plastikknopf rechts von diesem Drehschrank, der so unscheinbar aussieht, als ob er bei diesem Vorhaben keine Rolle spiele.
Sobald man ihn gedrückt hat, erstarrt man vor Schreck, denn die damit verbundene Klingel ist höllisch laut. Doch nur Sekunden später fragt eine nette Stimme auf Spanisch, was man möchte. Die Kommunikation ist tatsächlich nicht ganz einfach. Während des Gesprächs bekommt man durch den Drehschrank hinter Glas die unterschiedlichen Kekse gezeigt, dann legt man 3,50 Euro in den Drehschrank, dafür kommt auf der anderen Seite dann die gewünschte Kekspackung heraus.
Ich hatte zugegebenermaßen keine Ahnung, was ich bestellte, als ich mich für „Trucha“ entschied. Zwar weiß ich, dass Trucha das spanische Wort für Forelle ist, aber das sagt ja wenig über einen Keks aus. Ich war ehrlich gesagt beim Reinbeißen enttäuscht, denn eine Füllung mit Süßkartoffeln ist nicht so meins. Hätte ich mal die Bollos de Anis genommen.
Wallfahrtskirche: Basilica de la Virgen del Pino
Unten im Ort ist die Basilica de la Virgen del Pino, ein Wallfahrtsort im Norden von Gran Canaria. Als wir dort waren, wurde gerade die Festwoche für die Insel-Schutzheilige eröffnet. Dementsprechend galten andere Öffnungszeiten. Um die Statue der Jungfrau bewundern zu dürfen, sollte man um 11 den Hintereingang nehmen. Als wir um 10 vor 11 dort ankamen, standen bereits etwa zehn Leute vor der noch verschlossenen Tür.
Wir reihten uns aus Neugierde in die Schlange, die um 10 nach 11 schließlich eintreten durfte. Es begann ein Rennen in den oberen Stock, weil dort alle möglicht gute Plätze nahe bei der Statue haben wollten. Wir schauten uns stattdessen schnell das zugehörige Museum an. Dort werden die Gewänder der Jungfrau gezeigt – sie bekommt in jedem Jahr ein neues. Außerdem stehen dort ganz unterschiedliche Geschenke, die man ihr gemacht hat, darunter Fußbälle oder ein Helm mit der Unterschrift des Rennfahrers Fernando Alonso, der hier 2011 war.
Rum aus dem Norden Gran Canarias
Etwa eine halbe Stunde mit dem Mietwagen von Teror ist Arucas. Der Ort im Norden von Gran Canaria ist bekannt für seinen durchaus hübschen botanischen Garten und die Kirche mit ihren spitzen Türmen. Sie war leider geschlossen, als wir dort ankamen. Dafür bekamen wir noch zwei Plätze bei einer Führung durch die Destillerie Arehucas. Sogar Willy Brandt war dort schon, seine Signatur ziert ein Faß, so wie auch die Unterschrift von Julio Iglesias und anderen bekannten Künstler*innen und Politiker*innen. Die Führung kostet 3,50 Euro (Stand 08/2018), und man bekommt wie in jeder Destillerie den Produktionsprozess erklärt.
Da Zuckerrohr, die Grundzutat für Rum, der hier hergestellt wird, aber nur zwei Monate im Jahr geerntet und verarbeitet werden kann, sieht man leider nicht viel. Allerdings bekommt man im Fabrikverkauf sowohl den Rum, der so süß wie Likör ist und als Ron Miel überall auf Gran Canaria ausgeschenkt wird, als auch den Likör, der nach dem bekannten Dessert der Insel, Bienmesabes, schmeckt: sehr süß, ein bisschen nach Mandel.
Achtung, für die Rückkehr von Gran Canaria gelten Sonderregeln! Das heißt, Ihr dürft nicht so viel Alkohol mitbringen wie aus europäischen Ländern sonst üblich.
Fischerdorf im Norden Gran Canarias
Wir fahren eine weitere Stunde an der Küste im Norden von Gran Canaria entlang bis zu Puerto de las Nieves, ganz im nördlichen Westen. Das Fischerdorf ist ganz in blau und weiß gehalten und erinnert irgendwie an Griechenland. Das Meer kann dort an der Promenade mit dem Outdoorfitnesspark recht rau sein und der Wind ordentlich wehen. Wir wollten dort eigentlich Fisch essen, denn dafür ist der Ort bekannt. Allerdings sind die Restaurants über die Mittagszeit überlaufen. Weil der Wind so stark ist, versuchen die Restaurantbesitzer*innen, die draußen sitzenden Gäste etwas zu schützen. Dazu haben sie ihre Tische mit Glaswänden abgeschirmt und Kunststoffdächer darüber gespannt. Bei der kanarischen Sonne kann so schnell der Eindruck einer Gewächshausatmosphäre entstehen. Uns war es zumindest zu voll und zu stickig, darum haben wir das Essen verschoben. Auf der Autobahn kommt man in etwas mehr als einer Stunde nach Las Palmas zurück.