Ibiza, damit verbindet man Clubs, in denen mehrere tausend Menschen zu harten Beats die Nacht durchtanzen. Man denkt an die Schönen und Reichen auf ihren Yachten, Champagner schlürfend. Im Sommer mag es auf der Balearen-Insel tatsächlich so sein. Wer sie im Winter besuchen möchte, sollte sich auf etwas anderes einstellen: Viele Geschäfte und Restaurants sind geschlossen – vorallem über die Feiertage. Das hat jedoch auch Vorteile: Man kann die Schönheit der Natur und die Ruhe dort in vollen Zügen und bei ausgedehnten Spaziergängen und kurzen Wanderungen genießen.
Ein Tag in Eivissa
Ein bisschen Kultur gibt es aber auch: Die wichtigste Stadt der Balearen-Insel Ibiza und gleichzeitig die größte, ist Eivissa. Sie wird überragt durch eine Festung auf einem Berg, die aus der Zeit der Karthager stammt und heute UNESCO Weltkulturerbe ist. Durch von hohen Mauern gesäumte Straßen mit Kopfsteinpflaster wandelt man hier durch ein Stück Geschichte. Zur Weihnachtszeit hängen aus einigen Häusern Fahnen mit dem Jesuskind. Es Soto wird dieser Teil der Stadt genannt, Oberstadt. Hinein und hinaus kommt man nur durch wenige Tore in den dicken Mauern. Über die Weihnachtstage ist Es Soto menschenleer, fast geisterhaft. Im Sommer sollen sich mehrere tausend Touristen gleichzeitig durch die Gassen drücken, um den Hauch der Geschichte zu spüren und den Blick auf den Hafen zu genießen.
Unterhalb von Es Soto, am Rande der Altstadt, ist eine der wenigen historischen Sehenswürdigkeiten Eivissas und sogar ganz Ibizas: die Nekropolis, eine Totenstadt. Die Karthager bestatteten hier ihre Toten in Grabkammern. Im zugehörigen Museum gibt es Geschichtsunterricht über den Tod, das Balsamieren der Körper, die Grabbeigaben, die Bestattungsarten. In Vitrinen stehen und liegen Lampen und Lämpchen, Schmuckstücke, Krüge – alles, was man in den Ausgrabungen gefunden hat. Auf dem Gräberfeld führt eine Holztreppe in eine Gruft mit Steinsärgen in den Nischen.
Einige Ecken weiter Richtung Hafen tobt dagegen das Leben. Zumindest soll es so im Sommer sein, im Winter sind viele Restaurants und Geschäfte geschlossen. Trotzdem finden sich in den Straßen und an den Plätzen der unteren Altstadt Möglichkeiten, Tapas zu essen und ein Glas Wein zu trinken. Speziell über die Weihnachtstage ist das Angebot jedoch sehr begrenzt. So ist es auch im Hafenviertel: Wer aus der Altstadt kommt, kann das gesamte Hafenbecken entlanggehen. Zunächst vorbei an den Fähren nach Formentera, dann um die Ecke in den Yachthafen.
Die Höhlen von Can Marca
Eine weitere Sehenswürdigkeit auf der Baleareninsel sind die Höhlen von Can Marca. Dort finden regelmäßig Führungen durch das Berginnere statt, die etwa 40 Minuten dauern. Der Eintritt ist mit gut zehn Euro (Dezember 2014) pro Erwachsenem nicht günstig. Dafür geht man durch eine ehemalige Schmugglerhöhle, die über 100.000 Jahre alt sein soll. Durch langsam tropfendes Wasser wachsen Säulen vom Boden in den Himmel und von der Decke gen Boden, Stalakmiten und Stalagtiten also. Die Tropfsteinhöhle ist an einigen Stellen rot und blau beleuchtet, künstlich wurde ein Wasserfall geschaffen, wie er vor sehr vielen Jahren wohl einmal existierte. Die Höhle zieht sich über mehrere Ebenen, in der mittleren sind die grünleuchtenden Seen der Wünsche. Sehenswert, finde ich – ganz im Gegensatz zu den Höhlen auf Madeira.
Von Ibiza nach Formentera
Wem Ibiza schon tot im Winter erscheint, der war noch nicht auf Formentera. Dort ist es, nachdem sich die kleine Passagierguppe nach der Ankunft im Hafen verlaufen hat, still. Richtig still. Autovermieter, Cafés, Restaurants – nichts ist geöffnet. Man hört lediglich den Wind als Dauerhintergrundgeräusch. Und die straff gezogenen Metallseile an den Yacht-Mästen klingen wie ein entferntes Hämmern.
Am Ende des Hafens kommt man auf den Deich. Dort dominiert das Rauschen der Wellen. Sonst ist es ruhig. Ganz ruhig. An der Küste entlang führt ein Wanderweg zu einer Meerenge. Die Landzunge, die sich etwa fünf Kilometer zieht, ist so schmal, dass man auf beiden Seiten das Wasser sieht. Es ist klar in Küstennähe, wird dann türkis und tiefblau. Der Weg führt an einigen im Winter geschlossenen Cafés vorbei, wird schließlich felsig und endet an einer roten Flagge. Ein Künstler hat in dieser Ecke einen Steingarten angelegt: Der Tanz der Steine mit dem Meer.
Auf der anderen Seite der Landzunge führt der Weg zurück über einen Feldweg bis zum Hafen. Die insgesamt zehn Kilometer sind gut zu schaffen, wenn man vormittags auf Formentera ankommt und am späten Abend zurückfährt. Allerdings sollte man nicht unterschätzen, das große Teile der Strecke an der Küste durch den Sand führen. Dort sackt man bei jedem Schritt ein, das macht das Gehen anstrengend.
Ibiza im Winter: pro & kontra
Gegen einen Urlaub im Winter auf Ibiza spricht:
- Viele Restaurants sind geschlossen. Wer eine Ferienwohnung gemietet hat, sollte sich Notfallversorgung für die Feiertage mitbringen.
- Abends ist es zu kalt für laue Nächte auf dem Balkon.
- Es kann in den Zimmern und Wohnungen recht kalt sein, denn Heizungen wie in Deutschland gibt es kaum. Kleine Öfen wärmen jedoch nicht im gleichen Maße.
- Die Temperatur eines Tages kann alle vier Jahreszeiten abdecken. Man muss darum viel und auch sehr warme Kleidung mitbringen.
Die Vorteile des Winter-Urlaubs auf der Insel:
- Die Straßen sind vor allem an den Weihnachtstagen leer. Wir fahren über die Insel, als ob es keine anderen Menschen gäbe.
- Man findet immer einen Parkplatz.
- Tagsüber scheint in der Regel die Sonne, es hat bis zu 20 Grad.
- Die Sehenswürdigkeiten sind menschenleer. Man kann sich also in aller Ruhe umsehen.