30 Euro für 90 Minuten in der Udo Lindenberg Erlebniswelt Panik City auf der Hamburger Reeperbahn? Das ist ein Wort! Ich denke kurz darüber nach, ob mir der Besuch die Summe wert ist. Da fällt mir ein, dass ich im Juni 2016 auf seinem Konzert in der Lanxess Arena war – nicht ganz freiwillig. Mein Mann musste Überzeugungsarbeit leisten. Heute bin ich ihm dankbar dafür, denn das Konzert war der Hammer. Udo Lindenberg mag zwar biologisch gesehen über 70 sein. Vor allem ist er aber eines: ein wunderbarer Entertainer. Also kann seine im März eröffnete Panikcity so schlecht gar nicht sein – ich kaufe mein Eintrittsticket.
Was mich geärgert hat
Und ärgere mich zunächst, dass ich meine Handtasche mit Geldbeutel und Handy in einem Schließfach lassen muss – das kostenpflichtig ist. Ich finde, bei dem Eintrittspreis dürften die Schließfächer kostenlos sein. Auch im Shop, in dem man am Ende der Tour landet, ärgere ich mich: Wir kaufen dort für einen Freund Eierlikör – und es gibt keine Tragetaschen. Da wir noch den ganzen Tag in Hamburg unterwegs sein werden, kaufen wir notgedrungen einen Stoffbeutel. Das ist, finde ich, Geldmacherei.
In der Panik City zurück auf Anfang
Aber zurück zum Anfang der Tour: Wir betreten die virtuelle Raucherlounge des Hotel Atlantic, in dem Udo Lindenberg lebt. In fetten Ledersesseln oder auf deutlich unbequemer aussehenden Bänkchen sitzen wir zunächst in einem Kino mit einer sehr langen Leinwand. Dort erfahren wir einiges über das Leben des Musikers. Ganz nett zur Einstimmung. Dann gehen wir weiter in den nächsten Raum, genauer gesagt nach Gronau. Dort lernen wir Udo Lindenbergs Familie und Heimat kennen. Natürlich nur virtuell: Bilder hängen an den Wänden, und seine Schwester sowie ehemalige Bandmitglieder unterhalten sich von Monitor zu Monitor, während in Gronau eine Skulptur zur Erinnerung an den berühmten Sohn der Stadt aufgestellt wird. Gronau ist übrigens in NRW, an der Grenze zu den Niederlanden. Und dort gibt es ein großartiges Rock- und Popmuseum.
Weiter geht’s ins Tonstudio: Zu zweit stehen wir an je einem Mikro und singen „Ich mach mein Ding, egal was die andern sagen“. Das Ganze wird natürlich aufgenommen, und dank Passwort können wir uns zuhause das Video unseres Chores mit dem eingeblendeten Udo Lindenberg herunterladen. Leider auch die Videos aller anderen Gäste, die an diesem Tag zur Führung da waren. Ob das so DSGVO-konform ist, weiß ich nicht.
Von der Panik City in die DDR und zurück
Jetzt kommen wir in einen Raum, der von ziemlich duster schnell grellhell wird. Mit einem Tablet und Kopfhörer nutzen wir Augmented Reality, um einige Geschichten zu Udo Lindenbergs Beziehung zur DDR zu hören. Da liest ein virtueller Offizier aus der echten Stasi-Akte, wir sehen Nachrichtenausschnitte und hören, wie Fans damals über das Konzert dachten. Im Zimmer nebenan malen wir an Multifunktionstischen digitale Zeichnungen des Künstlers mit den Fingern aus und senden sie uns per eMail nach Hause. Und schließlich, nachdem wir auf einer weiteren Leinwand viele politische Statements von Udo Lindenberg gehört haben, ziehen wir noch eine VR-Brille unter dem Sitz hervor und stehen plötzlich mit der Band auf der Bühne beim Konzert.
Schade, dass die 90 Minuten so schnell vorbeigegangen sind, denke ich. Und ja: Ich würde es wieder tun!
Eine ähnliche Erlebniswelt habe ich übrigens in Stockholm besucht. Sie ist – natürlich – ABBA gewidmet. Und auch dort hatte ich großen Spaß.