Büdchen in Köln-Ehrenfeld

Hell erleuchtet
Eckhaus-Büdchen
Eckhaus-Büdchen

Heute ist der 1. Tag der Trinkhallen im Ruhrgebiet: An Buden und Kiosken gibt es Musik, Literatur und viel mehr. Nun ist Köln zwar nicht im Ruhrgebiet, aber eine Büdchenkultur haben wir hier schon auch. Zum Glück, denn was, wenn die Party in vollem Gange ist – und das Kölsch ausgeht? Oder man spät nach Hause kommt – und kein Mineralwasser mehr im Kühlschrank hast? Dir fehlen am Wochenende Hygieneprodukte? Mit etwas Glück bekommst du alles drei im Büdchen deines Vertrauens, denn dort hat man lange geöffnet, auch dann noch, wenn der Supermarkt längst geschlossen hat. Trotzdem: gerade innerstädtisch sind die Zeiten für Büdchenbesitzer schwierig geworden. Viele Supermärkte haben sehr lange geöffnet und natürlich eine breitere Auswahl, und auch an Tankstellen bekommt man Getränke, Snacks, Zigaretten, Zeitschriften und andere wichtige Dinge.

Ich habe mich gefragt, wie viele Büdchen es eigentlich auf der Venloer Straße gibt, und zwar zwischen der Moschee und der Äußeren Kanalstraße. Was schätzt Ihr? Sind es fünf oder 15? 25 oder vielleicht 30? Ich gebe zu, ich habe mich sehr verschätzt: Über 20, hätte ich gedacht, tatsächlich sind es gerade einmal 13. Das erste ist an der Haltestelle Piusstraße, der Tipp-Topp-Kiosk, dann kommt eine Weile nichts. Generell lässt sich sagen, dass es nach dem Gürtel deutlich mehr Büdchen gibt, als davor. Und: In den Nebenstraßen sind auch einige der kleinen Läden, manche habe ich auf dem Rückweg quer durchs Veedel fotografiert.

Soziale Treffpunkte

Das Besondere an den Büdchen im Veedel ist aber nicht nur, dass man fast zu jeder Uhrzeit dort einkaufen kann, sondern auch, dass sie ein sozialer Treffpunkt sind: Bei meinem kurzen Abendspaziergang sehe ich mehrmals kleine Menschengruppen vor den Kiosken stehen und plaudern, einige haben eine Zigarette in der Hand, manche eine Flasche Bier. Dieses Bild kenne ich gut, denn so sieht es auch an den Büdchen auf der Subbelrather Straße an der Haltestelle Gutenbergstraße Abend für Abend aus.

Vor einem der Kioske steht eine große Kiste, darauf liegt seit kurzem ein handgeschriebenes Schild: „Hier nicht sitzen und stehen“. Doch das interessiert niemanden. Egal, wann man hier abends vorbeikommt: Eigentlich sitzt dort immer mindestens ein Besucher. Oft sind es übrigens immer wieder die gleichen Gesichter, die man hier sieht. Das Büdchen ist für einige eine Art Wohnzimmer im Freien. In der Südstadt und im Friesenviertel gibt es auch einige Kioske mit Kultstatus, vor denen speziell bei gutem Wetter gerne von den jungen Kölnern gefeiert wird.

Büdchen em Veedel

Büdchen gehören zu Köln, genau wie das Kölsch. Und irgendwie hat jeder seinen Bezugspunkt zum Thema. Während ich mit meiner Begleitung an der roten Ampel an der Subbelrather darüber nachdenke, wie viele Kioske es hier eigentlich auf knapp 300 Metern gibt, mischt sich ein älterer Herr hinter uns ins Gespräch ein. Typisch Köln. Er sagt:

“Aber passen Sie auf, in welchem Büdchen Sie einkaufen. Der Besitzer von dem Büdchen dahinten, der beobachtet nämlich genau, wer bei dem da vorne einkauft. Und wenn Sie dort einmal waren, und dann wieder zu ihm kommen, dann kann’s schon sein, dass er Ihnen nichts mehr verkauft. Der hat das genau im Blick!“

Ein Büdchen-Denkmal

Büdchen-Denkmal
Büdchen-Denkmal

Am Kaiser-Wilhelm-Ring, dort wo die Straße Richtung Mediapark führt, gibt es übrigens ein Denkmal für ein Büdchen, das Martin Mlecko gemacht hat. Auf dem Boden sind dort Scherben aus venezianischem Glas, die den einst dunkelgrünen Anstrich des Kiosks imitieren, der dort von 1950 bis 1997 stand, heißt es in dem Buch 111 Kölner Orte, die man gesehen haben muss, Band 2. Sie seien exakt begrenzt auf die Grundfläche des einstigen Kiosks, heißt es im Buch weiter. Eingelassen ist dort außerdem eine Metallplatte, die den Künstlernamen nennt, den Sponsor und den Namen des einstigen Büdchenbesitzers.

Noch viel mehr Büdchen gibt’s im Internet übrigens auf der Seite Am Büdche. Dort hat Stefan Matthiessen den Kölner Kiosken ein virtuelles Denkmal gesetzt. Und natürlich sollten wir beim Lesen dieses Textes das Lied der Bläck Fööss im Kopf haben:

Am Bickendorfer Büdchen, do käuf dä Jupp sing Brütche beim Lisbeth en enem Tütche, dat hät e lecker Schnütche.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.