Im August ins Musical? Warum eigentlich nicht? Wenn die Sommerabende sowieso verregnet sind, gibt es auf jeden Fall schlechtere Orte als die Volksbühne am Rudolfplatz. Insbesondere, wenn dort ein Musical läuft, das großes Vergnügen bereitet. Wer es sich ansehen will, sollte sich aber beeilen: Denn am 31. August ist schon der letzte Aufführungstag für den Bikini-Skandal.
Um was geht’s im Bikini Skandal?
Das Comedy-Musical ist ein Highlight für Liebhaber *innen der 50er-Jahre. Autor Jochen Frank Schmidt entführt die Gäste nämlich in die Zeit, in der Bikinis noch als skandalös galten. Erfunden wurde das knappe Badebekleidungsstück erst 1946. Bis dahin trug man mindestens Badeanzug – meistens in einer schlechtsitzenden Ausführung.
Von Köln ins Alpendörfchen versetzt
Der Ort, in dem der Bikini Skandal spielt, heißt Kleinwildstadthausen. Und neben einem schönen Strandbad gibt es dort auch eine ehemalige Betonfabrik. Die hatte Giselle von Pfeiffer (Sarah Leidl) geerbt – und prompt verkauft. „Sie hat Geld und sie sieht gut aus“, heißt es in einem der vielen Lieder. Als gebürtige Baden-Württemberger*in habe ich mich natürlich besonders über Textstellen mit südlichem Zungenschlag amüsiert. Ich sag‘ nur: Heilgs Mauldäschle!
Giselles Hobby sind verheiratete Männer. „Sie war wie eine Schlange, hat die Männer wie kleine Karnickel verschlungen“, sagt ihre Bedienstet (Jacqueline Vetterli) über sie. Kein Wunder also, dass sie es ist, die als erste in einem Bikini im Bad und somit auch im Musical auftaucht, und zwar am 8. Juni 1959. Dazu ihr knallroter Lippenstift und die braunen langen welligen Haare – sie sorgt für einen Aufruhr. Im Songtext dazu heißt es: „Bikini ist die Revolution“, Schwester Agatha (Marina Tinz) findet ihn „höchschd verwerflich“.
Für die Bewohner*innen des Örtchens ist Giselles Auftritt ein Skandal. Leider überlebt sie diesen nicht: Am nächsten Morgen, also am 9. Juni, ist sie tot. „Sie war die schöne Reiche, jetzt ist sie die kalte Leiche“, heißt es treffend im Stück. Und dann verschwindet auch noch das Bikini-Oberteil, weiß mit dicken schwarzen Punkten war es. Warum nur?, fragen sich die Zuschauer*innen genauso wie die Dorfbewohner*innen.
Und noch einiges mehr: Welche Rolle spielt wohl das niederländische Investorenpaar (Eveline Gorter und Lorenzo Pedrocchi) , das die Menschen in Kleinwildstadthausen so feindselig findet? Und der Bürgermeister (Joannis Tsakiris) – hatte er etwa auch ein Verhältnis mit Giselle? Was ist mit der verschuldeten Kioskbesitzerin (Hanna Völkl)? Und wird es der Omi Fichtelhuber (Nico Alesi), der einzigen Hörzeugin des Mordes, gelingen, den Kommissar (Maico Classen) von ihren Fähigkeiten als Hilfs-Ermittlerin zu überzeugen?
Der Bikini Skandal in der Volksbühne am Rudolfplatz
Der Bikini Skandal, so heißt es bei der Premiere, habe bisher eher in größeren Häusern gastiert. Es sei eine echte Herausforderung gewesen, alles in der Volksbühne am Rudolfplatz in Köln unterzubringen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum das Orchester in mehreren Stockwerken auf der Bühne angeordnet ist und die Schauspieler*innen immer wieder durch den Zuschauer*innenraum gehen. Ich fand beides so oder so amüsant. Und immerhin reichte der Platz auf der Bühne für die weiß-grüne Polizei-Isetta, ein echter Hingucker. Davon abgesehen bin ich sicher, dass das Musical im ältesten Theater Kölns am rechten Fleck ist. Denn ein so charmantes Ambiente im Herzen einer Stadt findet man nur selten.
In der Volksbühne lief auch das wunderbare Stück Himmel und Kölle.