Echte Abenteuer erlebt man heute nur noch selten. Selbst Wanderungen zu Orang Utans oder Großtiersafaris sind üblicherweise organisiert und nicht mehr mit dem zu vergleichen, was Welterforscher*innen in früheren Jahrthunderten erlebt haben. Was uns heute bleibt, sind Mikroabenteuer, eine Art kleiner Fluchten aus dem Alltag, verbunden mit einer gewissen Unsicherheit und einem Überraschungseffekt. Sowie mit einem kleinen Stolz am Ende, eine Aufgabe gelöst zu haben.
Doch bei der Frage, was ein Alltagsabenteuer sein könnte, gehen die Meinungen schon auseinander. Manche gehen dazu 20 oder 30 Kilometer mit Gepäck zu Fuß in den Wald und übernachten dort – ohne Zelt und Verpflegung. Das ist mir ehrlich gesagt zu abenteuerlich. Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, was ein Mikroabenteuer in Köln sein könnte. Echte Abenteurer werden über meine Ideen lachen. Aber ich kann meine Auswahl ganz gut begründen:
1. Die Sache mit der Orientierung
Ich kenne Leute, die seit 20 Jahren in Köln leben, und keinerlei Orientierung in der Stadt haben. Das liegt im Wesentlichen daran, dass sie immer mit dem Fahrrad auf den gleichen Wegen fahren oder die KVB nutzen. Ein Mikroabenteuer könnte also sein, in eines der 86 Veedel zu fahren, in dem man noch nie war, sich dort umzusehen – und dann zu Fuß den Heimweg anzutreten, ohne einen Kartendienst auf dem Handy um Rat zu fragen. Wird der Weg zu lang, steigt man auf ein Leihfahrrad oder einen E-Scooter um. Und wenn‘s gar nicht mehr geht, nimmt man den Bus oder in eine Bahn, um wieder Orientierung zu bekommen oder direkt nach Hause zu fahren.
2. Mikroabenteuer Überraschungslokal
Es gibt in Köln einige Straßen, in denen sich Restaurants an Cafés und Kneipen reihen. Beispielsweise in der Weidengasse, auf der Keupstraße, auf der Venloer oder der Zülpicher Straße. Gehe dort in ein Restaurant. Um es etwas abenteuerlicher zu machen: Du hast im November Geburtstag? Dann gehe in das elfte Lokal rechts, das du noch nicht kennst. Hast du im Februar Geburtstag, nimmst du das zweite Lokal. Schreib mir danach, wo du warst, und wie es dir dort gefallen hat.
3. Überraschung von der Speisekarte
Bleiben wir beim Essen. Gehe in ein internationales Restaurant und bestelle ein Gericht, das du noch nie gegessen hast, und von dem du keine Ahnung hast, wie es schmecken könnte. Fällt dir die Auswahl schwer, dann tippe mit geschlossenen Augen auf die Karte. Auf diesen Vorschlag komme ich, weil ich viele Menschen kenne, die in einem fremden Land ganz genau wissen wollen, was sie dort zu Essen bekommen werden. Mir reicht häufig zu wissen, ob es Fisch, Fleisch oder Veggie ist. In manchen Ländern Asiens ist selbst das oft nicht so einfach herauszufinden. Und trotzdem ist das Essen meistens gut. Allerdings: Allergiker*innen sollten damit natürlich vorsichtig sein.
4. Koch doch mal was anderes
Ich kenne viele Menschen, die es doof finden, nach Kochbüchern zu kochen. Fragt man sie, was sie denn so kochen, sind die Speisen meist recht ähnlich, auch was die Zutaten anbelangt. Denn sie gehen oft im immergleichen Supermarkt einkaufen. Dabei gibt es in Köln auch internationale Supermärkte: italienische, asiatische, spanische. Oder einmal in einem koscheren Supermarkt einkaufen? Ich finde es erstaunlich, wie anstrengend es sein kann, in einem unbekannten Supermarkt die Produkte zu finden, die auf der Einkaufsliste stehen. Warum nicht einfach einmal in einen internationalen Supermarkt gehen, die Dinge kaufen, die einem dort ansprechen, und dann versuchen, daraus ein Gericht zu zaubern? Auch das kann zum Mikroabenteuer werden. Schreib gerne auf, was du gemischt hast und schicke es mir zu. Ich bin neugierig!
5. Umweltschutz als Mikroabenteuer
Ich räume ja regelmäßig die Lukasstraße zwischen Rewe und dem Zugang zu unserem Müllraum auf. Dabei kommen pro Woche 5 bis 10 Liter Müll zusammen. Natürlich trage ich dabei Einmalhandschuhe. Und ich bin Woche für Woche überrascht, was ich dort alles finde: Sonnenschirme, Kleidungsstücke, Tetrapacks, Apfelreste. Ja, das ist auch etwas eklig. Aber eben auch ein Mikroabenteuer, das zusätzlich gut für die Umwelt ist. Dabei lernt man übrigens eine Menge über seine Mitmenschen. Dieses Mikroabenteuer lässt sich vor der eigenen Tür machen. Oder du nimmst zum Spazierengehen einen Müllbeutel mit und sammelst auf, was du dort am Wegesrand findest.
6. Mikroabenteuer Fotosafari
Gehe spazieren und überlege dir eine Farbe. Versuche dann, fünf bis zehn Objekte in dieser Farbe zu fotografieren. Du wirst schnell feststellen, dass du achtsamer durch die Straßen gehst und ganz neue Ecken findest. Ich habe das vor einige Zeit mit der Farbe Rot gemacht.
7. Auf Rätseltour gehen
Du willst lieber ein organisiertes Mikroabenteuer in Köln erleben? Dann könntest du eine Rätseltour buchen, die du mit einer Gruppe aus deinem Freundeskreis versuchst, zu lösen. Ich habe schon mehrere gemacht, und dabei ganz neue Ecken und Details in Köln entdeckt, viel Spaß gehabt – und außerdem eine Flucht aus dem Alltag.
8. Ins Kino, Theater oder in die Oper gehen
Weniger aufregend, aber trotzdem spannend, kann es sein, in irgendein Theater, die Oper oder in ein Kino zu gehen. Und zwar in ein Stück, ein Konzert oder einen Film – ohne zu wissen, worum es dabei eigentlich geht. Falls es dir nicht gefällt: Die Türen sind offen, du kannst jederzeit dein Mikroabenteuer abbrechen.