Man sieht ihm an, dass er denkt, ich sei bescheuert: Ich sitze mit einem Kollegen beim Mittagstisch und erzähle, dass ich zweimal sechs Stunden Aufenthalt beim Zwischenstopp in Stockholm haben werde. Zu kurz, urteilt er! Die Stadt sei viel zu toll, um so wenig Zeit dort zu verbringen. Da mag er Recht haben. Aber: Ich bin nicht das erste Mal in der schwedischen Hauptstadt. Und auch in sechs Stunden kann man dort ganz spannende Dinge machen.
Wichtig ist jedoch, dass man sich vorbereitet. Natürlich kann man auch einfach durch die bezaubernde Altstadt Gamla Stan laufen. Das war mir aber zu wenig. Ich wusste, ich werde gegen zehn Uhr am Hauptbahnhof ankommen, werde dann ein Frühstück brauchen – dringend. Und ich musste spätestens um 16 Uhr im Värtahmnen sein, um an Bord der Fähre Silja Serenade nach Helsinki zu gehen. Auf dem Rückweg war die Situation ähnlich: Wir sollten gegen 10 wieder in Stockholm anlegen, gegen 20 Uhr ging der Flieger zurück ins Rheinland.
Ich fand auf Visit Stockholm vier Dinge, die mich interessierten:
- Ich wollte eine Führung durchs Rathaus machen
- In der Fjällgatan die Aussicht genießen
- Eine Stadtführung durch die Altstadt machen
- Die Kathedrale besichtigen
Zu Fuß und mit dem ÖPNV durch Stockholm
Auf den Freitag legte ich das Rathaus und die Kathedrale: Beides ist vom Hauptbahnhof zu Fuß zu erreichen. Die Rathausführung ist toll, weil man in spannende Räume kommt, die man sonst nicht sehen würde. Schließlich arbeiten dort rund 200 Mitarbeiter, die nicht gestört werden sollen von Touristen, die ungebeten in alle Räume platzen.
Auch die Kathedrale ist einen Besuch wert. Der Besuch kostet vier Euro Eintritt, den man außerhalb des eigentlichen Kirchenraums auf Vertrauensbasis in Kronen oder Euro in einen Schlitz wirft. Für die Stadtführung auf dem Rückweg hatten wir uns für Free Walking Tours Stockholm entschieden. Wer dort mitgeht, zahlt am Ende der Führung soviel, wie er möchte: Wir haben viel erfahren über das deutsche Viertel in der Altstadt, über den früheren Henker der Stadt und das Stockholmer Blutbad, und natürlich auch über die Königsfamilie.
Holzhäuser mitten in Stockholm
Mein Highlight beim Zwischenstopp in Stockholm war aber der Besuch in der Fjällgatan. Dort, wo Katarinavägen und Fjällgatan aufeinanderstoßen, hat man einen tollen Blick über die Stadt. Noch schöner ist aber, was man im Rücken hat und nicht sofort sieht: Rechts und links stehen oben auf der Anhöhe nämlich alte Holzhäuser. Geht man die Fjällgatan hinauf, kommt man zu einer anderen Panoramaterrasse. Gegenüber führt eine Holztreppe weiter den Berg hinauf. Dort hält man sich rechts und kommt an hübschen, alten Häusern vorbei. Hier führt eine andere Treppe wieder nach unten. Zurück zum ersten Ausblickspunkt und dann links Richtung Gamla Stan, ist nach wenigen Metern links erneut eine Treppe, die nach oben geht. Hier hält man sich oben angekommen links und geht zwischen zwei Holzäunen durch einen ganz schmalen Weg, den man sich mit einem dicken Baum teilen muss. Dann steht man in einer weiteren historischen Straße. Wie im Bilderbuch!
Spartipps für den Zwischenstopp in Stockholm
Leider ist Stockholm im Vergleich zu Köln ganz schön teuer. Die Fahrt mit der U-Bahn kostet beispielsweise 4,30 Euro. Kaffee und ein Kanelknut, eine Zimtschnecke, kostet für zwei schnell 15 Euro, zwei Sandwiches und Kaffee zum Frühstück im Bahnhof: 20 Euro. Es gibt aber auch einige Möglichkeiten, schnell und einfach einige Kronen zu sparen:
- Vom Flughafen in die Stadt fahren Busse und Bahnen. Der schönste und schnellste Zug ist der Arlanda Express. Er hat Holzfensterrahmen, bequeme Sitze und W-LAN. Preis: 35 Euro pro Person. Von Donnerstag bis Sonntag fahren aber zwei auf einem Ticket. Damit ist man fast am Preis für den Pendlerzug, aber bequemer am Ziel. Außerdem kann man das Ticket im Voraus online buchen, auch dann spart man.
- Wer viel im Stadtzentrum zu Fuß macht, spart sich ein Tagesticket. Für die Fahrt zum Fährhafen kauft man dann am besten über die App ein Einzelticket. Das ist praktischer, als im Bahnhof am Schalter oder Automaten ein Ticket zu kaufen. Denn dafür benötigt man in der Regel eine wiederaufladbare Karte. Wer die App benutzen will, sollte sie schon zuhause kaufen und die Kreditkarte hinterlegen.
- Im Bahnhof kann man im Untergeschoss sein Gepäck einschließen. Das kostet ungefähr 9 Euro (Stand 01/2017) für ein großes Fach. Bezahlt wird mit Kreditkarte. Kleinere Fächer kosten weniger. Auch wer mit bis zu vier Stunden Aufbewahrungszeit hinkommt, zahlt weniger.
Nicht beeinflussen lassen
Ich bin gerne in Stockholm. Lediglich mit der Touristeninformation am Hauptbahnhof habe ich dieses Mal unerfreuliche Erfahrungen gemacht. Die Dame hörte an meinem englischen Akzent schnell, dass ich Deutsche bin. Vielleicht bin ich humorlos, aber für mich klang es nicht nach einem Witz, als sie sagte: „Und da Ihr Deutsche seid, wollt Ihr sicherlich die günstigste Option zum Flughafen nehmen“. Das ist eine Verallgemeinerung, die ich niemals wagen würde, insbesondere, weil mir persönlich nicht die günstigste Variante die liebste ist, sondern die, bei der Preis und Leistung stimmen. Sie riet uns, mit dem Zug Richtung Flughafen zu fahren und dann in einen Bus umzusteigen. Das hätte etwa fünf Euro gekostet. Für mich nicht akzeptabel: Erstens wollte ich bei eisigen Temperaturen nicht auf einen Bus warten müssen. Zweitens wollte ich mit dem ziemlich schweren Koffer nicht umsteigen. Drittens wären wir so eineinhalb Stunden unterwegs gewesen.
Also fragte ich nach einer durchgehenden Option. Da sollten wir den Flughafenbus nehmen, riet sie uns. Der fährt alle zehn Minuten, ist etwa 45 Minuten unterwegs und kostet rund 10 Euro. Was aber, wenn sich der Verkehr auf der Straße staut? Wir entschieden uns dafür, über unsere SL-App ein Ticket für den Pendlerzug zu kaufen. Das kostet mit der speziellen Arlanda-Gebühr etwa 15 Euro. Der Zug ist knapp 40 Minuten unterwegs. Und das hat bereits zweimal ganz hervorragend geklappt.