Was braucht der Mensch, um glücklich zu sein? Viel Grün, etwas Kultur und natürlich gutes Essen. Dieser Dreiklang streichelt die Seele. Und bei einem Besuch der Abtei Marienmünster könnt Ihr alles auf einmal bekommen. Die Abtei liegt im Kulturland Kreis Höxter im Teutoburger Wald. Der eigentliche Star dieser Anlage ist übrigens eine Orgel. Denn als das Kloster 1803 säkularisiert wurde, blieb sie und vor allem auch ihre Pfeifen über all die Jahre erhalten. Gebaut wurde sie aber schon 1736, und seit 30 Jahren spielt an Sonntagen Hans-Hermann Jansen auf ihr: „Diese Orgel hat mein Leben verändert“, sagt der studierte Musiker. „Als ich bemerkt habe, was für ein Schatz sie ist, habe ich beschlossen, hier zu bleiben“. Was mag es für ihn bedeuten, auf einer Orgel zu spielen, die um ein Vielfaches älter ist, als er je werden wird? „Für mich ist das ein unglaubliches Gefühl der Authentizität“, antwortet er. Und dabei strahlt sein Gesicht. Jansen erzählt, dass Musiker aus der ganzen Welt kommen, um auf dieser Orgel zu spielen und um ihre reinen Töne zu hören.
Mit seinem Bekenntnis zum Kulturland Höxter stand für ihn fest, dass die Abtei Marienmünster wieder erschlossen werden müsse – als spiritueller Ort. „Das war vor 20 Jahren eine echte Verrücktheit“, sagt er. „Denn wer wollte damals etwas von Rückzug und Entschleunigung hören?“ Heute ist die Situation eine andere, und das liegt nicht nur an Corona.
Abtei Marienmünster: Ein spiritueller Ort des 21. Jahrhundert
Wer allerdings ein Kloster erwartet, in dem die Zeit stehen geblieben ist, täuscht sich. Vielmehr wird in der Abtei Marienmünster mit modernen Instrumenten gearbeitet. So gibt es ein Besucherzentrum, an dessen Bau sich 170 Ehrenamtliche beteiligt haben. Dort gibt es digitale Informationsmöglichkeiten zur Region, zumindest, wenn das Internet funktioniert. Und zwar nicht nur an Säulen, sondern auch mit Interaktionsmöglichkeiten am Boden und Projektionen auf die Wände. Auch außerhalb des Besucherzentrums finden Gäste rund um die Uhr dank eines Onlineterminals Hinweise zu den Möglichkeiten, die sich ihnen bieten. Ansgar Steinnökel, der bei der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung (GfW) in Höxter für die Fahrrad- und Wanderinfrastruktur zuständig ist, führt mich mittels GPS und einer mobilen Seite über den etwa zwei Kilometer langen Themenweg Holz an der Abtei. Dabei lerne ich eine Menge, indem ich entweder die Erklärtexte lese oder sie mir automatisch vorlesen lasse:
- Buchecker, also die Früchte der Buche, waren früher für die Schweinmast wichtig.
- Aus Eichenrinde werden Korken gemacht, und aus Eicheln Kaffee, Muckefuck genannt.
- Dann gibt es so genannte Galläpfel, die Gallwespen an der Unterseite von Eichenblättern durch befruchtete Eier bilden. Aus ihnen machte man früher Tinte.
- Auch über Holzkohle habe ich noch nie nachgedacht. Sie entsteht unter Luftausschluss in einem Köhleraufbau.
- Die kostbaren Bücher in Klöstern hatten zwar oft einen Ledereinband – aber das Leder war um Holzdeckel gespannt. Denn nur so ließen sich die feuchtigkeitsanfälligen Papiere gepresst zwischen Platten und mit einem Scharnier versehen glatt halten. Um das Scharnier zu öffnen, musste man übrigens darauf schlagen. Da bekommt der Begriff „ein Buch aufschlagen“ gleich eine ganz andere Bedeutung, oder?
Achtsamkeit und Gastlichkeit mittels App
Dann gibt es noch die Benediktsregel – allerdings neu interpretiert. Sie könnt Ihr Euch dank der App Hearonymus anhören. Dazu sucht man in der App nach „Auf Benedikts Spuren“. Ich höre in Marienmünster eine der acht Episoden: Es geht ums Zuhören, darum, sich zu fokussieren. Und wer etwas in der Abtei findet, was ihn ehrfürchtig macht, der möge sein Smartphone zücken, ein Foto schießen und dieses an die Mitarbeiter*innen des Kulturlands Höxter schicken. Auf diese Art will die Abtei Themen wie Gastlichkeit, Empathie und Achtsamkeit vermitteln. „Benedikt lebte zur Zeit der Völkerwanderungen“, sagt Hans-Hermann Jansen. „Er war nicht dafür, höhere Zäune zu bauen. Im Gegenteil war ihm die Gemeinsamkeit wichtig, sich mit Neuem auseinanderzusetzen“. Davon können sich auch im Jahr 2020 viele etwas abschneiden.
Das Klösternetzwerk rund um Abtei Marienmünster
Nun ist die Abtei Marienmünster nicht das einzige ehemalige Kloster in der Region. Vielmehr gibt es dort sogar 25 Orte, die Kloster waren oder sind. Manche der ehemaligen Klöster sind heute nicht viel mehr als eine Ruine, andere ein Hotel oder ein Museum. Natürlich will man dieses Kulturgut nutzen, und hat darum ein Netzwerk gegründet, in das auch das Kloster Corvey, UNESCO Weltkulturerbe, eingebunden ist.
So gibt es rund um Höxter eine Kloster-Garten-Route, die 315 Kilometer lang ist. Entlang dieser Route stehen 42 Bibelpfähle – die übrigens alle ehrenamtlich errichtet wurden. An den Pfählen gibt es Erklärschilder – und hinter einigen finden Pilger einen Stempel, um die dafür vorgesehenen Pilgerbücher abzustempeln. Übrigens: Wer die hügelige Strecke mit dem E-Bike pilgert – es gibt Ladestationen.
Wandern für Genussmenschen
Mich spricht noch mehr an, was die Gesellschaft für Wirtschaftsförderung für 2022 plant. Dann soll es nämlich Landgenusstouren geben, die beispielsweise in das „Wilde Westfalen“ oder zu „Fischers Fritze“ führen. Denn, so erklärt mir Heiko Böddeker, der bei der GfW für die Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte zuständig ist: „In unserer Region gibt es viele kleine Erzeuger. Käse, Wurst – sogar vom Wild, Brot, Marmelade, Saft oder Wasser – das alles kann man bei uns regional kaufen“. Und wie ich beim gemeinsamen Vesper feststelle: Es schmeckt auch alles köstlich.
Tipp: Falls Ihr ein Picknick im Klostergarten machen wollt, könnt Ihr viele der regionalen Produkte bei Rewe im Kulturland Kreis Höxter kaufen. Dort gibt es nämlich in einigen Märkten ein Kulturland-Regal.
Apropos Klostergarten. Muss man eigentlich noch erwähnen, dass auch er von Ehrenamtlichen gepflegt wird? Als ich zu Besuch bin, arbeitet dort Heike Mathejczyk. Sie ist seit 2014 die Projektleiterin und verbringt eigentlich jedes Wochenende gute zehn Stunden in der Anlage. Die ehemalige Bio- und Kunstlehrerin hatte an der Uni ihren Schwerpunkt auf Freilandökologie. Und so hat sie das Konzept für den Garten gemacht, bevor sie damals mit Aufräumarbeiten und der Bepflanzung begann. Bei meinem Besuch jätet sie übrigens gerade Unkraut und schneidet den Lavendel in dem Garten nach mittelalterlichem Vorbild, Hortulus-Garten genannt. Wenn Ihr zufällig da seid und sie trefft – sie freut sich bestimmt über unterstützende Hände.
In aller Kürze
Sonntags den Gottesdienst besuchen, um sich von den Tönen der Orgel tragen zu lassen. In der Klosterscheune ist außerdem ein Konzertsaal, es gibt auch ein Theater, man kann dort Tagungen durchführen – oder durch den Klostergarten streifen.
Absolut! Informationen dazu bekommst du im Besucherzentrum. Direkt vor der Haustür beginnt der Themenweg Holz. Aber an der Abtei führen auch längere Fahrrad- und Wanderwege entlang.
Das Restaurant Klosterkrug soll sehr gutes Wild servieren, das der Koch selbst jagt.
Der sehr steile Hungerberg. Dort oben steht ein Turm, der einst zur Telegrafenlinie Berlin – Koblenz gehörte. Von dort sieht man nicht nur die Abtei Marienmünster, sondern kann auch Richtung Detmold sehen, Richtung Niedersachsen und Hessen.
Als Journalistin halte ich mich an den Pressekodex des Presserats. Die Kosten für den Aufenthalt im September 2020 wurden vom Veranstalter Teutoburger Wald Tourismus und seinen Kooperationspartnern getragen. Die so genannte Teutoblogger-WG wurde im Jahr 2020 im Rahmen des EFRE-Projekts „Zukunftsfit Digitalisierung“ durchgeführt. Der Artikel ist als „Werbung“ gekennzeichnet, weil ich ein Honorar für die Teilnahme an der TeutoBlogger-WG bekommen habe.