Was wir in Buenos Aires über Argentinien Wirtschaft gelernt haben

Obstverkauf
Evita
Evita ist in Buenos Aires überall präsent

Unser Tag in Buenos Aires begann frustrierend: Wir wollten das Kongress-Gebäude in der argentinischen Hauptstadt besichtigen – das geht im Januar jedoch nicht. Also gingen wir weiter zum Polizeimuseum: im Januar geschlossen. Wir fürchteten schon, dass es so weitergehen würde, doch das kleine Geldmuseum der Provinzialbank hatte geöffnet. Eigentlich gibt es dort nur Münzen und Geldscheine zu sehen, und die Beschreibung der Ausstellungsstücke besteht im Wesentlichen aus langen, trockenen, spanischen Texten. So hat sich uns nicht erschlossen, woher die Währung Austral plötzlich zwischen all den Pesos-Scheinen kam. Darum fragten wir die Dame am Eingang, die sowieso nichts anderes zu tun hatte. Schließlich waren wir die einzigen Besucher.

Ein Land im Dauerkrisenmodus

Sie erklärte uns mal eben in zehn Minuten die Wirtschaftsgeschichte Argentiniens von 1881 bis etwa 2006: Das Land wird immer wieder von hoher Inflation getrieben. “Bis zu 30 Prozent pro Monat”, sagte die nette Dame. Und so kam es häufig zu Geldscheinen, an die viele Nullen angehängt, und später wieder gestrichen wurden. Zwischendurch gab es eine Währung, die hieß eben Austral, was so viel wie Süden bedeutet.

Das war alles besonders interessant, weil Argentinien vor einigen Jahren wieder einmal Pleite war. Derzeit steht es um einige europäische Länder nicht besonders gut. Wir sagten, dass der argentinische Schuldenschnitt immer wieder als positives Beispiel in Europa erwähnt wird. Die Dame lachte und meinte:”Für uns ist das ganz normal. Wir erleben das ständig!”.

Unser Pensionsinhaber äußerte sich ähnlich. Er fragte uns, was wir planen und war bei der Rückkehr interessiert zu erfahren, wie der Besuch im Geldmuseum war. Er meinte, in der letzten Krise hätten viele Leute das Land verlassen. Sie kämen jetzt nach und nach zurück. Und er sagte, es gebe durch die letzte Krise keinen Mittelstand mehr im Land.

Übrigens solltet Ihr in Buenos Aires vor Taschendieben auf der Hut sein.

Fazit: Tag 1 bis 4

Auf der einen Seite ist die Stadt durch ihre Größe sehr beeindruckend. Ich habe beispielsweise noch nie eine Straße mit jeweils zehn Spuren in beide Richtungen gesehen. Und das ist nicht einmal eine Autobahn, sondern nur die Hauptverkehrsader der Stadt. Aufgrund des südamerikanischen Temperaments könnte man ja meinen, dass es hier chaotisch zugeht, dass man beispielsweise viel hupt oder man die Verkehrsregeln übertritt. Aber obwohl viel los ist auf der Straße drängelt niemand, sondern es ist alles im Fluss.

Die Stadt hat viel zu bieten, es gibt Museen und schöne Flecken wie beispielsweise der Hafen. Trotzdem fehlt das i-Tüpfelchen. Es ist eben nur eine große Stadt, Paris ohne den Eiffelturm oder Berlin ohne Brandenburger Tor. Dafür hat Argentinien und besonders Buenos Aires Evita, und damit einen Personenkult. Wir waren gestern im Museum für Eva Duarte de Perón und danach auf dem Friedhof an ihrem Grab. Die Verehrung dieser Frau geht soweit, dass man sogar die Brille ausstellt, die Evitas Mutter getragen haben könnte oder eine Nähmaschine, die der ähnlich gewesen sein soll, die die Mutter benutzt haben könnte. Die Touristen machen mit, in dem sie das Museum besuchen oder auf dem Friedhof Schlange stehen, um das eher unscheinbare Grab sehen und fotografieren zu dürfen. Einen Evita-Merchandising-Shop gab es allerdings nicht, was mich verwundert hat. (von Jörg Düspohl)

Tagesausflug von Buenos Aires nach Uruguay

In Colonia de Sacramento
In Colonia de Sacramento

Eigentlich ist Colonia de Sacramento in Uruguay gar nicht existent, so klein ist es. Aber die Altstadt, weiter kommen Touris sowieso nicht, ist ganz süß: einstöckige Kolonialbauten, viele Bäume, Wasser und Sonne. Dort gibt es außerdem Restaurants und Kunstläden, in denen die Besucher praktischerweise oft in mindestens drei Währungen zahlen können. Dazu ein kleiner Leuchtturm, auf dem sich aus Mangel an Alternativen Touristen stauen. Vom Fährhafen ist es nur ein kurzer Spaziergang ins Touristenzentrum Altstadt.

Anreise von Buenos Aires nach Uruguay

Nach Colonia de Sacramento kommt man mit Buquebus über den Rio de la Plata. Buquebus sitzt im Hafen von Buenos Aires und ist ein Fährunternehmen mit Verbindungen eben nach Colonia de Sacramento und Montevideo. Die Fähre nach Colonia de Sacramento braucht eine Stunde. Die Aus- und Einreise geht sehr schnell und unbürokratisch: Man bekommt einen argentinischen Ausreisestempel, der Pass geht an einen uruguayischen Mitarbeiter. Der macht den Einreisestempel seines Landes in den Reisepass, und schon kann man im Warteraum Platz nehmen. Die Rückreise funktioniert genauso: Im Fährgebäude von Colonia de Sacramento gibt es den Ausreise- und den argentinischen Einreisestempel. Wichtig: Mindestens eine Stunde vor Abfahrt im jeweiligen Fährgebäude sein.

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