Garajonay heißt der Lorbeerwald auf La Gomera, der heute Nationalpark ist. Der Name geht auf die Geschichte zweier Liebender zurück, die mal so mal so erzählt wird. Im Grunde geht es aber darum, dass sie nicht zusammen glücklich werden durften und sich darum gleichzeitig mit einem Holzpfahl in eben diesem Wald umgebracht haben. Und weil sie Gara und er Jonay hieß, wurde daraus der Garanjonay. Eingestimmt auf diesen Wald, die Insel und Spezialitäten Gofio und Almogrote hat uns an Bord der Mein Schiff Sabrina Sylvester bei einem Vortrag. Dort höre ich die Geschichte um Gara und Jonay auch zum ersten Mal.
Ein zweites Mal erzählen sie unsere Wanderführerinnen von Timah. Sie führen uns und andere Gäste des Kreuzfahrtschiffs zu und durch den Garajonay. Dazu saßen wir zunächst eine gute Stunde im Bus: Terrassenfelder, tiefe Schluchten, steile Berge, viel Grün und kaum gerade Straßen führten uns nach El Cercado. Dort ging es zunächst den Berg hinab. Und was eigentlich erfreulich klingt, war für mich der schlimmste Teil der Wanderung: Die Stufen, die den Berg hinunterführten, waren nämlich alles andere als gerade, sondern eher aus Naturstein, der Weg eng und steil. Aber immer mit dem Blick in die schwindelerregenden Schluchten hinab. Mir war das Tempo der Wandergruppe ehrlich gesagt zu schnell an diesem Punkt.
Und dann wieder hinauf
Unten angekommen wurde die Wanderung deutlich angenehmer. Weniger Stufen, immer noch bezaubernde Ausblicke, mehr Ebene und Anstiege. Die wiederum können in der knallenden Sonne recht schweißtreibend sein. Sobald wir aber den Wald erreichten, fiel die Temperatur spürbar ab. Kalt war es nicht, aber angenehm. Das dichte Blätterdach ist dort ein natürlicher Schutz gegen Sonnenbrand. Die Wanderwege im Garajonay sind bestens ausgeschildert und gut begehbar, auch wenn man manchmal über umgefallene Baumstämme klettern oder sich unter ihnen hindurchschlängeln muss. Das allerdings macht ja auch gerade den Reiz des Garajonay aus.
Im Märchenwald Garajonay
Der Garajonay an sich ist so märchenhaft wie die Sagen, die sich um seinen Namen ranken: Das Sonnenlicht fällt gefiltert durch die Blätter auf die Erde, die Strahlen tanzen über die Moosflechten an den Bäumen, das Grün von Büschen und Blättern hat scheinbar unzählige Abstufungen. Ich war ehrlich gesagt traurig, als wir den Wald hinter uns gelassen hatten. Zum Abschluss der Wanderung an einer kleinen Bar in Arure haben wir noch ein Schlückchen Gomeron getrunken, den uns Sabrina in ihrem Vortrag ebenfalls ans Herz gelegt hatte. Süß, leicht dickflüssig und natürlich alkoholisch ist das Getränk aus Palmenhonig und Weinbrand, der auf der Insel wohl gerne und überall getrunken wird.
So gut es mir im Garajonay gefallen hat, so enttäuschend finde ich die Inselhauptstadt San Sebastián, in der die Kreuzfahrtschiffe anlegen. Das allerdings hat mich nicht verwundert, denn vor gut 20 Jahre war ich schon einmal auf La Gomera. Und auch damals bin ich mit San Sebastián nicht warm geworden.
In San Sebastián
Die Stadt hat nicht viel zu bieten, außer vielleicht die Iglesia Nuestra Senora de la Asuncion, in der Kolumbus seine Mannschaft versammelt haben soll, bevor er Richtung Indien aufbrach. Und dann gibt es dort noch ein wunderbares Hotel, den Parador. Dort war ich die ersten beiden Nächte damals abgestiegen – ohne Gepäck, denn das hatte Iberia irgendwo vergessen und schließlich nachgeliefert. Bei unserem kurzen Stadtbummel sind wir die steilen Straßen zum Hotel hinaufgestiegen, und haben dort über die dunklen Holzvertäfelungen und den kleinen Innenhof sowie den umliegenden Park gestaunt. Eigentlich wollten wir dort einen Barraquito trinken. Leider haben wir niemanden gefunden, der uns im Café bedient hätte. Personalmangel überall.
Also haben wir nur den Blick von oben kurz genossen und sind wieder in den Ort zurück. Dieses Mal auf der Suche nach dem Allzweckmehl Gofio und dem Käse Almogrote. Gofio haben wir auf La Gomera überhaupt nicht gefunden, dafür dann aber in Santa Cruz de Tenerife einige Tage später. Almogrote gab es im Spar-Markt bei den regionalen Produkten. Mit dem Miel de Palma, der jetzt „Palmensirup“ heißen muss, weil er eben kein Honig ist und nicht von Bienen kommt, zaubert man sich blitzschnell ein Traditionsgericht mit Urlaubsgefühl zuhause, sagt Sabrina.
Wollten wir natürlich auch ausprobieren. Und um das Ganze stilecht zu servieren, haben wir von La Palma, wo unser Kreuzfahrtschiff auch angelegt hat, noch ein Porzellanschälchen mitgebracht. Selbst den Barraquito haben wir noch gefunden: In dem kleinen Café im ersten Stock des Hafengebäudes. „Con todo?“ hat mich der Kellner gefragt. „Claro que si!“. „Todo“ ist in diesem Fall eine dickflüssige Schicht Kondensmilch mit Espresso, Licor43, Milchschaum, Zimtpulver und Limettenzeste. Na denn: Salud!
Kurz gefragt, schnell geantwortet
Die Legende um den Garajonay gibt es in unterschiedlichen Versionen. Gemein ist allen, dass es ein Liebespaar gab, das von der Gesellschaft so nicht gern gesehen wurde. Die beiden zogen sich darum in den Wald zurück. Weil sie Gara und Jonay hießen, wurde der Wald auf la Gomera dann Garajonay genannt. Und weil die Liebenden nach einiger Zeit bemerkten, dass ihr Leben so nicht weitergehen konnte, brachten sie sich um, indem sie sich gleichzeitig von beiden Seiten einen Pfahl in die Herzen rammten.
Im Garajonay kann man super wandern. Die Wanderrouten sind ausgeschrieben. Alternativ kann man an einer geführten Wanderung teilnehmen und erfährt dabei auch noch einiges zur Geschichte der Insel.