Schwedens Hauptstadt lockt mit einer malerischen Altstadt: ockergelbe und rostrote Häuser säumen die alten Kopfsteinpflaster. In jedem Haus ist ein Café oder ein Lädchen, das Mode verkauft, Geschirr oder eine Mischung aus allem. Bekannte Marken sieht man bei der Stippvisite Stockholm in Gamla Stan kaum, und das ist gut so. Die schmalen Gässchen hinter runden Torbögen scheinen einer historischen Filmkulisse entrissen, doch bevor man zu sehr in Verzückung gerät, geht man durch eine Unter- oder Überführung in eine U-Bahnstation und wundert sich über die dunklen Ecken, den Müll auf dem Boden und die verschmierten Wände. Auffallend sind auch die vielen Bettler, die in Stockholms U-Bahnstationen auf dem Boden sitzen und die Hand aufhalten.
Im Vasa- und im Freilichtmuseum
Ignoriert man die dunklen Seiten der Stadt, kann man ein erstaunlich vielfältiges Kultur- und Tourismusprogramm erleben. Ein Muss ist natürlich das Vasa-Museum, in dem das auf seiner Jungfernfahrt gekenterte Schiff gezeigt wird. Auch Skansen gehört ins Pflichtprogramm für Touristen: Im Freilichtmuseum lässt sich schwedische Geschichte erleben. Beide Attraktionen habe ich bei meinen letzten Stockholmaufenthalten vor zehn Jahren schon gesehen. Darum schaute ich mir in diesem Jahr andere Sehenswürdigkeiten an:
Direkt nach der Ankunft am Hauptbahnhof besorgten wir uns ein Tagesticket für die Bahn für etwas mehr als zehn Euro. Damit fuhren wir zur Station Globen. An der gleichnamigen Mehrzweckarena führen Schienen nach oben, und wie kleine Satelliten fahren abwechselnd zwei Glaskugeln in die Höhe und wieder hinab. Aus den Kugeln hat man einen guten Rundumblick über die Stadt. Den hätte man theoretisch auch vom Turm des Stadthauses. Allerdings ist dieser während unseres Besuches geschlossen. Der kurze Spaziergang vom Hauptbahnhof über die Brücke lohnt sich trotzdem, weil der Blick von hier auf die Stadt ganz hübsch ist.
Die Museen im Schloss in Stockholm
Auf dem Weg zurück von Globen steigen wir bei der Stippvisite Stockholm an der Station Slotten aus und gehen einige Minuten durch die Altstadt zum Schloss. Um 12.15 Uhr ist dort Wachablösung. Sie sieht man am besten, wenn man früh da ist und in der Verlängerung der Eingangstür am Drängelgitter steht. Wer dagegen mit dem Gesicht dem Palast zugewandt ist, bekommt nicht viel von der Zeremonie mit. Im Schloss selbst gibt es gleich drei Museen:
- Die königlichen Gemächer zeigen barocken Prunk und gigantische Kronleuchter.
- Im Keller wird die Geschichte des Schlosses erzählt und man erfährt beispielsweise, dass dort Holz und getrocknete Lebensmittel gelagert wurden.
- Die Kronjuwelen sind im Wesentlichen Kronen in unterschiedlicher Größe.
Um die Ecke des Schlosses ist die Schwedische Akademie mit dem Nobelmuseum. Dort erfährt man etwas über den Geist und über das Leben einiger ausgewählter Preisträger. Außerdem kann man im Kontext der gesellschaftlichen Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte die Nobelpreisträger an Bildschirmen näher kennen lernen. Einige haben übrigens auch sehr persönliche Gegenstände dem Museum übergeben – eine Nagelschere beispielsweise oder auch ein Paar Schuhe.
Lese-Tipp von Op jück-Leserin Bettina aus Berlin: Unbedingt ins Fotografie-Museum gehen! Im Bistro hat man einen super Blick durch die großen Fenster, besonders, wenn man ein kühles Getränk in der Hand hält.
Stimmt: Die Aussicht aus der Bar ist super! Leider war es ziemlich voll, als wir da waren. Darum haben wir nur einen kurzen Blick aus den Fenstern geworfen – und natürlich die Ausstellungen angesehen. Die Porträts von Martin Schöller sind sehr sehenswert, weil sie mehr oder weniger bekannte Menschen von einer ungewohnten Seite sieht. Man hat so das Gefühl, ein wenig zu nah an ihnen dran zu sein. Sie geht noch bis Anfang Februar 2016.
Im ABBA-Museum bei der Stippvisite in Stockholm
Mein persönlicher Höhepunkt in Stockholm war jedoch das ABBA-Museum. Der Eintritt mit Audioguides ist mit gut 25 Euro zwar sehr teuer, aber der Besuch lohnt sich. Theoretisch kann man auf die Audioguides auch verzichten, denn im Museum gibt es viel zu sehen, zu lesen, und es laufen auch Videos mit Untertitel. Ich habe trotzdem den Audioguide benutzt, und zwar mit den englischen Erklärungen, die von den Musikern selbst gesprochen sind. Zugegeben: An vielen Hörstationen habe ich nur kurz reingehört. Mir waren die Einheiten zu lang und ich finde auch, es sind zu viele.
Besonders spannend wird das Museum übrigens, nachdem man etwa die Hälfte gesehen hat. Denn dann kann man selbst aktiv werden. Zum Beispiel dürfen Besucher an einem digitalen Mischpult Songs selbst mischen. Das Ergebnis wird auf einem eigenen kleinen Bereich im Internet für 30 Tage gespeichert. Das gilt auch für das Karaoke-Stück, das man oft mehr schlecht als recht in einer Kabine einsingen kann, was aber natürlich sehr viel Spaß macht. Auch eine Modeschau ist möglich – digital, mit seinem eigenen Avatar. Der Besuch lohnt sich für alle, die bei Dancing Queen oder Waterloo die Beine nicht still halten können.
Tipps für die Stippvisite Stockholm:
- Im Hauptbahnhof gibt es auf der Metroebene Schließfächer.
- Das Tagesticket als etwas günstigere Papierkarte gibt es nicht an allen Stationen, aber noch im Hauptbahnhof. Die Alternative ist eine Plastikkarte, die zwar nicht zurückgetauscht werden kann, aber sechs Jahre gültig ist.
- Zum Flughafen kommt mit man mit dem Arlanda Express oder den Pendelzügen. Der Arlanda-Express ist super-schön, teuer, aber immerhin 20 Minuten schneller als die Pendelzüge.
- Am Flughafen gibt es das Connect Hotel Arlanda, das sehr früh Frühstück serviert und einen kostenlosen Shuttle anbietet.
- Von Stockholm kann man mit der Fähre nach Tallinn in Estland fahren.
Zum Weiterlesen: Ein Wissenschaftler aus Schweden über sein Leben.