Lindt, Ritter Sport und Milka kennt natürlich jeder. Aber: Es gibt noch sehr viele andere Schokoladenproduzenten auf der Welt. Wer bereit ist, etwas mehr pro Tafel auszugeben, hat häufig nicht nur die bessere Schokolade, sondern unterstützt damit auch noch ökologische und soziale Projekte. Ich habe bei Oikocredit an einem Schokoladen-Tasting teilgenommen.
Oikocredit vergibt Mikrofinanzkredit in Schwellen- und Entwicklungsländern. Ich habe dort auch seit vielen Jahren eine niedrige vierstellige Summe investiert. Bei diesen Anlagen besteht immer die Gefahr eines Totalverlustes. Da es sich um ein soziales Projekt handelt, ist auch die Rendite nicht sehr hoch. Aber mir ist wichtig, dass ich über Oikocredit etwas zurückgeben kann.
Geschichte der Schokolade
Jack Steijn ist Schokoladensommelier. Bevor wir in die verlockende Welt der Schokoladengeschmäcker einsteigen, bekommen wir zunächst etwas Theorie: So hat man Kakao vor gut 7000 Jahren erstmals in Ekuador genutzt. Dann wurde er auch in Mexiko geläufig und kam über Kolumbien nach Europa. Den Namen Van Houten habt Ihr vielleicht schon einmal gehört? Coenraad van Houten war eigentlich Apotheker und Chemiker. Er gilt aber auch als der Erfinder des Kakaopulvers. Dabei stützte er sich auf eine Erfindung seines Vaters, um Kakaomasse weniger fett zu machen. Die Familie ist somit Pionier in der Schokoladenproduktion.
Probleme bei der Schokoladenproduktion
Heute sind Ghana und die Cote d’Ivoire, also afrikanische Länder die größten Kakaoproduzenten. Allerdings muss sich, wer günstige Schokolade kauft, auch immer dessen bewusst sein, dass für die Kakaoplantagen wahrscheinlich fürs Klima wertvolle Bäume abgeholzt werden, dass die Bauern eher schlecht bezahlt werden und Kinder in der Produktion mitarbeiten. Der Klimawandel zeigt sich übrigens jetzt schon bei der Kakaoproduktion: So führten trockenere und heißere Luft zu kleineren Kakaobohnen. Je geringer die Ernte, desto weniger verdienen die Bauern. Lohnt sich das Geschäft für sie nicht mehr, kommt es zu Marktverknappungen und die Kakaopreise steigen weiter.
Die verkostete Schokolade
Wer Schokolade verkostet, hat eine große Geschmacksbandbreite von süß bis bitter, von fruchtig bis scharf. Die Konsistenz reicht von schmelzig zart bis hart. Wer die Qualität einer Schokolade beurteilen will, geht in vier Schritten vor:
- Man bricht sich ein Stück ab, direkt am Ohr. Je genauer man den Bruch hört, desto härter ist die Schokolade.
- Dann berührt man sie vorsichtig – sie soll nicht in der Hand schmelzen. Allerdings wird durch die Handwärme ein Aroma freigesetzt.
- Das kann man im nächsten Schritt riechen.
- Schließlich kommen das Schmecken und der Genuss. Man muss die Schokolade im Mund schmelzen lassen, um das volle Aroma im Mund zu erleben.
Grundsätzlich, so Stejin, stehen die Franzosen auf mehr Kakaobutter, Deutsche dagegen auf mehr Röstung der Kakaobohnen.
Bei der Oikocredit-Verkostung haben wir Schokoladen von drei Herstellern probiert:
Sambirano No 1
Die Schokolade Sambirano No 1 wird mit Edelkakao aus Madagaskar gemacht. Die Firma Rausch bezieht ihn direkt von den Plantagen der Partner. Es gibt also keine Zwischenhändler. Entsprechend kommt bei den Bauern mehr Erlös an. Auf Madagaskar gibt es eher kleinere Produktionen, entsprechend ist der Preis dort höher. Die Sambriano No 1 hat 55 Prozent Kakaoanteil. Ich mag sie sehr.
Fairafric Zartbitter mit Kakaosplittern 70%
Für mich die Entdeckung des Jahres, nicht nur, weil die Schokolade gut ist. Ich schmecke tatsächlich Himbeere. Aber das eigentlich Tolle ist: Fairafric, der Produzent, ist der erste überhaupt, der die gesamte Wertschöpfungskette von der Kakaobohne bis zur Verpackung in Ghana und somit erstmals in einem afrikanischen Land umsetzt. Die Finanzierung hatte sich Fairafric über ein Crowdfunding gesichert.
2020, mitten in der Corona-Pandemie war die Fabrik fertig. Das ging natürlich nicht problemlos. Aber: Man hat es geschafft! Die Fabrik ist solarbetrieben, es wird ausschließlich Bio-Kakao genutzt, die Frauenquote liegt bei 45 Prozent. Die Festangestellten sind kranken- und sozialversichert. Die Bauern bekommen mehr Geld als üblich.
Gesellschafter bei Fairafric ist übrigens Weinrich aus Herford.
Andoa Noire 70%
Andoa Noire ist von Valrhona – und dementsprechend schon gut, bevor ich sie im Mund hatte. Auch sie schmeckt leicht beerig, finde ich. Valrhona arbeitet bei dieser Schokolade mit Norandino in Peru zusammen. Umweltschutz und das Wohl der Produzentin*nen ist Valrhona wichtig. Norandino ist Partner von Oikocredit. Früher hat die Organisation nur Kaffee hergestellt. Die Kakaoaufbereitungsanlage für eine breitere Diversifikation wurde mithilfe von Oikocredit gekauft. Somit ist die Wertschöpfung in Peru jetzt größer. Das bringt mehr Geld für die Mitarbeiter vor Ort.