Den Namen Mödlareuth hast du noch nie gehört? Dann bist du in guter Begleitung, denn so ging es mir auch, bis ich auf einer Pressereise im Geopark Schieferland war. Uns hat unter anderem Oliver Bär begleitet, Landrat des Landkreises Hof. Und wie es der Zufall so will, ist er auch Geschäftsführer des Zweckverbands Deutsch-Deutsches Museum in Mödlareuth. Das klingt zunächst einmal verstaubt, aber so wie Bär davon während unserer Tour durch den Frankenwald erzählt, entsteht zumindest bei uns Älteren ein Bild im Kopf: Da ist ein Dorf mit 40 Einwohner*innen, durch das der Tannbach fließt. Was ihn so besonders macht: Er ist die Grenze zwischen Thüringen und Bayern. Das Dorf liegt also genau auf der Grenze, oder besser gesagt: Es ist grenzüberschreitend. Das heißt natürlich mit Blick auf die deutsch-deutsche Geschichte, dass einmal ein Teil des Dorfes zur DDR gehört haben muss, während der andere zur BRD gehörte.
In Mödlareuth wurden Teile des Films „Der Ballon“ gedreht. Darin wird die Geschichte der DDR-Familien erzählt, die mit einem selbstgebauten Heißluftballon aus ihrer Heimat geflohen sind. Außerdem gibt es die Filme „Tannbach – Schicksal eines Dorfes“ und „Tannbach – Die Dokumentation“ sowie den ZDF-Film Tannbach II.
Little Berlin – Mödlareuth mitten im Geopark Schieferland
Ein geteiltes Dorf also, so wie es einst eine geteilte Stadt gab. Nur dass Berlin weltbekannt war, Mödlareuth aber eben nicht. Dabei ist das Dorf eine Art Klein-Berlin. Besonders spannend: Während man in der Hauptstadt die Mauer und die ehemalige Grenze kaum noch sieht – außer man geht zur Gedenkstätte Bernauer Straße – steht in Mödlareuth ein großes Stück ehemaliger Grenze. Inklusive Mauer, Zaun, Wachturm, Hundelaufanlage und noch einiges mehr. „Es ist unsere Verantwortung, die Geschichte zu erhalten“, sagt Landrat und Geschäftsführer Bär. Und ich finde, er hat recht. Denn so lässt sie sich nach 30 Jahren in diesem Open Air Museum noch einmal erleben.
Deutsch-deutsche Geschichte fühlen
Zusätzlich gibt es eben das Museum selbst. Und dort läuft für die jährlich um die 80.000 Besucher*innen ein etwa viertelstündiger Film, der erzählt, wie es damals war – bevor die Grenze da war. Wie es dann einen Bretterzaun gab, später Stacheldraht, einen Zaun mit Widerhaken – und dann eben die Mauer. Der Film zeigt, wie es war, als das Dorf in zwei unterschiedlichen Ländern lag: Da geht ein Mann im Sommer in Badehose an der Mauer und den Grenzsoldaten vorbei, kein Blick gen Osten beziehungsweise Westen, selbst ein Winken ist nicht erlaubt. Nach der Grenzöffnung war der Übergang zunächst täglich von 8 bis 22 Uhr geöffnet. Und dann, 1990, noch vor der offiziellen Wiedervereinigung, wurde die Mauer eingerissen – übrigens zunächst einmal nicht offiziell, sondern auf Initiative des Bürgermeisters, der privat einen Baggerführer engagierte. Und gegen den Widerstand der DDR-Führung, die meinte, damit werde doch Volkseigentum beschädigt.
In einem zur Ausstellung gehörenden Schuppen stehen übrigens als weitere Sehenswürdigkeit auch Militärautos aus der Zeit des geteilten Dorfes – und natürlich Trabis. Das Museum soll jetzt nach und nach erweitert werden, denn die Ausstellungsfläche ist zu klein für die vielen Erinnerungsschätze, die man dort gehortet hat.
Anreise nach Mödlareuth
Das Museumsdorf liegt mitten im Geopark Schieferland. Der ÖPNV ist dort eher sporadisch vorhanden. Am sinnvollsten ist es darum, wenn Ihr mit dem Auto unterwegs seid. Von Bad Steben beispielsweise fährt man nur rund eine halbe Stunde bis Mödlareuth.
Als Journalistin halte ich mich an den Pressekodex des Presserats. Ich war von Geopark Schieferland – Naturpark Frankenwald in Kooperation mit dem Tourismus Service Center Frankenwald, zu dieser Pressereise eingeladen. Die Agentur hat die Kosten für die Unterkunft und Verpflegung am zweiten und dritten Tag übernommen sowie die Kosten für die Durchführung des Programms. Die Reisekosten, die Verpflegung am ersten Tag und den Eintritt in die Therme habe ich selbst getragen.