Wir haben es wieder getan: Interrail! Unser Spaß an dieser Art des Reisens ist 2022 erwacht. Damals gab es zum 50-jährigen Jubiläum von Interrail die Tickets zum Sparpreis. Wir waren zwar nur zehn Tage unterwegs – wohlgemerkt aber in zehn Ländern. Das hat uns so viel Spaß gemacht, dass klar war, dass wir nochmals länger auf diese Art reisen wollen. Und so sind wir wieder mit dem Zug durch Europa gefahren – und zwar 3800 Kilometer in drei Wochen. Diesmal führte uns die Reise von Colmar über Österreich, Slowenien, Kroatien und Italien bis Straßburg.
Colmar: Start in Frankreichs Klein-Venedig
Colmar ist total süß – wohlgemerkt erst bei meinem zweiten Besuch. Beim ersten Mal war ich schlicht in der falschen Ecke. Aber das Viertel Petite Venise sieht aus wie eine Postkarte: Fachwerkhäuser, Kanäle und Brücken. Wir sind durch die Gassen geschlendert und haben in der Markthalle den ersten Café au lait getrunken und Gewürzkuchen gekauft, der für diese Region typisch ist. Der perfekte Start für die Tour!
Übernachtet haben wir im Ibis Budget, das im Vergleich zu den neuen Häusern in Deutschland sehr klein und einfach ist. Aber es war sauber und lag ganz gut. Praktisch: Nur einige Häuser entfernt ist das Restaurant Le 20ème Colmar, in dem wir dank der App The Fork 20 Prozent auf den Preis für die Speisen gespart haben. (Link ergänzen affiliate)
Bregenz: Alpenblick und Seebühne
Weiter ging unsere Reise mit dem Zug durch Europa durch die schöne Schweiz bis nach Bregenz. Dort sind wir mit der Seilbahn auf den Pfänder gefahren. Was für ein Blick! Schön war auch die einstündige Tour mit dem Boot über den Bodensee. Spannend fand ich zudem, wie nah man an die Seebühne herankam. Das Bühnenbild dort macht Lust, sich dort einmal eine Aufführung anzusehen.
Kitzbühel: Hahnenkamm und Altstadt-Charme
In Kitzbühel waren wir dann mittendrin in den Bergen. Die Fahrt mit der Seilbahn auf den Hahnenkamm hat jedoch unglaublicherweise über 30 Euro pro Person gekostet. Überhaupt ist Kitzbühel recht teuer. Ein Rentner erzählte uns, er überlege, nach Kroatien auszuwandern, weil er sich das Leben im Ort nicht mehr leisten könne. Im Hotel Kaiserhof hatten wir aber ein großes Zimmer mit Balkon – das Menü am Abend kostete eine faire Summe und war gut.
Graz: Großstadt mit Charme
Während mir in Graz die Altstadt nicht besonders gefallen hat, finde ich die Idee charmant, mitten in der Mur eine Insel anzubringen, auf der man chillen und Kaffee trinken kann. Gut gefallen haben mir auch die alternativeren Stadtteile mit verkehrsberuhigten Straßen und kleinen Cafés und natürlich das großartige Kunstmuseum.
Maribor: Wein und Regen
In Maribor hätte es schöner werden können – aber es hat übel geregnet. Wir haben uns zu einer Führung im Weinkeller Vinag angemeldet. Er wird heute nicht mehr genutzt, bleibt aber durch seine Größe beeindruckend. Danach gab’s eine Weinprobe. Das Museum zur weltältesten Weinrebe wurde bei unserem Besuch leider renoviert und das Pop-Up-Museum am Fluss hatte montags geschlossen. Schade.
Zagreb: Kroatiens Herz
Zagreb hatten wir uns lieblicher vorgestellt. Die Altstadt mit ihren gepflasterten Gassen ist trotzdem einen Besuch wert. Spannend fand ich das „Museum der zerbrochenen Beziehungen“ mit vielen kurzen und längeren Geschichten aus der ganzen Welt. Aus Köln war auch eine dabei. Das Ausstellungsstück dazu war eine Crème gegen Lippenherpes. Und die Geschichte spielt an Karneval – genug gesagt, oder?
Ljubljana: Klein, aber fein
In Ljubljana waren wir bereits bei unserer ersten Interrail-Reise 2022. Dieses Mal hatten wir nur wenig Zeit, aber wir sind einmal durch die Altstadt gebummelt, haben natürlich im Lokal Movia Wein getrunken und am Flussufer zu Abend gegessen. Am Abend sind wir einmal durchs Metelkova gebummelt, fühlten uns dort aber genau so wenig willkommen wie in Kopenhagen in Christiania. Aber: Die Stadt an sich ist überschaubar, die Atmosphäre locker – wenn auch sehr viele Tourist*innen dort unterwegs sind. Die Altstadt mit der Burg und der Drachenbrücke ist einen Kurzurlaub wert.
Triest: Schön, aber nass
Recht großstädtisch ist dagegen Triest. Dort haben wir leider nicht viel gesehen, weil es den ganzen Tag geregnet hat – und zwar in Form von Extremwetter. Entsprechend standen zeitweise Straßen unter Wasser. Aber wir haben uns die Innenstadt angesehen, in vielen Passagen und Durchgängen gesessen und gewartet, dass das Wetter besser wird, eine Pizza gegessen, die eher schlecht als recht war. Das ist ehrlich gesagt in Italien schwierig. Unser Abend war versöhnlich: In der Bar GBU Aperitivi Cocktail gab es einen Gin Tonic mit Gin aus Triest – und den ersten Negroni der Reise.
Verona: Romantik trifft Touristenmassen
Verona, die Stadt von Romeo und Julia, ist natürlich ein Muss. Allerdings ist der berühmte Balkon der wahrscheinlich unromantischste Ort der Welt, denn dort drängeln sich Tourist*innenmassen. Etwas besser war es in der Arena di Verona. Dort haben wir dank QR-Code noch schnell Eintrittskarten mobil gekauft und konnten so die lange Schlange umgehen. Besonders fanden wir dort das Restaurant „Special Verona“ in einer ehemaligen Tankstelle, das wie eine Werkstatt eingerichtet ist. Auch dort gab es einen The Fork-Rabatt.
Bologna: Essen und Menschenmengen
Bologna ist eine Großstadt, die Tourist*innenmassen anzieht. Wir wären gerne ins Teatro dell’Archiginnasio gegangen. Allerdings konnte man bei unserem Besuch nur mobil Eintrittskarten kaufen – und erstaunlicherweise war unsere Internetverbindung über zwei verschiedene Anbieter nicht gut genug, um den Kauf zu tätigen. Stattdessen waren wir im kleinen Mercato di Mezzo und hatten einen großartige Bolognese sowie einen Bolognese Spritz und ein Mini-Tirami Su mit Pistaziencrème.
Florenz: Renaissance für alle
Florenz – die Stadt der Kunst, Kultur und Menschenmengen. Die Uffizien und der Dom sind natürlich beeindruckend. Gut, dass wir Tickets für die Uffizien vorab gekauft hatten. Leonardo da Vincis Museum haben wir ausgelassen – die Warteschlangen waren endlos. Stattdessen sind wir über Treppen auf einen Aussichtspunkt auf der anderen Seite des Flusses gestiegen und hatten einen großartigen Blick auf die Stadt mit der Domkuppel.
Pisa: Der Turm und mehr
Bei unserer Reise mit dem Zug durch Europa kamen wir auch nach Pisa. Die Stadt ist deutlich entspannter als Verona, Bologna und Florenz, auch wenn sich am schiefen Turm die Massen knubbeln. Zurück von dort sind wir ein langes Stück über die Stadtmauer gegangen. Das Hotel in Pisa, ein NH gegenüber des Bahnhofs, war das schlechteste auf der Reise: Sehr abgenutzte Möbel, Schimmel im Bad, die Toilettenspülung mussten wir reparieren lassen, die Klimaanalge klang, als ob jemand eine Langzeitdusche nehmen würde, das Nachttischlicht ging nicht. Nicht sein Geld wert.
La Spezia: An der Küste
In La Spezia waren wir auf der Burg und im Museum – und weil der Tag noch lang war, sind wir spontan auf ein Boot gesprungen, um eine Rundfahrt nach Portovenere und zurück zu machen. Vielleicht waren wir etwas zu spontan, denn die Rückfahrt nur im T-Shirt war eisig. Gelohnt hat sich das trotzdem, denn obwohl Portovenere überlaufen war, ist es mit seinen bunten Häusern und den Gassen direkt an der Küste liegend zauberhaft.
Savona bei Regen
Schon wieder Regen! Aber zum Glück gibt es in Savona ähnlich wie in Turin viele überdachte Wege vor den Geschäften. So wurden wir nicht wirklich nass. Einkaufen kann man in der Stadt übrigens ganz gut. Sehenswert sind dort auch die Fassaden, die häufig so bemalt sind, dass es aussieht, als ob dreidimensionale Fresken angebracht seien. Die Burg auf dem Berg fand ich auch einen Besuch wert. Ohne Eintritt zu zahlen, sind wir bis auf die obersten Terrassen gekommen.
Besonders fand ich das toskanische Restaurant Taci, in dem drei Generationen arbeiten. Wir haben dort zu einem fairen Preis sehr gut gegessen!
Menton: Die französische Riviera
Menton war für mich die Überraschung der Reise. Die Stadt an der Grenze zu Italien hat eine wundervolle Altstadt und einen Friedhof auf dem Berg mit einem unglaublichen Blick auf das Mittelmeer. Das Jean-Paul-Cocteau-Museum würde ich nicht mehr besuchen, zu klein, zu schlecht ausgeleuchtet.
Antibes: Picasso und Mittelmeerflair
Gegen Menton stinkt Antibes ab. Sehenswert ist aber das Fort Carré. Von dort kann man einen schönen Spaziergang durch den alten Hafen und bis zur Altstadt machen. Das Picasso-Museum ist nett, aber echte Highlights gibt es dort nicht zu sehen. Am besten hat mir dort die Terrasse gefallen.
Toulon: Leckereien in der Markthalle
Toulon dagegen hat uns mit einem Stadtfest empfangen. In der Stadt war also eine Menge los. Außerdem gibt es eine Markthalle mit vielen Leckereien aus der gesamten Mittelmeerregion. Ich hatte einen gemischten Salat mit Melonen und Feigen, eine Tarte mit Gemüse, ein gutes Glas Wein.
Marseille: Urban Art, Kultur und Aperitif
Marseille war das große Finale unserer Reise mit dem Zug durch Europa. Im Viertel Le Panier gibt es an jeder Ecke Urban Art. Großartig. Mit dem Hop on, Hop off Bus sind wir außerdem hoch zur Basilika Notre-Dame de la Garde gefahren – sehr sehenswert, auch von innen. Aber auch der Blick von dort über die Stadt ist toll.
Das MuCem ist außerdem ein Muss in Marseille. Während unseres Besuchs gab es beispielsweise eine Ausstellung zum Thema FKK. Auch das zugehörige historische Gebäude ist mit seiner verwinkelten Architektur einen Besuch wert. Die Tage haben wir am alten Hafen ausklingen lassen – mit einem Glas Ricard, dem typischen Aperitif der Region. Und natürlich gab es dazu ein leckeres Abendessen mit Blick auf die Boote.
Straßburg: Der letzte Stop
600 Kilometer weiter im Nordosten war schließlich unser wirklich letzter Halt bei unserer Reise mit dem Zug durch Europa, bevor es zurück nach Hause ging: Straßburg. Die Altstadt mit dem Münster war der perfekte Abschluss unseres Interrail-Trips. Schon nah an zuhause, aber noch im Urlaubsmodus.
Spartipp für die Reise mit dem Zug durch Europa: Frühstück und Proviant günstig sichern
Wenn das Hotelfrühstück zu teuer war oder wir für die Reise mit dem Zug durch Europa Proviant brauchten, habe wir uns über Too Good To Go Überraschungstüten für maximal fünf Euro reserviert. Too good to go ist eine App, über die Restaurants und Bäckereien übrig gebliebene Speisen zu super Preisen anbieten, um sie nicht wegschmeißen zu müssen. Perfekt, um den Geldbeutel zu schonen und gleichzeitig was Leckeres zu bekommen.