Drei Kilo bei einer Kreuzfahrt zuzunehmen, das sei normal, höre ich immer wieder von Freunden und Bekannten, die regelmäßig so reisen. Das wollte ich verhindern. Darum habe ich jeden Tag auf der Serenade of the Seas Sport gemacht. Denn was man hört, stimmt: Das Essen an Bord ist toll.
Besonders interessant finde ich, dass die Köche so viele Nationalitäten bedienen müssen. Darum gibt es chinesisches Essen, indisches, typisch US-amerikanische Speisen und dazu Salate, Gemüse, Fisch und Fleisch für alle anderen. Traurig ist allerdings, dass die meisten Passagiere kein Interesse daran haben, Gerichte kennenzulernen, die sie bisher nicht kennen. Heißt: Die Inder essen indisch, die Chinesen chinesisch, die US-Amerikaner alles, was nicht gesund aussieht, und die Europäer den Rest. Schade, denn speziell das indische Essen an Bord war großartig. Was ich allerdings bemängle: Wir sind nach Norwegen gefahren. Und ich hätte es schön gefunden, wenn es jeden Tag auch ein regionales Gericht gegeben hätte – abgesehen von Lachs zum Frühstück oder einem ausnahmsweise wenig leckeren Garnelencocktail im Hauptrestaurant. Aber vielleicht ist das vielen Passagieren zu fremd.
Essen an Bord: Haupt-, Spezialitäten- oder Buffetrestaurant?
An Bord der Serenade of the Seas gibt es, wie auf vielen Kreuzfahrtschiffen, mehrere Restaurants. Das Essen im Haupt- und im Buffetrestaurant ist im Reisepreis inklusive. Im Hauptrestaurant wechselt allerdings die Kleiderordnung. Mal ist lässig angesagt, mal formell. Formell bedeutet, dass viele Herren an Bord Smoking, viele Frauen Abendkleid tragen. Abgesehen davon, dass ich darauf keine Lust habe, passt das aus meiner Sicht auch nicht zusammen: Im Hauptrestaurant sitzt man so eng, dass man kaum zwischen den Tischen hindurchkommt, das Schiff selbst ist auch nicht mehr im besten Zustand. Beispielsweise war unsere Bettwäsche etwas zerschlissen, im Bad waren einige Ecken abgeschlagen und im vierten Stock roch es im Treppenhaus nach nassem Hund. Alles nicht dramatisch. Aber auch kein Ort, an dem man sich aufwändig aufbrezeln müsste. Hier würde etwas frischer Wind der Kreuzfahrtkultur sicherlich gut tun.
Noch ein Unterschied zwischen Buffet- und Hauptrestaurant: Im Hauptrestaurant wird man am Tisch bedient, und es gibt drei Gänge, die man sich selbst zusammenstellen kann. Im Buffetrestaurant isst man soviel man möchte, muss sich aber das Essen selbst holen. Wir haben die formellen Abende übrigens ganz gemütlich dort verbracht. Das Essen an Bord ist im Büffetrestaurant keinesfalls schlechter.
An Bord der Aida ist die Restaurantfrage anders gelöst. Dort sind die Buffetrestaurants, die unterschiedliche Schwerpunkte und teilweise auch Öffnungszeiten haben, der Hauptort, um zu essen. Dann gibt es noch Restaurants, in denen man am Tisch bedient wird. Dort muss man einen Platz reservieren. Das Essen ist inklusive, Getränke müssen zusätzlich bezahlt werden. Und dann gibt es noch Restaurants, die nicht im Preis enthalten sind. Dort zahlt man also sowohl für das Essen als auch für die Getränke. Das Essen auf der Aida ist das beste, das ich bisher auf Kreuzfahrtschiffen hatte – auch im Buffetrestaurant.
Der Herr, der unser Zimmer säuberte, fragte uns am zweiten Abend, einem formellen Abend, wann wir in der Regel zu Tisch gehen. Um 18 Uhr, sagten wir, nur heute, naja, wir gehen ins Buffetrestaurant. Da lachte er schallend. „Es ist formeller Abend, nicht?“, sagte er. „Ich kann Sie gut verstehen.“
Dann gibt es noch die Spezialitätenrestaurants. Dort zahlt man extra. Das macht eigentlich keinen Sinn, denn man hat ja schon für sein Essen bezahlt. Wir sind trotzdem an einem Abend ins Sushi-Restaurant gegangen, weil es für uns ein besonderer Abend war. Den wollten wir nicht dichtgedrängt zwischen anderen Menschen verbringen, aber auch nicht formlos am Buffet.
Frühstück an Bord eines Kreuzfahrtschiffes
Vom Frühstück war ich allerdings ein wenig enttäuscht. Nicht, dass es nicht ausreichend gewesen wäre: Es gab, was eine internationale Gemeinschaft eben frühstückt. Waffeln für die Amis, Tomaten und Würstchen für die Briten, warmes Gemüse für die Asiaten, Schwarzbrot, Käse und etwas Wurst für die Deutschen. Dazu frisches Obst, verschiedene Frühstücksflocken, Orangensaft und Kaffee oder Tee. Außerdem konnte man auf einer Menükarte verschiedene Eierspeisen auswählen.
Es war also alles da, aber irgendwie war es nicht besonders gut: Die Waffeln und das Rührei beispielsweise waren total geschmacklos – vielleicht, weil man vergeblich versucht hatte, es warm zu halten. Stattdessen hätte mir eine größere Auswahl an Käse, Wurst und Brötchen gewünscht – typisch deutsch eben. Das wäre allerdings gar nicht so schwierig gewesen, denn die Brotauswahl zum Mittag- und Abendessen war gigantisch und es gab beispielsweise auch einen internationalen Käseteller als Alternative zum süßen Nachtisch am Abend. Nur zum Frühstück gab es das alles eben nicht. Nun ja, das muss auch gar nicht sein. Nur: Nach dem tollen Abendessen mit beispielsweise Spinattörtchen, Roast Beef Salat und Kaffee-Mouse war das Frühstück einfach wenig kreativ. Wir haben übrigens nach dem ersten Frühstück im Hauptrestaurant morgens nur noch im Buffetrestaurant gegessen. Die Auswahl war dort die gleiche. Aber die Atmosphäre war deutlich ungezwungener und man hatte mehr Platz als im Hauptrestaurant. Außerdem war hier der Blick nach draußen besser.
Cocktailabend an Bord
An Bord der Serenade oft he Seas gibt es genügend Bars, um abends einen Cocktail zu trinken. Das Problem ist nur, dass das ganz gut ins Geld geht, den Getränke an Bord des Kreuzfahrtschiffes sind recht teuer. Allerdings gibt es jeden Tag einen Cocktail des Tages, und der wird in der Bordzeitung angekündigt. Wer sich darauf einlässt, spart nicht nur einige Euro, er hat am Ende der Reise auch eine Sammlung von Cocktailgläsern – so ging es uns zumindest. Denn an Bord der Serenade of the Seas wurde zu jedem Cocktail des Tages das Glas verschenkt. Die Gläser kann man übrigens auch so für viel Geld im Merchandising Shop kaufen. Mit den Cocktails kann man sich an Bord übrigens frei bewegen: Man kann sie also beispielsweise am Hubschrauberlandplatz trinken, an der Reling stehend – oder im Zentrum des Schiffes bei jazziger oder klassischer Live-Musik.
Viele Reedereien bieten übrigens auch Getränkepakete an. Ob sich diese lohnen, ist sehr vom persönlichen Verhalten abhängig. An Borde der MSC hatten wir auf unserem Weg von Genua nach Dubai eine Zehnerkarte für Cocktails gekauft – das hat sich gelohnt. An Bord der Aida dagegen hatten wir weder ein Paket, noch eine Zehnerkarte, haben am Ende der Reise aber unter 200 Euro an zusätzlichen Kosten gehabt. Ein Getränkepaket wäre deutlich teurer gewesen.
Dieser Artikel aus dem September 2015 wurde im Januar 2020 aktualisiert.