„Heute 19:30, Hohenzollernring 16-18, Eure Location beginnt mit S“, heißt es in einer Mail, die uns The Food Guide schickt. The Food Guide ist eine App bei der der Nutzer über Fotos von Restaurantgerichten das passende Lokal auswählt. Schließlich sagen Bilder mehr als Worte, ein Foto beispielsweise einer Pizza mehr als die längste Beschreibung derselben. Derzeit gibt es die App für die vier Millionenstädte Berlin, Hamburg, München und Köln.
Über Facebook hatte The Food Guide nach Leuten gesucht, die sich auf ein Restaurant Blind Date einlassen: Wer ausgewählt wurde, durfte mit einer Begleitperson in einem Überraschungs-Restaurant zu Abend essen. Kostenlos, natürlich. Mein lieber Freund Timo gehörte zu den Auserwählten, und er nahm mich mit. Als ich die Adresse las, Hohenzollernring, dachte ich, das kann nichts sein. Denn leider, leider ist meine Erfahrung mit Restaurants am Ring unterdurchschnittlich. Der Name des Restaurants nahm mir meine Vorurteile nicht: Spencer & Hill klingt nach einer weiteren Burgerbar. Tatsächlich ist es aber ein Italiener, und der Name bezieht sich auf die beiden Schauspieler Terence Hill und Bud Spencer, deren letzter erfolgreicher Italo-Western schon lange zurück liegt: 1994 war das „Der Troublemaker“. Ich bin darum nicht sicher, ob viele Ringbesucher den Namens-Zusammenhang erkennen. Sie dürften oft einfach zu jung sein.
Im Spencer & Hill einmal alles, bitte
Doch es ist nicht nur der Name, der den Ring-Italiener von anderen Restaurants mit Pizza, Pasta und mehr in Köln unterscheidet. Spencer & Hill setzt nämlich auf Industrie-Chic: mehr oder weniger kahle Wände, hohe Decken, die Übertöpfe für die Kräuter sind aus alten Konservendosen. Die Hintergrundmusik ist basslastig, die Service-Mitarbeiter tragen schwarz, die Küche ist offen – wir sitzen genau gegenüber und beobachten den ganzen Abend, wie dort emsig gearbeitet wird.
Ob wir uns etwas aus der Karte aussuchen wollen, fragt uns der Restaurantleiter, wir sagen ihm, dass wir uns lieber überraschen lassen. Das gelingt dem Team von Spencer & Hill in den nächsten Stunden hervorragend: Sie kochen sich einmal für uns durch ihre Karte. Als Vorspeise bekommen wir eine Variation mit Vitello tonnato, Tomate mit hervorragendem Mozzarella, Kürbissuppe und viele andere Kleinigkeiten. Der absolute Hammer ist ein Stück Pulpo, das nicht hübsch aussieht: Es ist violett, die Saugnäpfe sind deutlich zu sehen. Doch die Konsistenz und Zubereitung machen das Äußere wett: Festes Fleisch, gut gewürzt, super lecker.
In Köln gibt es natürlich noch viele andere italienische Restaurants.
Zweiter Gang: ein Tagliatetelle-Turm mit Kalbsbolognese. Hervorragend. Dritter Gang, ich kämpfe bereits, weil ich eigentlich schon lange satt bin, wieder eine Variation: Surf’n’turf aus Wolfsbarsch, Riesengarnelen und Roastbeef. Das Fleisch ist mir ein bisschen zu kalt, der Rest ist super. Abschließend gibt es eine Dessertplatte mit Tiramisu, Panna cotta, einer Mini-Pizza mit Nutella und Banane und einer unfassbar leckeren Haselnusscrème. Ich bin so voll, dass ich beschließe, die zwei Kilometer nach Ehrenfeld zu Fuß zu gehen, um wenigstens einige der vielen Kalorien dieses Abends wieder loszuwerden. Um es ganz klar zu sagen: Dieses Blind Dinner war eine gelungene Überraschung!