„White Christmas“ singen Sara Pretigiani, Sopranistin, und Giovanni Battista Palmieri, Tenor, zum Auftakt der Show beim sechsten Kölner Weihnachtscircus. Da wird mir ganz festlich zumute – aber nur für einige Minuten. Denn das war es dann auch mit Weihnachten. Was folgt, ist eine Aufführung mit viel Dynamik, Momenten, in denen ich Luft anhalte und vor allem meinen Augen nicht traue.
Illusionistinnen, ein russischer Barren und Hand-Balance
- Da sind beispielsweise die Angels Inc., eine Frauengruppe aus den Niederlanden, die ihre Mitglieder vor den Augen der Zuschauer*innen nach Lust und Laune verschwinden und wieder erscheinen lässt. Wie kann das sein? Wie passt eine Frau, die weit davon entfernt ist, als klein und zierlich zu sein, in eine kompakte Box, in die ihre Mitstreiterinnen Schwerter rammen? Einen doppelten Boden kann ich nicht sehen, aber irgendeinen Trick muss es geben. Mein Verstand sagt mir: Kann nicht sein! Meine Augen finden des Rätsels Lösung jedoch nicht.
- Beim Auftritt des Trios Russian Bars on Balls aus der Ukraine traue ich mich kaum hinzuschauen: Wie kann man auf einem schmalen, biegsamen Barren nicht nur balancieren, sondern ihn auch noch nach einem Salto in der Höhe ohne zu Straucheln wieder stehend treffen? Und welche Köperbeherrschung gehört dazu, wenn die beiden, die den Barren auf ihren Schultern halten, auch noch auf großen Bällen stehen?
- Oleg Izossimov, Russe, balanciert auf seinen Händen auf dünnen Stäben und nimmt dabei ständig in Bewegung unterschiedlichste Posen ein: mal sind die Beine rechts von seinem Körper, mal schiebt er sie unter den Armen hindurch, mal steht er nur auf einem Arm. Hat der Mann keine Knochen, die ihm im Weg sind? Kein Gewicht, das er halten muss? Er hat mit seiner Darbietung übrigens unter anderem den Grand Prix in Astana gewonnen.
- Die italienischen Pellegrini Brothers bauen menschliche Türme, die mir den Atem stocken lassen: Da steht der Zweite auf den Oberschenkeln des Ersten und der Dritte auf den Handflächen des Zweiten. Dazu gehört nicht nur Kraft und Muskelbeherrschung, sondern auch sehr viel Vertrauen.
Kölner Weihnachtscircus mit Clowns, Jongleuren und Hundeartisten
Dann gibt es einen Jongleur aus Mexiko, Rafael Gil, der nicht nur bis zu vier Bälle gleichzeitig auf Finger- und Fußspitzen kreisen lässt, sondern sich dabei auch noch um sich selbst dreht. Rafael steht auf der Bühne, seit er 13 ist und wurde schon mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. Das Clown-Duo Bobylev aus Russland bringt das Publikum mit Tischtennisballkunstücken und Saugglocken zum Lachen. Leonid Beljakov, ebenfalls aus Russland, bekommt mit seinen Hunden und Hündchen kollektive Begeisterungsrufe aus dem Publikum zur Begrüßung. Und Olga Moreva, ebenfalls Russin, schraubt sich nur gehalten von einem großen, türkisfarbenen Tuch – einmal sogar nur am Kopf – in schwindelerregende Höhen. Sie hat ihre Karriere beim Cirque de Soleil angefangen.
Akrobatik mit Reifen jeglicher Art
Anton Monastyrsky, auch aus Russland lässt die Reifen kreisen: um den ganzen Körper, den Fuß oder ein Bein. Das kann er im Liegen, sich drehend oder einbeinig – und selbst im Handstand. Dabei drehen sich seine Reifen um seine Beine. Kein Wunder, dass er bereits beim Internationalen Circus-Festival von Monte Carlo mit Gold ausgezeichnet wurde. Besonders ungewöhnlich fand ich übrigens den Ukrainer Andrey Vovk, der Autoreifen durch die Luft wirbelt, als ob sie aus Plastik wären. Zu den 40 Artisten beim Kölner Weihnachtscircus zählt auch das Minsk Show Ballett. Die Tänzerinnen sind mal in Kostümen in der Manege, die wie zarte Blütenkelche aussehen, mal in feuerroten Anzügen oder Lederkluft.
Produziert haben die Show übrigens Ilja und Katja Smitt, die seit über 30 Jahren in der Zirkusbranche zuhause sind. Der diesjährige Weihnachtscircus in Köln ist der sechste. Noch bis zum 2. Januar könnt ihr die diesjährige Show an der Zoobrücke auf der schäl Sick in Köln sehen.
Tipp: An den Partnertagen bekommt Ihr zwei Tickets für den Preis von einem.
2020 fiel er wegen der Corona-Pandemie aus. 2021 findet er unter 2G+-Bedingungen statt. Impfzertifikat, Bürgertestergebnis, Personalausweis und Eintrittskarte werden in einem Vorzelt effizient kontrolliert. Am Platz muss keine Maske getragen werden. Ich hatte sie trotzdem auf. Sicherer ist sicherer. Aber das muss natürlich jede*r selbst entscheiden.