Seid Ihr mit der Straßenbahn schon einmal an der Bismarcksäule vorbeigekommen? Steht unten am Rhein, im Süden der Stadt. In Bayenthal, genau gesagt. Und sie ist groß, wuchtig und schwarz. Stolze 27 Meter misst sie, und seit 1903 gehört sie zum Bayenthaler Leben. Finanziert hat sie übrigens Heinrich Stollwerck, der die gleichnamige Schokoladenfabrik gegründet hat. Zu Stollwerck gehörte einst das Schokoladenmuseum, bevor es von Lindt übernommen wurde. An der Bismarcksäule beginnt diese kurze Stadtwanderung durch das Veedel.
Bevor wir losgehen, werfen wir noch einen Blick auf die Hecke, die etwas Besonderes ist, auch wenn man ihr das zumindest im Winter nicht ansieht: die Stieleichenhecke ist nämlich ein Naturdenkmal. Und der Platz als Ganzes, also Hecke, Säule und der Platz an sich, ist in dieser Kombination das erste Werk von Fritz Encke, dem ehemaligen Gartenarchitekt, königlichen Gartenbau- und städtischen Gartendirektor in Köln. Ihm habe ich übrigens in meinem Stadtwander-Buch, das im September im Droste Verlag erscheint, ein ganzes Kapitel gewidmet.
Hochhäuser im Grünen in Köln-Bayenthal
Von der Bismarcksäule gehen wir einige Meter auf der Alteburger Straße stadteinwärts. Links führt uns dann der Klerschweg auf eine Wohnanlage mit für Kölner Verhältnissen ungewöhnlich hohen Wohnhäusern. Zugegeben: durch den Teich und das viele Grün ist die Anlage nett gestaltet. Aber die Häuser dort sind schon hoch und groß. Wir schlängeln uns vor dem Teich rechts durch die Anlage und machen einen großen Bogen, der uns zurück auf die Alteburger Straße führt. Rechts gehen wir dann in die Tacitusstraße, die uns wieder ans Gustav-Heinemann-Ufer bringt. Hier gehen wir jetzt links auf das Hochwasser-Pumpwerk zu, das nachts in bunten Farben leuchtet. Tagsüber ist es eher ein unscheinbarer Kasten. Die Farben richten sich übrigens nach dem Wasserstand: Blau und Grün zeigen eher einen niedrigen Wasserstand an, rot steht für hohes Wasser.
Rein ins alte Bayenthal
Wir gehen links in die Schönhauser Straße und kommen an roten und grünen modernen, ovalen Gebäuden vorbei. Die beiden Büroimmobilien galten vor einigen Jahren als gute Beispiele für grüne Gewerbeimmobilien. Sie waren also ziemlich sparsam im Verbrauch und hatten gut durchdachte Konzepte. Heute ist Nachhaltigkeit bei Immobilien weiter gefasst, und es gibt andere Häuser, die als „grüner“ gelten.
Links geht es jetzt in die Koblenzer- und rechts in die Goltsteinstraße. Dort haben wir die typische Bayenthalbebauung mit mehrstöckigen Häusern an nicht allzu breiten Straßen. Einige Häuser haben schön erhaltene Fassaden. Rechts biegen wir in die Samariter- und links in die Bernhardstraße. So umrunden wir einmal die Mathiaskirche und werfen einen schnellen Blick auf das ehemalige Postamt am Mathiaskirchplatz. Dann gehen wir eine Runde um das Sankt Antonius Krankenhaus. Ihm sieht man zumindest von außen an einigen Stellen an, dass es 1909 eröffnet wurde und entsprechend alt ist. In dem Krankenhaus soll eine sehenswerte Kapelle sein. Wegen der Corona-Pandemie konnte ich sie mir bei meinem Spaziergang leider nicht ansehen.
Expressionismus und Zucker
Wieder am Mathiaskirchplatz gehen wir dieses Mal nach rechts und dann links. Hier nehmen wir nach dem Abbiegen den schmalen Fußweg zur Cäsarstraße. Dort schauen wir die spannenden Hausfassaden an. Diesen Baustil nennt man Backsteinexpressionsimus. Sein Ziel war es, durch das gezielte Setzen der Backsteine eine gewisse Lebendigkeit in die Fassaden zu bekommen.
Dann geht es links weiter auf der Bonner Straße. Ihr folgen wir bis zur Annastraße auf der rechten Seite. Dort sehen wir unser letztes Ziel, die Zuckersiedlung – oder das, was davon übrig geblieben ist. Offiziell heißt sie Siedlung Wilhelmsruh. Weil sie aber für die Arbeiter einer Zuckerfabrik gebaut worden war, wird sie Zuckerssiedlung genannt.
Du findest diese Tour auch auf Komoot.
Was mir in Köln-Bayenthal aufgefallen ist
Okay, wir waren an einem Sonntagvormittag im Winter und im Corona-Lockdown unterwegs. Trotzdem finde ich, es war ziemlich leer in den Straßen. Was mir auch gefehlt hat, war etwas Infrastruktur. Zwar gab es Cafés und Bäcker, aber sonst überwiegend Wohnhäuser. Wunderbar ist natürlich die Nähe zum Rhein.
Zahlen, Daten und Fakten zu Bayenthal
Köln-Bayenthal wird im Osten vom Rhein begrenzt. Nördlich stößt es an die Südstadt und im Westen an Raderberg und Zollstock und im Süden an Marienburg und Raderthal. Im Kölner Lebenslagenbericht von 2020 kommt Köln-Bayenthal nicht vor. Ich habe darum auf die Informationen der Stadt Köln von 2019 zurückgegriffen. Demnach ist bayenthal mit 1,28 Quadratmetern Stadtfläche das zweitkleinste Viertel im Bezirk Rodenkirchen. Die Zahl der Einwohner dort ist seit 2000 kontinuierlich gewachsen. Die meisten Bewohner*innen dort sind zwischen 35 und 59 Jahren alt. Es leben in Bayenthal mehr Ledige als Verheiratete oder Verwitwete und 102 unterschiedliche Nationen.
- Stadtbezirk: Rodenkirchen
- Entfernung zum Dom: etwa 4 Kilometer
- Vom Hauptbahnhof zu erreichen: in etwa 25 Minuten mit der Linie 16
- Sehenswürdigkeiten: Rheinufer
- Besonderheiten: ungewöhnliche Architektur
- Grünflächen: Rheinufer