Eines findet man in Köln-Buchheim ganz sicher nicht – und das sind Berge. Katharina Afflerbach hat sich trotz ihrer Vorliebe für Berge und nach ihrer Auszeit in den Schweizer Alpen trotzdem dazu entschieden, sich wieder in unserer schönen Stadt niederzulassen. Ein Grund: „Im rechtsrheinischen Köln bin ich nah an meiner Familie und an Freunden“, sagt sie. Und genau das, was mir in Buchheim fehlen würde, nämlich das quirlige Ehrenfelder Leben mit Kneipen, Bars und Cafés, das braucht sie heute nicht mehr: Vor ihrer Auszeit wohnte sie nämlich am Eigelstein. „Und so schön es dort ist: Mir fehlt da die Ruhe, die ich brauche, um mich auf meine Arbeit zu konzentrieren.“
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„Leben mit und für die Tiere“ nennt Katharina Afflerbach es
Heute arbeitet Katharina als freiberufliche Texterin und Konzeptionerin – vor allem für Hotels. Doch das war nicht immer so: Vor ihrer Auszeit war sie gefangen im „Hamsterrad Karriere“, wie sie es nennt. Das wollte sie nach einigen Jahren einfach nicht mehr: „Dieses ganze Business-Getue wollte ich abstreifen. Darum bin ich auf die Alp gegangen.“ Dazu hatte sie die Wohnung am Eigelstein aufgelöst, ihr Kölner Leben in Kisten gepackt und diese bei ihren Eltern untergestellt. Ein mutiger Schritt, wie ich finde. Vor allem, weil sie sich für das absolute Kontrastprogramm entschieden hatte: Raus aus der Großstadt, raus aus dem Karrierealltag und ab auf die Alp als Zusennin, also als Hilfe für den Landwirt.
„Ein Leben mit und für die Tiere“, nennt sie es. Morgens früh raus, abends erst ins Bett, wenn die Tiere und das Heu versorgt sind. Dazwischen Knochenarbeit: Ziegenmelken, ausmisten, Käse machen, Zäune bauen, Bäume fällen. Klingt zunächst romantisch – bis Kathi, wie Katharina üblicherweise genannt wird, anfängt von Motorsägen zu erzählen und von Kühen, die 750 Kilo wiegen und einem ganz schön aus dem Gleichgewicht bringen können. Bereut hat sie die Zeit in den Bergen nie, denn für den Kopf ist das eine hervorragende Sache: „Er wird von Knall auf Fall ausgeschaltet“, beschreibt sie es. Und das empfand sie als so wohltuend, dass sie im Folgenden drei Jahre hintereinander im Sommer ihr Büro gegen die Alphütte getauscht hat. Daraus ist ihr Buch „Bergsommer“ (Werbelink zu Amazon) entstanden, das mir der Eden Books Verlag zur Rezension kostenlos zugeschickt hat.
Wer nicht vier Monate in die Berge will, hat Alternativen
Wenn Kathis Abenteuer verlockend für Euch klingen, Ihr Euch aber nicht vier Monate am Stück aus Eurem Alltag herausziehen wollt oder könnt, gibt es übrigens eine spannende Alternative: Man kann der Südtiroler Bergbauernhilfe eine Woche Urlaub schenken. Dann geht man einer Bauernhilfe in Südtirol zur Hand und unterstützt sie, wo man nur kann. „Die Bergbauern arbeiten oft in sehr hohen und steilen Regionen“, erklärt Kathi. Und da mehrfach im Jahr Heu gemacht werden muss, und die Arbeit von Hand gemacht wird, freuen sie sich über jede Hilfe. Es muss übrigens keiner Angst haben, das nicht zu können: „Das kann jeder schaffen. Es geht nur darum, sein Bestes zu geben.“
Man müsse sich allerdings darauf einlassen, im Urlaub morgens sehr früh aufzustehen und anzupacken. „Dafür wird man aber auch entlohnt“, sagt Kathi. „Es interessiert dort nämlich niemanden, wer man sonst so ist oder was man arbeitet. Man kann den Alltag wirklich hinter sich lassen und im Jetzt und Hier leben. Und das ist wunderbar.“
Wer Katharina Afflerbach kennenlernen möchte, kann beispielsweise an ihrer Spendenaktion teilnehmen: Sie versteht sich selbst nämlich als Botschafterin des Käsefondues und lädt regelmäßig fremde Menschen zu sich nach Hause ein. Dann essen alle zusammen entweder gemeinsam Käse-Fondue oder ein dreigängiges veganes Menü. Dabei wird Geld gesammelt, das jeweils einer anderen Spendenaktion zukommt. Mehr Infos gibt es auf Facebook.
Das Buch Bergsommer von Katharina Afflerbach
In ihrem Buch „Bergsommer“ geht es um einen großen Schritt einer Städterin: Sie beschließt, einen Sommer auf der Alp zu verbringen. Daraus werden schließlich drei – aber das ist zu Beginn nicht abzusehen. Im ersten Jahr entdeckt der Leser mit Katharina das Neue: Ziegen, Kühe, Käsemachen. Aber auch die negativen Seiten wie Kälte, Kuhscheiße und Dauerregen – beides fern dem romantisierten Bauernsommer vor der Postkartenkulisse, den man gerne so im Kopf hat. Doch im Laufe des Buches nehmen andere Entwicklungen immer mehr Raum ein. Katharina erlebt persönliche Veränderungen – durch diese ganz andere Arbeit, einen Fokus auf die Tiere und die Natur, aber auch bedingt durch einen privaten Schicksalsschlag. Kathi schreibt lebhaft, bildlich, unterhaltsam. Das Buch kann man dementsprechend gut weglesen, und trotzdem bleibt man als Leser*in nachdenklich zurück.