Indisch-marokkanischer Abend mit YouDinner in Köln

Falafel auf Hummus
Ziegenkäse auf Gemüse
Ziegenkäse auf Gemüse

Die Idee hat was: Eine Festtafel, aufgebaut auf dem Boden eines leergepumpten Swimming-Pools. Daran sitzen Menschen, die sich bisher nicht kennen, am Ende des Abends aber in der besten aller Welten als Freunde den Ort verlassen. Dazu trägt hervorragendes Essen und Wein seinen Teil bei. So oder so ungefähr lässt sich das Konzept von YouDinner in aller Kürze zusammenfassen.

YouDinner, die Dining Community, gibt es bisher in Köln, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Stuttgart und München. Das Konzept ist jedoch auch in anderen Städten möglich. Wer dabei sein will, muss Mitglied werden: 180 Euro kostet das im Jahr. Dafür darf man an so vielen Veranstaltungen teilnehmen, wie man möchte, und das in allen Städten. Außerdem bekommen Mitglieder einen Preisnachlass von mindestens 30 Euro pro Veranstaltung.

YouDinner hat Vor- und Nachteile

Allerdings sind nicht alle Veranstaltungsorte so spektakulär wie das Schwimmbad: Ich war zu einer Art Testessen in Köln in einer ehemaligen Kantine auf der Schäl Sick. Etwa 15 Minuten entfernt von der Straßenbahnhaltestelle Keupstraße. Zweifellos ein Ort, an dem ich ohne dieses Essen nie gewesen wäre. Aber auch kein Ort, der mich so Feuer und Flamme fangen lässt, dass ich unbedingt bei anderen Abenden wieder dabei sein müsste. Dabei gibt es durchaus super-tolle Angebote: 5 Gänge ohne Strom im Stuttgarter Gewächshaus beispielsweise. Einen Abend in einem privaten Penthouse mitten in Köln mit Blick auf den Dom. Oder YouDinner im 3-Sterne-Restaurant Vendome. Allerdings sind – und das ist natürlich auch richtig so – solche exklusiven Veranstaltungen den Mitgliedern vorbehalten. An unserem Abend durften auch Newsletter-Abonnenten teilnehmen, so kamen wir in diese Runde.

Das Essen an sich

An unserem Abend kochten zwei Streetfoodköche, bekannt als Dinkelmann. Die beiden haben in ihrem Leben viel Zeit in Indien verbracht und dort tief in verschiedene Kochtöpfe geschaut. Die Rezepte brachten Sie nach Deutschland. So bieten sie beispielsweise einen Naan-Wrap aus ihrem Streefoodwagen heraus an. Zum frischgebackenen Naan gab es bei uns einen Aperitif aus Ayurveda-Tee mit Bitter Lemon und Sekt. Außerdem aus Indien einen Mango-Lassi, Dhal, Currys und Chutneys. Dann kam ein Hauch Marrakesch: Falafelbällchen mit Hummus und Couscous. Schließlich überraschend etwas Frankreich mit köstlichem Ziegenkäse auf Gemüse und mit einem wunderbaren Feigensenf. Und zum Abschluss einen Bissen USA mit einem schokoladigen Brownie. Das Menü war super, ich musste nur bei den beiden letzten Gängen gut die Hälfte übriglassen, weil ich einfach zu satt war. Oder anders gesagt: Ich hatte zu Beginn zu großen Hunger und habe zu viel Naan gegessen.

Mein rechter, rechter Platz ist frei

Ein solcher Abend ist jedoch nicht nur vom Essen und dem Ort abhängig. Vielmehr gibt es noch einen Punkt, der mir wirklich Kopfzerbrechen bereitet: Die Teilnehmer eines Abends sitzen bevorzugt an einer langen Tafel. In unserem Fall brach man das indische Naan-Brot – und damit auch das unbehagliche Schweigen zwischen Unbekannten. Man kam miteinander ins Gespräch, auf einem nicht wirklich hohen Niveau: Was machst du so? Hast du Kinder? Welchen Bezug hast du zu Indien? Small Talk eben. Genau das, was ich in meinem Beruf schrecklich oft mache. Und wozu ich ganz ehrlich gesagt in meiner Freizeit überhaupt keine Lust habe.

Hinzu kommt, dass nach meinem Empfinden die meisten Deutschen überhaupt kein Gefühl für die große Kunst des kleinen Gesprächs haben: Sie beantworten zwar bereitwillig Fragen und fühlen sich möglicherweise geschmeichelt, wenn man sich für sie interessiert. Kommen aber selbst nicht auf die Idee, Fragen zu stellen und wenigstens so zu tun, als ob sie ihren Nachbarn irre spannend fänden. Dialoge können so ziemlich zäh werden.

An meinem Test-Abend verbrachten wir zwar ganz nette Stunden. Aber abgesehen davon, dass ich niemanden aus dieser Runde wiedersehen muss und werde, verbringe ich die wenige freie Zeit, die ich habe, lieber mit meinen Freunden oder meinem Mann – alleine, und ohne mich verpflichtet zu fühlen, meine Tischnachbarn zu unterhalten.

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