Die Hopfenernte in der Hallertau in Bayern ist fast abgeschlossen: Im größten zusammenhängenden Hopfenanbaugebiet der Welt ranken sich nur noch in wenigen Anlagen die Hopfenreben bis zu sieben Meter in die Höhe. Damit sie soweit kommen, müssen die Anbauer sie im Frühsommer immer wieder um den Draht wickeln, den sie zwischen dem Boden und den Verstrebungen in der Höhe spannen. Allerdings dürfen längst nicht alle Triebe diesen Weg gehen: Nur die drei schönsten pro Rebe wählen die Hopfenbauern aus. Die anderen muss man mühsam entfernen. Das alles erklärt mir Berta Thalmeier während meiner Bloggerreise.
Sie und ihr Mann haben zwölf Hektar Feld mit 48.000 Hopfenstöcken. Ihr Schwiegersohn Michael Buchner, der später einmal ihren Bestand übernehmen wird, bewirtschaftet etwa 20 Hektar im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm. Um einen Hektar Boden für den Hopfenanbau vorzubereiten, müsse man zwischen 25.000 und 30.000 Euro investieren, sagt Berta Thalmeier: Man braucht Stangen, Stacheldraht, Querseile – und natürlich viel Zeit, die sie einberechnet hat.
Was die Hopfenernte beeinflusst
Berta Thalmeier baut aber nicht nur Hopfen an, sie ist auch Hopfenbotschafterin. Touristen, die sich für ihre Arbeit interessieren, erklärt sie, wie aus den Setzlingen die Reben werden. Und dann, wie sie die Blüten ernten, verarbeiten und schließlich verpacken: Sieben Wochen braucht der Hopfen, um sein Ziel in schwindelnder Höhe zu erreichen. „Man kann ihm sprichwörtlich beim Wachsen zuschauen“, sagt Berta Thalmeier, „denn er wächst bis zu 30 Zentimeter am Tag. Zumindest, wenn er ausreichend Wasser und Wärme hat. Der Hopfen ist anspruchsvoll – und leider auch anfällig für Viruserkrankungen, Pilze oder Mehltau. Außerdem mögen Rehe ihn gern: So kann es schon passieren, dass sie in der Nacht die wertvollen Pflanzen abknabbern. Auch Hagel und Wind gefährden die Hopfenernte. Kein Wunder, dass während der Erntezeit die Hopfenbauer in der Region keine Wochenenden kennen: Auch sonntags fahren auf den Straßen viele Traktoren, bis oben beladen mit Hopfenreben, die sie verarbeiten müssen.
Hopfenernte aus der Nähe
Ist der Hopfen bereit für die Ernte, fährt ein Traktor durch die schmalen Gänge zwischen den Reben und reißt diese oben ab. Sie fallen hinten auf den Anhänger und werden so zum Hof gebracht. Zur Weiterverarbeitung trennt man zunächst die Hopfendolden von den Blättern und Stängeln. Dann transportiert ein Förderband die Dolden in die Darre. Dort trocknen sie je nach Größe, Sorte und Wetter bis zu eineinhalb Stunden. Dann fallen sie in drei überdimensionierte Schubladen, von denen jede etwa 400 Kilogramm Hopfenblüten fasst. In Kammern werden sie im nächsten Schritt bis zum Sollwert von maximal zehn Prozent mit Wasser befeuchtet. „Das passiert in der so genannten Konditionierung“, sagt Buchner. „Kondi nennen wir Hopfenbauern das.“ Dort liegen die Hopfendolden bis zu vier Stunden.
Schließlich werden die Hopfenblüten gepresst und zu 60 Kilo-Paketen verpackt. Aus jedem siebten Paket entnommen die Hopfenbauern eine Probe um unter anderem der Wasser- und der so genannte Alphawert zu bestimmen: Er sagt aus, wie viel Lupulin in den weiblichen Hopfenblüten ist. Männlichen Hopfen müssen sie roden. Je höher dieser Wert ist, desto besser und teurer der Hopfen. 97 Prozent des Hopfens werden für Bier verwendet, es gibt aber auch Badesalz aus Hopfen, Seife oder Limonade. Ebenfalls in der Hallertau habe ich auch einen Hopfengeist probiert.
Warum Experimente wichtig sind
2017 wird übrigens für Berta Thalmeier spannend werden: Sie versucht, Amarillo, einen Hopfen aus den USA, anzubauen. Ob er das Klima hier mögen wird, zeigt die künftige Hopfenernte. Für solche Experimente machen sie und ihr Mann einen Hektar frei. Das entspricht etwa 4000 Stöcken. Solche Experimente sind gerade in den vergangen fünf Jahren wichtig geworden, denn durch Craft Beer verändert sich der Markt: Massenbiere, für die man beispielsweise den Hopfen Magnum benötigt, sind zwar noch immer gefragt. Aber immer häufiger verlangen Kunden auch andere Hopfensorten, um den Markt des exklusiveren Craft Beer zu bedienen. Ein Trend, den sich kaum eine Brauerei entgehen lässt. Zu diesen Hopfensorten gehören beispielsweise Mandarina Bavaria – oder eben Amarillo.
Die Kosten für die Bloggerreise haben Bayern Tourismus Marketing und Kommunalunternehmen Strukturentwicklung Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm übernommen.