Sie wird das „grüne Gold“ genannt: Die Bergamotte wächst im Süden Italiens, in Kalabrien. Dort streichelt sie afrikanische Winde, auf einem Landstreifen von nur 100 Kilometern Breite. Die Bergamotte ist eine Zitrusfrucht und sieht ein wenig wie eine überdimensionierte Limone aus. Allerdings verwendet man in der Regel im Gegensatz zu anderen Zitrusfrüchten nicht ihren Saft, sondern die Schale: Sie kommt in Parfüm wie 4711, oder um Earl Grey Tee zu parfümieren. Dazu reibt man die Schale ab und presst das teure Öl heraus. „Ein Liter kostet etwa 150 Euro“, sagt Christopher Marek, der sich seit rund zweieinhalb Jahren für die Bergamotte interessiert. Damals war er nämlich mit seiner Partnerin bei deren Schwester und bekam einen Aperitif serviert: Gin mit Bergamottensaft, den man nur selten findet. „Ich hatte eine Geschmacksexplosion im Mund“, erzählt er. Von da an war ihm klar, er müsse die Bergamotte und vor allem ihren Saft bekannter machen.
Wie die Bergamotte in die Limonade kam
Gar nicht so einfach, denn die Erntezeit ist zwischen Dezember und März. Man erntet auch nicht so viel – weil es auf 100 Kilometern Breite natürlich nur eine sehr begrenzte Zahl an Bergamottebäumen gibt. Das Projekt stagnierte, bis Christopher Thomas Link traf. Die beiden kennen sich aus der Schule. Sie spielten zusammen Fußball, hatten einige gemeinsame Freunde, aber sonst nicht so viel miteinander zu tun. Doch eines Tages erzählte Christopher Thomas von der Bergamotte. „Ich sah das Strahlen in seinen Augen“, sagt Thomas, „und mir war klar, dass das wirklich etwas Besonderes sein muss“. Also probierte auch er den Bergamottesaft mit Gin – und seitdem teilt er Christophers Mission: Das Zeug muss auf den Markt.
Christopher über die Bergamotte
Heute können Christopher, der gut 20 Jahre als Gastronom gearbeitet hat, und Thomas, der als Rechtsanwalt arbeitet, über die Anfänge ihrer Limonadenproduktion lachen: Sie haben viel gelernt in den vergangenen eineinhalb Jahren. Angefangen damit, dass sie sich fragten, wie man genügend Saft nach Deutschland bringen könnte. Eindicken, konzentrieren, einfrieren war nach langem Überlegen die Idee. Doch der italienische Konzentrathersteller Luigi filterte die ersten 22.000 Liter Bergamottesaft falsch. Wegen des vielen noch enthaltenen Fruchtfleischs konnten die Anlagen in Deutschland ihn nicht verarbeiten. Zweiter Anlauf, dieses Mal kamen sie einen Schritt weiter. Allerdings war die Mischung, die der Abfüller gemischt hatte, ungenießbar: Die Limonade brannte am Gaumen. Sie war bitter im Nachgeschmack und schmeckte nach Zitrone, nicht wie Bergamotte nach einer Mischung aus Grapefruit, Mandarine und Zitrone.
Mein erster Schluck Green B
Jetzt gingen sie zur Essenzenfabrik Reinartz, die mit Sinalco bekannt wurde. Dort bekamen sie oft, sehr oft, Proben vorgesetzt, jeweils sechs bis acht. Mal war mehr Zucker drin, mal weniger, mehr Kohlensäure oder eben weniger, mehr oder weniger Saft. Sobald sich die beiden auf eine der Proben geeinigt hatte, ging das Spiel von vorne los: Sechs bis acht Versionen der gewählten Probe wurden verfeinert, wieder mussten sie sich auf eine einigen. Und immer so weiter und weiter, bis es irgendwann gut war. Gut zwölf Monate dauerte der Prozess, bis die Bergamotte-Limonade Mitte April erstmals in Flaschen vor ihnen stand. Unter dem Namen Green B kann man sie bereits bei einigen Gastronomen und in Supermärkten kaufen. Getrunken wird sie im besten Fall eiskalt. Wer sie aus einem breiten Glas trinkt, riecht die Bergamotte am intensivsten, ähnlich wie Rotwein in einem großen Glas mehr Aroma verströmen kann.
Mein erster Schluck Green B: Erfreulich erfrischend, nicht zu süß, die Mundschleimhaut zieht sich ein bisschen zusammen. Sie stillt den Durst, ist mein Gefühl, und passt bestens in einen heißen Sommer. Mich erstaunt, dass der Bergamotte-Geruch nicht so schnell verfliegt: Während meines Gesprächs mit den beiden komme ich nicht dazu, zu trinken, doch als wir fertig sind, nehme ich den letzten Schluck aus dem Glas – und rieche noch immer die Bergamotte. Außerdem, so sagen mir Christopher und Thomas, lässt sich die Limonade gut mit anderen Getränken kombinieren: „Eiskalter grüner Tee ist super mit Green B“, rät mir Christopher. Und Thomas empfiehlt, die Limonade mit Gin zu mischen. Letzteres habe ich schon getestet. Ist gut, aber vielleicht muss auch ich noch an der Rezeptur für die Mischung feilen. Das mache ich, aber erst, wenn in Deutschland wieder Sommer ist.
Ich habe von Green B vier Flaschen zum Testen geschenkt bekommen.