Es ist schon einige Jahre her, dass ich zuletzt in Lüttich war. Liège heißt die Stadt in Belgien, oder auch Luik, je nachdem, welche Sprache man gerade sprechen möchte. Ich erinnere mich, dass ich damals beeindruckt war von dem großen weißen Bahnhof, gebaut vom Architekten Santiago Calatrava. Ähnlich einem überdimensionierten Skelett recken sich seine weißen Streben in die Höhe. Ich weiß auch noch, dass ich den Weg zu Fuß in die Stadt weit und das Zentrum selbst nicht sonderlich beeindruckend fand. Weil ich sonst keine Erinnerung mehr an Liège hatte, waren wir 2022 nochmals dort, denn wir hatten für einen Monat ein Interrailticket, mit dem wir eine Woche durch Europa gefahren sind. Anschließend haben wir mit dem Ticket noch einen Ausflug nach Antwerpen und eben nach Liège gemacht.
Vom Bahnhof ins Stadtzentrum
Tja, was soll ich sagen? Der Bahnhof Liège-Guillemins ist noch immer beeindruckend. Bei meinem Besuch hatte er temporär bunte Scheiben eingesetzt, die ihn fast ein bisschen wie ein Märchenschloss aussehen ließen. Oder eine riesige Kathedrale. Und der Weg ins Zentrum ist noch immer weit – auch wenn wir dieses Mal den Bus genommen haben. Weil aber der Infoschalter für den Nahverkehr nicht besetzt war im Bahnhofsgebäude, haben wir erst einmal ziemlich lange gebraucht, um herauszufinden, wo man Tickets kauft. Es war einfach weit und breit niemand zu sehen, den wir hätten fragen können. Immerhin hat Google uns den richtigen Bus ins Zentrum genannt, der uns dann aber vor der Nase weggefahren ist. Der nächste fuhr etwa 15 Minuten später. Nicht der beste Auftakt für einen positiven Eindruck von einer Stadt.
Tipp: Bustickets kannst du im Bus kaufen. Ob das Tagesticket 24 Stunden oder nur den einen Tag gilt, haben wir leider nicht herausgefunden, nicht einmal im Touristenbüro.
Sehenswürdigkeiten in Lüttich
In der Zwischenzeit sind wir aber deutlich schlauer: Denn neben dem Bahnhof Guillemins gibt es einen weitern, den Bahnhof Liège-Saint-Lambert. Dorthin fahren eigentlich ständig Nahverkehrszüge. Und mit unserem Interrailticket durften wir diese sogar kostenlos nutzen. Dieser zweite Bahnhof liegt deutlich besser, um die Innenstadt zu ergründen. Das Stadtzentrum rund um die Kathedrale ist tatsächlich sehr hübsch mit vielen Geschäften und einer netten Passage. Speziell am Wochenende ist dort die Hölle los.
Wir haben aber mehr Zeit rund um die Féronstrée verbracht. Dabei ist speziell diese Straße eine einzige Baustelle, weil dort nämlich in einigen Jahren die neue Bahn fahren soll. Das ist ehrlich gesagt ziemlich schrecklich. Nachdem wir sie einmal entlang gegangen sind, haben wir sie den Rest des Wochenendes gemieden. Stattdessen sind wir durch die Parallelstraße Rue du Palais und Rue du Hors-Chateau gegangen.
Restaurants, Hinterhöfe und eine steile Treppe
Und die sind in der Tat interessant, denn dort gibt es
- nette Restaurants, die aber an Wochenenden früh voll sind. Wir haben spontan beim Italiener Le Danieli einen Tisch bekommen, und hatten dort einen schönen Abend.
- ähnlich wie in Lyon Les Traboules auch in Lüttich enge Gassen, die in Hinterhöfe führen. Sehr sehenswert und ein bisschen verwunschen.
- das Licht- und Leuchtenmuseum. Wir standen etwas unschlüssig davor. Da aber gerade drei Belgier*innen hineingingen, und sie uns vorschlugen, mitzukommen, um dann als Gruppe weniger Eintritt zu zahlen, sind wir mitgegangen. In der Tat ist das Museum interessant: Ein Privatmann, Philippe Deitz, hat mehrere hundert Lampen gesammelt, einige über viele Jahre abbezahlt. Und schließlich hat er seine Sammlung der Stadt geschenkt. Jetzt führt er durch dieses Museum, und zwar mit großer Leidenschaft, so dass man gut über eine Stunde braucht, um das Museum einmal gesehen zu haben.
- noch den Bueren-Berg, den jede*r erklimmen muss. 374 steile Stufen führen nach oben. Die Anwohner*innen bitten um Ruhe. Wer es hochgeschafft hat, kann den Rundumblick genießen, oder noch einige Meter höher steigen, um einen noch besseren Blick vom Monument au 14ième Régiment de Ligne zu haben.
Gut essen in Lüttich
Was mich am meisten überrascht hat bei diesem zweiten Aufenthalt in Lüttich ist, dass man dort ausgesprochen gut essen kann. Es gibt für die Stadt nämlich einige Michelinempfehlungen, so auch für das Le Bistrot d’En Face. Wir standen davor und fanden es ganz süß. Ein Gast kam heraus und hat es auf Englisch empfohlen. Ich ging rein und habe einen Tisch reserviert. Und abends gab’s dann Buletten, ein Nationalgericht des Landes. Und noch einiges mehr. Lecker war’s. Der Service hat sich allerdings öfter über uns lustig gemacht, schien mir. Zumindest wurde immer viel gelacht, wenn der Kellner von unserem Tisch weg in die kleine Küche ging. Warum, habe ich nicht herausgefunden. Lag’s an meinem Französisch? Oder daran, dass man den Belgier*innen nachsagt, dass sie die Deutschen aufgrund der Geschichte nicht ganz so gut leiden können? Ich weiß es nicht.
Tipp: Am 11.11. sollte man besser nicht nach Belgien fahren. Dann ist nämlich der Tag des Waffenstillstands – in Bezug auf den ersten Weltkrieg, und man darf sich nicht wundern, dass alle Geschäfte geschlossen sind.
Übernachtet haben wir übrigens im Mercure Hotel, das ebenfalls eine große Baustelle ist und an einer ebensolchen liegt. Das Zimmer war zwar okay, und die Bar beziehungsweise der Frühstücksraum in dem Kellergewölbe entzückend, aber sonst passiert dort gerade einiges. Vermutlich dürfte der Aufenthalt in einigen Monaten schöner sein. Dafür wird die Übernachtung dann wahrscheinlich auch teurer werden.
Wir haben unser Interrailticket an unserem zweiten Tag in Liège noch für einen Ausflug nach Namur genutzt. Die kleine Stadt ist die Hauptstadt der Wallonie. Freunde hatten sie bei einer Fahrradtour entdeckt und uns ans Herz gelegt. Mit dem Zug ist sie nur eine knappe Stunde entfernt. Mehr über diese Stadt liest du in einem eigenen Artikel.
Kurz gefragt, schnell geantwortet!
Lüttich und Antwerpen sind zwei sehr unterschiedliche Städte. Antwerpen ist größer und bietet mehr Sehenswürdigkeiten. Lüttich ist kleiner und hat viele gute Restaurants.
Lüttich liegt in Belgien, genauer gesagt in der Wallonie. Die Stadt ist von Köln aus ganz gut mit dem Zug zu erreichen.
Lüttich heißt auf französisch Liège und auf flämisch Luik.
Eine Hauptattraktion ist der steile Bueren-Berg. Natürlich ist auch die Altstadt sehr schön. Ich möchte auch die Hinterhöfe, die durch schmale Zugänge erreicht werden. In Lüttich gibt es außerdem sehr gute Restaurants.
Die bekannte, lange Treppe in Lüttich am Bueren-Berg ist eine der Hauptattraktionen der Stadt. Mit über 300 steilen Stufen ist sie außerdem eine sportliche Herausforderung. Der Blick von oben lohnt aber den Aufstieg.
Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Lüttich kann man an einem Tag schaffen. Wer aber noch ins Licht- und Leuchtenmuseum will, sollte schon eher ein Wochenende einplanen. Dann kann man in der belgischen Stadt auch noch gut essen gehen.
Der Hauptbahnhof in Lüttich heißt Liège-Guillemins – und er ist eine echte Attraktion. Von dort fährt man entweder mit dem Bus in die Stadt oder man nimmt den Regionalzug zu einem der zentrumsnäheren Bahnhöfe.