150 Jahre Bühnenspielgemeinschaft Cäcilia Wolkenburg! Wenn das kein Anlass zur Feier ist! Kein Wunder, dass der WDR dazu eine Jubiläumssendung machen will. Und die soll nicht wie in den vergangenen Jahren auf dem Marktplatz aufgenommen werden, sondern in der – oh Wunder – fertiggestellten Oper am Offenbachplatz.
Voraussichtliche Lesedauer: 5 Minuten
Damit das möglich ist, hat sich der Kölner Männer-Gesang-Verein Cäcilia Wolkenburg als finanzielles Heinzelmännchen betätigt und ein halbes Milliönchen in die Fertigstellung der Sanierung der Oper gesteckt. Um diese Summe wieder hereinzuholen, haben die Herren Kontakt zu Hollywood-Größen aufgenommen. Die jedoch wollen das Zillche ganz anders machen als bisher: Profis sollen die ehrenamtlichen Hobbysänger ersetzen, Frauen das Herrenballett – und schließlich soll das Ganze auf Hochdeutsch stattfinden. Es ist kein Wunder, dass aus dieser Idee letztlich nichts wird.
Ein buntes Potpourri – oder ein Pot Porree?
Bis das aber klar ist, versucht die Bühnengemeinschaft den Filmemachern zu erklären, was sie so einzigartig und liebenswert macht. Dazu tauchen sie in ihre 150jährige Geschichte ein: Tänze, Figuren und Gesang aus den vergangenen Jahren zeigen, wie vielfältig und umfassend ihr Werk ist. Beethoven, Napoleon, Willy Millowitsch und andere machen nochmals Stop in der Kölner Oper. Und es kommen unfassbar viele Musikstücke und Bands im diesjährigen Divertissementchen vor: „Ein Jäger aus Kurpfalz“, Carmina Burana, Udo Jürgens, Die Räuber, Brings oder Kasalla werden zitiert.
Was mir am Divertissementchen immer besonders gut gefällt, ist die Liebe zum Detail. Das beginnt schon mit den Namen der Figuren im Zillche: Frau Mottenkist (Heinz-Peter Hartlieb) ist die Archivarin, Frau Bulett (Volker Bader) die Kantinenchefin. Dann sind natürlich die Liedtexte von Johannes Fromm und Manfred Schreier fantastisch wie jedes Jahr. Nachlesen kann man sie entweder im Programmheft – glücklicherweise seit einigen Jahren aber auch live auf den Monitoren im Zuschauer*innenraum. Und auch die Kostüme, die Masken, Requisiten und so vieles mehr sind mit viel Liebe und Leidenschaft fürs Zillche gemacht.
Keine Karten bekommen fürs Divertissementchen?
Die traurige Nachricht ist: Falls du noch keine Karten hast, wird es schwierig werden, noch welche zu bekommen. Denn alle Vorstellungen des Zillche sind ausverkauft. Die gute Nachricht ist: Auf der Internetseite gibt es einen Button, über den man sich für eine Infomail registrieren lassen kann. Dann bekommt man elektronische Post, sobald der Vorverkauf für die Session 2025 beginnt.
Tipp: Das Divertissementchen gibt’s im WDR am 10. Februar 2024 ab 11:15 Uhr.
Kurz gefragt, schnell geantwortet
Das Divertissementchen ist eine Art kölsches Musical mit Gesang, Tanz und Schauspiel. Die Kölner*innen sagen auch „Zillche“ dazu. Hinter diesem Stück, das in der Karnevalszeit in Kooperation mit der Oper Köln aufgeführt wird, steht der Kölner Männer-Gesang-Verein.
Ein Divertissementchen ist ein Zwischenspiel. Es findet statt, wenn die städtischen Bühnen wegen Karneval Spielpause machen.
Das Schauspiel dauert gut 2 Stunden 45 plus Pause.
Das Divertissementchen kann man als Opernbesuch oder Karnevalsveranstaltung sehen. Entsprechend gibt es Besucher*innen, die sich eher festlich anziehen, andere verkleiden sich. Der Kompromiss besteht darin, sich etwas zu verkleiden und gleichzeitig ein bisschen feiner auszusehen. Rot und weiß passt so oder so.
Das diesjährige Divertissementchen überträgt der WDR am 18. Februar von 11 Uhr bis 12.30 Uhr.
Du willst jetzt schon Karneval feiern? Dann kannst du auch auf den Spuren des Karnevals stadtwandern.
Das Divertissementchen während der Corona-Pandemie
Übrigens gab es auch 2021 ein Divertissementchen – per Stream! Damals war die Heilige Corona angepisst: Die Heiligen drei Könige hatten ihr den Platz im Dom weggenommen. Und das Erzbistum wollte sie nicht zur Pandemieheiligen machen. Da blieb ihr nur eins: Mit nach ihr benanntem Bier und Zigarren den Männern in Köln den Geist vernebeln. Ich kann Euch sagen: ich habe vermutlich seit elf Monaten nicht mehr so viel gelacht wie bei unserer Wohnzimmeraufführung. Über den Schmusebüggel, mehr Corona- als FC-Experten, über die Experten Experten und vieles mehr. Dazu die Musik! Herrlich! Nicht nur kölsche Klassiker, auch internationale Hits sind die Vorlagen für die wortwitzigen Texte des Divertissementchen. Da kann man eigentlich nicht mehr stillsitzen – nicht mal vor dem Fernseher.
Als Journalistin halte ich mich an den Pressekodex des Presserats. Ich war zur Vorpemiere eingeladen und hatte noch eine weitere Freikarte.