Warum ich mich auf Usedom nicht willkommen fühlte

Service wird auf Usedom eher klein geschrieben
Parkquittung
Parkquittung auf Usedom

Stell dir vor, du gehst in ein Touristenbüro und willst dich dort darüber informieren, wo du Wanderwege in der Region findest. Die Dame, die hier eine Urlaubsdestination vertritt, weist dir den Weg nach hinten. Dort hängen in Schautafeln die verschiedenen Karten, die es für dein Urlaubsziel gibt. Sie unterscheiden sich im Wesentlichen im Preis, Wanderwege sind dort nicht so richtig eingetragen, auch Beschreibungen der Wege fehlen. Es steht also nirgends etwas über den Startpunkt, die Länge des Weges, die Sehenswürdigkeiten, es gibt keine Wegbeschreibung. Das ist ganz ehrlich gesagt nicht das, was ich im Tourismusbüro in Bansin auf Usedom erwartet hatte. Oder anders gesagt: Das ist einer der Gründe, warum ich mich auf Usedom nicht willkommen fühlte.

Stattdessen nutzen wir Google Maps. Wir stellen fest, dass es nicht zu weit ist, von Heringsdorf nach Ahlbeck und zurück zu gehen. Anhand einer Broschüre zur Bäderarchitektur finden wir die wichtigsten Gebäude. Leider sind auch die Beschreibungen dieser Spaziergänge und der entsprechenden Häuser nicht besonders liebevoll gemacht: „Gebaut dann und dann, damals xyz, heute exklusive Ferienwohnungen“ heißt es bei vielen Gebäuden. Im Hotel finde ich einen Flyer für eine Ausstellung der Terrakottakrieger, untergebracht sind sie in einem großen Zelt auf einem Acker. Es gibt ein Bügeleisenmuseum, eine Schmetterlingsfarm, eine Kunst-Welt, in der alles Kopf steht. Das wirkt auf mich, als ob man auf Teufel komm raus Attraktionen hätte schaffen müssen, die man überall aufbauen kann. Einblick in die Region bekommt man so jedoch nicht.

Das Parkproblem auf Usedom

Schwierig finde ich auch die Parksituation auf Usedom. Die Wege sind oft zu weit, um zu Fuß zu gehen oder mit dem Rad zu fahren, der öffentliche Personennahverkehr ist eher rudimentär. Also bleibt nur das Auto als Transportmittel. Das darf jedoch nicht in den Orten an den Straßenrändern parken. Grundsätzlich ist das zwar eine gute Idee, dann allerdings sollte man ausreichend Parkplätze in Fußnähe zu den Zentren schaffen, und diese auch bezahlbar anbieten.

Als wir im späten Herbst dort sind, sind jedoch viele Parkplätze voll, und ich möchte gar nicht wissen, wie das im Sommer ist. Findet man einen Parkplatz, muss man im Voraus bezahlen – als ob ich wüsste, wie lange ich im Restaurant sitze oder wie lange ich durchs Zentrum bummeln möchte. Durch dieses Parkscheinsystem fühle ich mich ständig unter Zeitdruck und erneut auf Usedom nicht willkommen.

Und noch ein Problem gibt es mit den Parkplätzen: Sie müssen sehr oft bar und mit Münzen bezahlt werden. Darum lautet mein Tipp: Immer zehn Euro in klein bei sich tragen, die sind im Laufe eines Tages schnell weg, wenn man an mehreren Orten kurz parken möchte. 20 oder 30 Minuten kosten gerne schon 50 Cent. Wie viel besser wäre die Situation, wenn es Schranken gäbe, und man beim Verlassen des Parkplatzes bezahlen müsste. Oder noch besser: Bezahlen per App möglich wäre.

Auch beim Essen auf Usedom nicht willkommen

Service wird auf Usedom eher klein geschrieben
Service wird auf Usedom eher klein geschrieben

Probleme gibt’s auch beim Essen: In unserem Hotelrestaurant gibt es für Kaffee und Kuchen einen Pauschalpreis laut Plakat, tatsächlich wird getrennt und teurer abgerechnet. Wir haben kein Lust auf Diskussionen, geben aber auch kein Trinkgeld, denn das hat sich das Servicepersonal quasi selbst genommen. Am nächsten Tag sind wir in einer Bäckerei in Ahlsdorf. Dass die Gebäckstücke mehr kosten, wenn man im Café isst und trinkt, ist zwar ok, steht aber nirgendwo im Verkaufsraum. Auch nicht, dass der Preis dann um 50 Cent pro Stückchen steigt, das auf einem Teller gereicht wird.

Kostet ein Marzipantörtchen also einen Euro im Verkauf im Laden, kostet es plötzlich 50 Prozent mehr, wenn man am Tisch isst. Bei zwei Teilchen für insgesamt 2,10 Euro zahlt man dann dementsprechend 3,10 Euro. Das ist ein Unterschied, der in Ordnung wäre, wenn er denn irgendwo deutlich genannt würde.

Auch das Abendessen im Brauhaus läuft nicht rund. Bestellt hatte ich Broilergeschnetzeltes. Schon als das Essen kommt, denke ich, das müssen große Hühner gewesen sein, denn die Fleischstücke sehen sehr nach Gulasch aus. Geschmacklich tippe ich auf Schwein, also frage ich die Bedienung, ob sie sicher ist, dass ich Huhn auf dem Teller habe. Antwort:“Wenn in der Karte steht, dass das Huhn ist, ist das Huhn.“ Meine Einwände, dass es weder nach Huhn schmeckt, noch so aussieht, ignoriert sie.

Schwein oder Huhn? Egal, Hauptsache, der Gast isst

Auch, dass mein Mann und der mir unbekannte Mann neben mir ihr sagen, dass das kein Huhn sein kann, ist ihr egal. Wohlgemerkt – es geht gar nicht darum, dass man keine Fehler machen darf. Sondern viel mehr darum, wie man mit bezahlenden Gästen umgeht. Selbst wenn die großen Fleischbrocken Huhn gewesen sein sollten, hätte ich von einer Servicekraft erwartet, dass Sie anders mit der Situation umgeht.

Da das Essen aber schmeckt, habe ich es nahezu aufgegessen. Ich versicherte der Dame allerdings beim Bezahlen nochmals, dass ich nicht glaube, dass das Huhn war.
Sie:“Das tut mir leid.“
Ich:“Mir auch.“
Sie:“Ich kann das ja mal dem Koch sagen!“
Ich:“Das halte ich für einen guten Ansatz!“

Leider hat mich die Situation so verblüfft, dass ich ihr viel zu viel Trinkgeld gab, was mich sofort sehr geärgert hat. Denn verdient hat sie keines für ihre Reaktion. Und sie wird durch diese Belohnung auch nicht lernen, dass ihr Verhalten mir nicht nur nicht kundenunfreundlich, sondern sogar unverschämt erschien. Aber vielleicht machen es andere Touristen künftig besser als ich.

Dafür, dass ich nur vier Tage auf der Insel war, gibt es also sehr viele Gründe, warum ich mich auf Usedom nicht willkommen fühlte. Und tatsächlich würde ich dort auch nie mehr Urlaub machen. Warum auch? Wir haben fast vor der Haustür die west- und die ostfriesischen Inseln, Texel beispielsweise, Borkum oder Wangerooge. Dort verhält man sich Touristen gegenüber meistens so, als ob sie Gäste, und nicht, als ob sie eine Belastung seien.

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