Städtetrip Madrid: Wo die Stadt mal königlich, mal bunt

Lebensmittelladen in Madrid
Madrid abends
Madrid abends

„Wenn es regnet, dann drehen hier alle durch“, sagt der Rezeptionist im Hotel in Madrid. „Dann ist die ganze Stadt chaotisch, und der Verkehr bricht zusammen“. Am Vortag sei ein Gast nach eineinhalb Stunden ins Hotel zurückgekehrt: Sein Taxi habe die 13 Kilometer lange Strecke zum Flughafen in 45 Minuten nicht geschafft, er hat das Flugzeug verpasst und musste einen Tag länger bleiben.

Flughafen ist im Zusammenhang mit „Chaos“ überhaupt ein guter Begriff, denn als wir landen, fehlt der Hinweis auf das Gepäckband. So folgen wir der Masse und irgendwann Schildern zu Saal 6 in Terminal 1. Dort angekommen erfahren wir, dass unser Gepäck in Saal 2 in Terminal 2 ist. Wir müssen durch den Ausgang hinein, ein Sicherheitsbeamter stoppt uns, prüft unsere Tickets und verdreht die Augen gen Himmel. Wir sind an diesem Tag nicht die ersten und werden nicht die letzten sein, die auf der Suche nach ihren Taschen durch den Flughafen irren.

Wahrscheinlich muss man nicht extra erwähnen, dass der Zugang zur Metro zurück in Terminal 1 ist. Zweimal müssen wir auf dem Weg ins Zentrum umsteigen. An der Haltestelle Alonso Martinez lassen wir eine grüne Linie Richtung Casa de Campo fahren, weil wir keine Chance haben, in die total überfüllte Bahn hineinzukommen. In die nächste quetschen wir uns schließlich, um zwei Stationen später mitten in der Stadt auszusteigen. Es regnet. Das soll das ganze Wochenende so bleiben. Aber es ist gut, dass wir es bei der Ankunft nicht wissen.

Spaziergang durchs Zentrum von Madrid

Mit dem Regenschirm in einer Hand und dem zur Rezension kostenlos überlassenen Reiseführer des Michael Müller Verlags in der anderen beginnt unser Spaziergang vor der Haustür des Hotels: Puerta del Sol, Plaza Mayor, das Opernhaus und das königliche Schloss. Wir haben schnell die Orientierung im Zentrum von Madrid, und dank des geführten Spaziergangs viele wichtige Orte in kurzer Zeit kennengelernt. Auf dem Weg zurück ins Hotel stoppen wir auf Empfehlung des Rezeptionisten im Mercado de San Miguel. Das sei zwar längst kein Geheimtipp mehr, sagt er uns. Aber das Essen sei sehr authentisch. So ist es auch: Fischtapas, Käseteller mit Wein und Churros mit Schokolade versöhnen uns mit dem etwas schwierigen Ankunftstag.

Mit einem Reiseführer durch Madrid

Ich bin kein Freund der Reiseführer auf Papier. Sie sind schwer und unhandlich. Und doch war ich dieses Mal sehr froh, dass mir der Michael Müller Verlag sein Buch über Madrid kostenlos geschickt hat. Ich hatte nämlich im Vorfeld überhaupt keine Zeit, mich vorzubereiten. So habe ich auf dem fast dreistündigen Flug das Buch quer gelesen, und wusste bei der Ankunft, was ich sehen möchte. Dank des beigelegten Stadtplans und einer U-Bahn-Karte konnte ich außerdem die Fahrt vom Flughafen zum Hotel planen. Das wäre mit einer digitalen Variante nur möglich gewesen, wenn sie auch offline verfügbar gewesen wäre.

Inhaltlich war das Buch auch während des Städtrips top: Die Spaziergänge durchs Zentrum und über die Gran Via sind so genau beschrieben, dass man sich nicht verlaufen kann. Die Menge der Informationen pro Sehenswürdigkeit war für mich optimal, ich brauche es nicht ausführlicher. Unser Pech war der Regen: Er tut einem Papierbuch nicht gut. Aber auch mit dem Handy und einer App wären wir bei diesem Wetter ziemlich aufgeschmissen gewesen.

Madrid: Vom Bankenviertel zu den Dichtern

Unser zweiter Spaziergang führte uns von der Calle Alcala mit den mondänen Gebäuden bis zum Parlament. Das hätten wir gerne besichtigst, aber samstags ist das leider nur nach Voranmeldung möglich. Von hier ging es weiter in ein gemütliches Viertel mit bunten Häusern und teilweise Fußgängerzonen. Dort wohnte einst der große Dichter Spaniens, Lope de Vega.

Kulturell ging unser Tag weiter: Wir haben die Oper besichtigt. Wer keine Führung machen möchte, bekommt einen Audioguide und wird von den freundlichen Mitarbeitern des Hauses von Hörstation zu Hörstation geleitet – zumindest an den Stellen, an denen man sich verlaufen könnte. Außerdem darf man mit Audioguide die königliche Loge betreten und erfährt, wie es möglich ist, dass die Kulissenbilder innerhalb von Minuten nahezu lautlos ausgetauscht werden. Eine Führung, die sich wirklich lohnt.

Das bunte Madrid

Wer auf der Gran Via mit ihren vielen Kinos und großen Geschäften stadteinwärts geht, sollte etwa in Höhe des Telefonica-Hochhauses rechts in die Straßen einbiegen. Dort ist die Schwulenszene Madrids, und dort ist es bunt. Hier gibt es viele Kneipen, Bars und laute Musik. Bunt ist es auch südlich der Plaza Mayor, rund um den Mercado La Latina. Sonntags gibt es in den gesperrten Straßen einen Markt, auf dem die Einheimischen, aber auch Touristen einkaufen: T-Shirts, Taschen und Souvenirs locken selbst bei Regen Besucher an. Für einen Spaziergang ist der Sonntag sonst allerdings etwas schwierig, denn in vielen Kirchen sind am Vormittag Messen und die Besichtigung ist zu dieser Zeit nicht erwünscht.

Wo Madrid königlich ist

Das Schloss ist natürlich eine Hauptattraktion der Stadt. Wer dort hinein möchte, sollte früh da sein. Denn gegen die Mittagszeit kann sich die Schlange vor der Kasse durchaus um den halben Platz winden. Selbst an einem Sonntag, eine Viertelstunde vor der Kassenöffnung, stehen bereits die ersten Besucher an, auch, wenn sie im Voraus ein Ticket gekauft haben. Der Rundgang im Schloss führt durch viele ganz unterschiedliche Zimmer: das Ankleidezimmer des Königs, das Raucherzimmer, das Zimmer für die Mittagsmahlzeit und der Raum für den Galaabend.

Ein Zimmer ist in grün gehalten, eines in blau, ein anderes in gelb. Gemeinsam haben sie die feinen Stofftapeten und die Leuchter, die glitzern und funkeln und aus zahllosen Einzelteilen zu bestehen scheinen. Wir hatten zusätzlich eine Führung durch die Küche gebucht und wurden als Kleingruppe von mehreren Mitarbeitern durch Vorbereitungs-, Gar- und Lagerräume geleitet. Ich habe gestaunt über Töpfe, die in keinen meiner Küchenschränke passen würde, über auf Hochglanz polierte Kuchenformen und Spieße, mit denen man offensichtlich ganze Tiere über dem offenen Feuer rösten konnte.

Essen in der spanischen Hauptstadt

Überhaupt spielt natürlich der Genuss in Madrid eine große Rolle: Tapas sind wie überall in Spanien wichtig und unterscheiden sich deutlich von dem, was in spanischen Restaurants in Deutschland angeboten wird: Wir hatten kleine Brotscheiben mit vielerlei unterschiedlichem Fisch oder Käse darauf – Tortilla gab’s dagegen am Frühstücksbuffet. Churros, die fettigen, frittierten Teigstangen, muss man auf jeden Fall essen. Und dann gibt es noch den Madrider Eintopf Cocido completo.

Das ist eine sehr bodenständige Speise mit Blutwurst, Hühnchen, Speck und Chorizo sowie Gemüse und ein bisschen Kartoffel. Außerdem gibt es dazu eine deftige Brühe mit Nudeln. Und wir bekamen als Teil des Menüs noch eine dicke Scheibe goldfarbener Crema catalana mit viel Zuckersirup. Gegessen haben wir die Spezialität der Stadt in einem ganz besonderen Restaurants: Im Robin Hood essen tagsüber gegen Geld diejenigen, die es sich leisten können. Am Abend werden hier kostenlos Obdachlose versorgt. Im Restaurant gibt es außerdem einen Solidaritätsautomaten. Dort können Besucher gegen einen Euro einen Gutschein für eine Dusche oder ein Brot kaufen und an der Theke abgeben. Sie werden dann an die Obdachlosen zum Einlösen weitergereicht.

Cocido completo - Eintopf in Madrid
Cocido completo

Was man über Madrid noch wissen sollte

„Madrid ist laut, Madrid ist voll und Madrid schläft nie“ – diese drei Sätze habe ich aus meinem Reiseführer mitgenommen. Unser Hotelzimmer ging auf die Plaza San Martin hinaus, und trotz Ohropax waren es eine der lautesten Nächte meines Lebens. Reden, singen, grölen, schreien, hupende Autos, Autoradios in voller Lautstärke, Flaschen, die in den Container geworfen werden. Und das alles bis etwa halb drei am Morgen. Wer damit nicht klarkommt, sollte das bei der Hotelbuchung beachten.

Mein Fazit

In die spanische Hauptstadt sollte man nicht im März fahren, sondern vielleicht erst später im Jahr. Dann hat man auch etwas von den vielen Parks, und kann das Straßenleben besser genießen. Unbedingt ansehen sollte man den Königsplast und die Oper. Auf keinen Fall die spanischen Tapas entgehen lassen!

Folge mir auf Twitter, wenn du immer auf dem Laufenden darüber sein willst, was gerade bei mir passiert.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.