Ich gebe es gerne zu: Mein Wunsch, durch Schottland zu reisen, hängt ganz klar mit den Büchern von Diana Gabaldon und deren Verflimung als Outlander-Serie zusammen. Dort nämlich zeigten die Macher so entzückende Landschaften, dass ich mir selbst ein Bild davon machen wollte. Keine Frage, unsere Rundreise hat sich gelohnt: Inverness, die Schlacht von Culloden, McKenzies und der Fraser Clan – viele Namen und Dinge, die in den Büchern und den Filmen vorkommen, begegneten mir bei meiner Reise. Auch Haggis und Whisky sind natürlich allgegenwärtig.
Unterscheiden muss man allerdings zwischen den Orten, die Gabaldon beschreibt und den eigentlichen Drehorten. Inverness beispielsweise sieht kein bisschen so aus, wie sie es beschrieben hat. Das ist kein Wunder: Outlander spielt im 18. Jahrhundert. Auch Inverness dürfte sich seither verändert haben. Oder Fort William: Im Buch ist es der Ort des Schreckens, weil Jamie dort gefangen gehalten und misshandelt wird. In Realität ist es ein kleines Nest, in dem man Kreuzfahrtbesucher mit Paraden begrüßt. Fort William ist heute ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen.
Geschichte: Die Schlacht von Culloden
Dafür gibt es eine Menge anderer Dinge, die man als Leser und Zuschauer ganz schnell mit der Serie in Verbindung bringt. So sind beispielsweise die Namen McKenzie und Fraser allgegenwärtig. Sie liest man zum Beispiel auf vielen Grabsteinen auf den Friedhöfen. Auch die Tartanmuster der Clans werden an unterschiedlichen Orten gezeigt und erklärt. Interessant ist auch der Besuch des Schlachtfeldes in Culloden: In einem Video, das auf allen vier Wänden gleichzeitig läuft, kann man den Krieg der Jakobiten gegen die Engländer fast am eigenen Leib erfahren – allerdings ohne jede Romantisierung. Das war ganz einfach ein Gemetzel. Beim Gang mit dem Audioguide durch die Ausstellung werden außerdem die geschichtlichen Hintergründe erklärt, so dass man einige Szenen aus dem Buch oder dem Film im Rückblick besser einordnen kann. Dank eines Sonderausweises von Visit Scotland musste ich hier keinen Eintritt bezahlen.
An den Drehorten der Serie
Natürlich gibt es auch die echten Drehorte, die ganz gut in diese Zeit passen. Wir haben auf den Spuren von Outlander einige besucht:
- Highland Folk Museum bei Aviemore. Dort wurde die Szene gedreht, in der Geld von den Pächtern eingetrieben wird. Tatsächlich lebten rund 80 Leute in den wenigen, einfachen Hütten. Im Film wurde mit etwa 50 Leuten gedreht. „Die Szene ist ziemlich authentisch im Vergleich zum echten Leben in jener Zeit“, erzählt mir einer der Angestellten.
- Tibbermore Church. In dieser kleinen Steinkirche drehte man den Hexenprozess. Sie ist in der Nähe von Perth.
- Troon. Von diesem Ort am Meer fuhr das Boot mit Claire und Jamie an Bord Richtung Frankreich. Als wir dort waren, haben wir leider einen dieser typischen Regentage erwischt, bei denen man besser erst gar nicht aus dem Auto steigt.
- Glasgow Cathedrale. Dort wurden die Szenen gedreht, in denen Claire in Frankreich im Hospital hilft.
- Glencoe: Die Berglandschaft wird zu Beginn von Staffel 1 gezeigt.
- Dean Castle: In der Serie treffen sich Jamie und Claire dort mit Lord Lovat.
- George Square in Glasgow ist ein hübscher Platz. Hier machte Frank Claire eine Liebeserklärung. Allerdings erinnert dort überhaupt nichts an die Nachkriegszeit – außer vielleicht die Architektur. Heute ist der Platz viel befahren, und überall hasten Menschen über die Bürgersteige.
- Culross. Dort wurden unter anderem alle Szenen gedreht, die im Haus der Hexe Geilis spielen.
- Dysart Harbour ist ein ganz kleines, altes Hafenbecken. Hier spielen die Szenen in Le Havre aus Staffel 2.
- Aberdour Castle. Diese Ruine ist Kulisse für das Kloster, in dem Claire Jamie pflegt, nachdem sie ihn aus dem Gefängnis befreit hat. Ich habe die Schlossruine dank eines Sonderausweises von Visit Scotland kostenlos besichtigt.
Outlander für Touristen
Interessant ist, dass einige Drehorte Wert darauf legen, dass Besucher sie mit der Serie in Verbindung bringen. In der Tibbermore Church beispielsweise sieht man eine Tafel mit Szenebildern. Daneben steht eine Box mit der Bitte um Geldspenden – und sie war gut gefüllt, als wir dort waren. Ähnlich ist es in Aberdour Castle. Auch dort gibt es eine Schauwand, auf der man Bilder aus den Serien zeigt. Auch in Culross spielt man mit der Serie: Am Mercat Cross steht ein Laden mit Namen Lallybroch. Dort gibt es Outlander-Shirts, -Taschen und ein Kochbuch (Werbe-Link), in dem die Rezepte zu den Speisen stehen, die Claire gekocht hat. Leider war der Laden zu, als wir dort waren. Dafür waren wir im Studio des Fotografen Graham Harris Graham. Er fotografierte die Original-Schauplätze und verkauft seine Fotos jetzt im Atelier. Ich fragte ihn, wie es in dem kleinen Ort war, als dort die Dreharbeiten stattfanden. Seine Antwort:
„Ich bin erst später hierher gezogen. Aber ich wohne im ältesten Gebäude des Ortes am Mercat Cross. Alle meine Nachbarn sagten mir ‚Du musst Outlander schauen’. Ich begriff nicht warum, bis ich mir die Filme ansah – und hey! Da war mein Haus.“
Und dann noch die Musik
In Edinburgh sind wir außerdem an vielen Dudelsackspielern vorbeigekommen, die mit ihrer Musik Geld verdienen. Einige spielten Stücke, die auch im Soundtrack zu Outlander (Werbe-Link zu Amazon) vorkommen. Loch Lomond beispielsweise ist tatsächlich ein altes Lied, wenn auch nicht zwingend aus der Outlander-Zeit. Dieses Stück ist also Teil des Soundtracks und wird gerne von Dudelsackspielern gespielt. Außerdem ist es die Grundlage für die Hymne des 1. FC Köln von den Höhnern. Bei anderen Stücken des Soundtrack, die ich in Edinburghs Fußgängerzone gehört habe, weiß ich nicht, was zuerst da war: das Lied – oder die Filmmusik.
Übrigens gibt es die Drehorte von Outlander auch von Visit Scotland auf einer Karte verzeichnet.