Das fängt ja spannend an, denke ich, als ich durch das angedeutete Tor zur Eder hinab gehe: Am Fluss entlang steigt man also in den Wittgensteiner Schieferpfad bei Bad Berleburg in NRW ein. Allerdings schaue ich einigermaßen verdutzt, als ich direkt nach der Brücke, unter der ich entlang gehe, wieder auf den Parkplatz zurückgeführt werde. Zumindest fast. Denn die Laufrichtung des Wanderrundweges ist klar gekennzeichnet weg vom Auto – jetzt aber auf einem breiten Weg. Zum Glück bleibt es so nur kurz, schon geht es steil nach oben auf einen Damm: Hier schlängelt sich der Weg unter den Bäumen entlang.
Zwei, drei Mal wiederholt sich dieses Spiel – bis ich verstehe, dass es das Konzept des gut 14 Kilometer langen Wanderweges ist: Eigentlich ist ein breiter Weg fast immer in der Nähe der Wandernden. Die Fledermaus, mit der der Wittgensteiner Schieferpfad ausgeschildert ist, führt aber immer wieder weg davon, über Bäche, querfeldein oder im Zickzack und zwischen den Bäumen den Berg hoch. Das ist natürlich viel schöner, als auf ausgelatschten Waldwegen zu wandern. Aber auch anspruchsvoller: Manchmal ist der Weg sehr schmal, der Schiefer unter den Füßen wackelig, man steigt über Baumsteige oder muss unter ihnen hindurch – langweilig wird es auf dem Premiumweg nie. Und man versteht schnell, warum man für die Strecke fünf Stunden einplanen sollte. Ich kann nur von mir sagen, dass mir am nächsten Tag alles weh tat. Deutlich weniger anstrengend ist der Waldmythenweg.
Wenn man nicht aufpasst
Es ist mir zwar ein bisschen peinlich, aber wir haben uns verlaufen. Und hätten wir beim Abbiegen nicht zufällig ein Paar getroffen, das eigentlich hinter uns sein sollte, wäre mir nicht aufgefallen, dass wir gerade an einem Felsen vorbeikamen, den ich schon fotografiert hatte. Wir haben ein bisschen gebraucht, um herauszufinden, wie es soweit gekommen war: Ungefähr bei Kilometer 7,5 haben wir zwar die Fledermaus rechts am Baumstamm gesehen, aber ignoriert, dass wir vom Hauptweg aus nach links gehen sollten. Stattdessen liefen wir auf dem breiten Weg weiter. Natürlich fanden wir das komisch: Der Weg passte nicht zur sonstigen Strecke, wir sahen keine Fledermäuse mehr. Auf der großen Kreuzung bei Kilometer 8,8 haben wir dann nach der Fledermaus gesucht – und sind ohne nachzudenken auf die gegenläufige Strecke gekommen. Bei Kilometer 10 haben wir dann das andere Paar getroffen – und sind, nachdem wir den Fehler bemerkt hatten, ein zweites Mal über den breiten Weg bis zur Kreuzung gegangen. Dort haben wir nochmals ausführlicher geschaut und dann gesehen, wo wir schon beim ersten Mal hätten abbiegen sollen.
Zugegeben: Dieser Umweg von fast drei Kilometern hat uns etwas die Motivation und leider auch die Kraft genommen. Wir konnten die sehr schöne Strecke danach nicht mehr so richtig genießen und waren letztlich froh irgendwann wieder das Auto erreicht zu haben. Aber: Selbst schuld! Und wieder was gelernt!
Tipps für den Wittgensteiner Schieferpfad
- Feste Schuhe. Meine Outdoorschuhe waren an manchen Stellen grenzwertig. Wanderschuhe sind besser.
- Wasser mitnehmen. Es gibt nirgendwo die Möglichkeit einzukehren. Dementsprechend ist es auch nicht schlecht, etwas zu essen dabei zu haben. Und vielleicht Klopapier.
- Bänke gibt es übrigens ziemlich viele an der Strecke – Platz zum Picknicken findet man also genug.
- Lange Hosen, auf jeden Fall! Und eigentlich auch ein langärmeliges T-Shirt, denn der schmale Weg ist oft von hüfthohen Brennnesseln oder kratzigem Gebüsch gesäumt.
- Die Beschreibung auf Papier, die man sich online ausdrucken kann, gibt nur ansatzweise eine Orientierung: „Schutzhütte“, „Bahndamm unterqueren“, „Bach überqueren“. Besser ist, man achtet auf die Fledermaus. Der Weg ist super ausgezeichnet, aber man muss sich trotzdem auf die Schilder konzentrieren, denn geradeaus geht es nur ganz selten.
- Ungefähr bei Kilometer 6 könnt Ihr Honig vom Imker kaufen: Den alten Bienestockkasten öffnen, 5 Euro in die Kasse werfen, Glas rausnehmen.
- Der Parkplatz ist in Raumland. Dort ist das Schieferschaubergwerk angeschrieben. Folgt man den Schildern, liegt das Bergwerk erhöht rechts, der Parkplatz links unten am Fluss. Dazu fährt man erst steil die Straße mit dem „Anlieger frei“-Schild hinab und dann rechts über die Brücke.
Der Wittgensteiner Schieferpfad ist übrigens einer der Wanderhöhepunkte links und rechts des Rothaarsteiges. Er ist der erste Premium Wanderweg der Region. Unterwegs gibt es die Möglichkeit, kleine Umwege einzubauen, die ausgeschildert sind. Darauf haben wir verzichtet. Und auch wenn man sich manchmal vorkommt wie am Ende der Welt: Sehr oft hört man leider das Rauschen der Autos in der Nähe. Das ist aber auch der einzige Störfaktor an diesem sonst wunderbaren Weg.