Kurztrip nach Island – Geysire und andere Naturwunder

Polarlichter beim Kurzurlaub in Island

Kochendes Wasser frisch aus der Erde, Moos, ein Wasserfall und drei Kontinentalplatten an einem Tag bereisen: ein Kurztrip nach Island ist schnell gefüllt mit ganz unterschiedlichen und ziemlich einmaligen Dingen. Allerdings muss, wer auf die nördliche Insel zwischen Europa und den Amerikas reist, auch ein bisschen hartgesotten sein. Denn die Tage auf Island können recht anstrengend werden.

Der Preis für einen Kurztrip nach Island

Island ist teuer. Das weiß man, bevor man in den Flieger besteigt. Die Konsequenzen werden einem allerdings erst vor Ort bewusst. Möglicherweise ist das mit ein Grund, warum die meisten Tourist*innen nur vier bis fünf Tage auf der Insel bleiben. Zwischen Juni und September gäbe es zwar auch Gäste, die eine Woche oder in seltenen Ausnahmen zwei Wochen auf der Insel sind, sagt mir der Tourführer auf der Golden Circle Route. Aber die meisten machen nur einen etwa viertägigen Kurztrip nach Island.

Der allerdings kostet uns im Oktober 2023, also außerhalb der Saison, fast soviel wie eine mehrtägige Reise beispielsweise nach New York. Und dabei hatten wir über Secret Escapes ein verhältnismäßig günstiges Paket gebucht: Flug hin und zurück, Hotel, Transfer vom Flughafen und zurück sowie die Tour zu den Polarlichtern und der Golden Circle Ausflug waren im Preis bereits enthalten. Würde man diese Summe jedoch in einem kontinentaleuropäischen Land bezahlen, dürfte man mit einem hervorragenden Hotel mit Spa rechnen. Auf Island bekommt man dafür nur ein ordentliches, aber älteres Hotel in einem Geschäftsviertel außerhalb des Zentrums und ohne Frühstück. Wer das Spa benutzen möchte, zahlt zusätzlich.

Was Restaurants und Cafés auf Island kosten

Wenn kein Frühstück im Preis enthalten ist, muss man das entweder im Hotel dazubuchen oder in ein Café gehen. Wir haben beides getestet. Für 20 Euro pro Person und Tag gab es im Hotel ein Continental Breakfast mit Toast und weichem, weißen Brot, Käse und Schinken, etwas Gemüse und Obst sowie Müsli, Croissants, Rührei und Würstchen. Ich fand das Hotelrestaurant aber sehr dunkel und vor allem zu voll. Wir haben und für diese Option darum nur am Tag der Golden Circle Tour entschieden, denn die beginnt früh.

An den anderen Tagen haben wir in Cafés gefrühstückt: Für rund 30 Euro für zwei gibt‘s ein Heißgetränk sowie einen Bagel beispielsweise mit Frischkäse und Lachs oder Schinken. Das Hotelangebot ist also finanziell betrachtet gut. Sehr viele andere Frühstücksoptionen bieten die Restaurants übrigens nicht an. Beim Abendessen zahlt man für internationale Standardgerichte wie Pizza, Pasta und Burger leicht schon 40 Euro und mehr für zwei. Wir haben an drei Abenden in der Stadt außergewöhnlicher, aber auch teurer gegessen: Im Restaurant Public House gab es hervorragende Tapas mit japanischem Touch, im Restaurant Saeta Svind eine Islandic Journey in sieben Gängen mit Wal, Königstaucher, Pferd, Lamm und mehr. Das beste Preisleistungsverhältnis hatten wir bei einem Mittagstisch im Tides, einem Restaurant mit Michelin-Empfehlung. Drei Gänge für je 40 Euro: Tunfisch, Lamm und isländische Heidelbeeren mit Haselnusscreme.

Was den Kurztrip nach Island noch beeinflusst

Zusätzlich zu den hohen Preisen gibt es noch andere Faktoren, die man nicht zwingend im Vorfeld weiß:

Wetter und Anreise

  • Auf Island ist es kalt. Das versteht sich zwar eigentlich von selbst. Speziell nachts, wenn man auf der Polarlichttour ist, sollte man sich darum jedoch richtig dick einpacken. Denn drei Stunden draußen bei um die Null Grad im Oktober sind ohne Schal, Mütze, Strumpfhose unter der Hose, dickem Pulli und Winterjacke nur schwer zu ertragen.
  • Die Flugzeiten können äußerst ungemütlich sein.Da wir soviel aus unserem Kurztrip nach Reykjavik herausholen wollten wie möglich, sind wir auf dem Hinflug morgens um kurz nach sechs geflogen. Beim Rückflug hätten wir gerne etwas mehr Zeit gehabt. Da der Flieger um 7:45 abgehoben hat, mussten wir um 2:30 Uhr aufstehen. Das führt zu zwei Tagen, an denen man ziemlich in den Seilen hängt.
  • Vom Flughafen in Keflavik gibt es nur begrenzte Busfahrten. Ein Taxi kostet für die Strecke etwa 170 Euro (Stand 10/23). Aber immerhin fahren Flybus und Airport Direct. Die Tickets kann man im Flughafen kaufen. Bei uns war der Transfer für Airport Direct bereits enthalten. Aber leider war kein Bus da, als wir aus dem Flughafen kamen. Das ist semi-optimal, denn wir mussten so gut eine Stunde auf den Bus warten. Ich vermute, wir müssen ihn um wenige Sekunden verpasst haben. Allerdings ist der Flughafen kein Quell der Unterhaltung. Entsprechend hat sich die Zeit gezogen. Flybus fährt häufiger.

Möglichst viel sehen beim Kurztrip nach Island

  • Auf Island fahren ausschließlich Busse. Das Bussystem rund um Reykjavik ist gut. Trotzdem kann es passieren, dass man eine halbe Stunde auf einen Bus warten muss. Wer Bus fahren möchte braucht entweder die passende Summe in bar. Oder man lädt sich für den Kurztrip nach Island die App Klappid herunter. Dort hinterlegt man seine Kreditkarte und bezahlt pro Fahrt mit einem QR-Code. Die App ist sehr hilfreich, um seine Fahrten zu planen.  
  • Natürlich kann man auf Island einen Mietwagen nehmen. Da ich aber gelesen hatte, dass man das ab Oktober wegen des unberechenbaren Wetters nicht machen sollte, und weil sowieso die Polarlichttour in unserem Paket enthalten war, haben wir bei Reykjavik Sightseeing auch die Golden Circle Tour gebucht. So lagen wir am Ankunftstag früh im Bett, weil wir früh aufgestanden waren. Am zweiten Tag kamen wir von der Polarlichttour erst gegen ein Uhr am Morgen zurück. Mussten am dritten Tag jedoch um 9.30 Uhr abfahrbereit sein und waren gute acht Stunden unterwegs. Und am fünften Tag ging es mitten in der Nacht zum Flughafen. Hinzu kommt ein Zeitversatz von zwei Stunden: Wenn es in Deutschland 7 Uhr ist, ist es auf Island erst 5 Uhr. Der Kurztrip nach Island ist also keine reine Erholung.
  • Da alle Tourist*innen die Polarlichter sehen wollen und die Golden Circle Tour machen, ist es an den jeweiligen Destinationen sehr voll – auch außerhalb der Hauptsaison. Dabei spielt auch keine Rolle, ob man mit einer geführten Tour unterwegs ist, oder selbst fährt: Es sind überall Tourist*innenmassen.
  • Die Isländer*innen haben eine Mentalität, mit der ich nicht warm geworden bin. Sie sind sehr professionell, durchaus höflich, aber sie lächeln kaum, sie scherzen nicht, sie machen eher keinen Small Talk. Sie sind kurz gesagt das krasse Gegenteil der Rheinländer*innen.

Was man beim Kurztrip nach Island alles sehen kann

Polarlichter gehören einfach dazu

Wer nach Island fährt, will Polarlichter sehen. Ich bin nicht sicher, ob ich sie ohne unseren Tourführer wirklich gesehen hätte. Denn mit dem bloßen Auge waren sie bei unserem Besuch eher selten zu erkennen. Die Kameras haben sie aber durchaus erkannt. Ich dagegen hätte viele der Polarlichter nur als weiße Wolken gesehen. Darum ist es durchaus sinnvoll, den Himmel durchs Objektiv quasi abzusuchen. Dann ist leicht der ganze Himmel grün. 

Polarlichter auf Island
Polarlichter auf Island

Im Internet findet man viele Informationen dazu, wie man die Kamera am besten einstellt, um sie zu fotografieren. Mein einziger Tipp: Ein kleines Stativ ist hilfreich – oder eine Möglichkeit, die Kamera abzustützen oder aufzulegen. Sowohl das Smartphone als auch die Kamera im P-Modus haben die Bilder aber ganz ohne mein Fotografiewissen gemacht. Zwar ziemlich pixelig, weil die Lichter nicht besonders hell waren – aber immerhin.

Die Golden Circle Tour beim Kurztrip nach Island

Mindestens genau so beeindruckend sind die Naturwunder bei der Golden Circle Tour. Island liegt nämlich auf drei Kontinentalplatten: der eurasischen, der amerikanischen und einer kleineren Zwischenplatte. Bei der Tour ist man auf allen dreien unterwegs. Das habe ich so noch nie erlebt. Allerdings sieht das ungeübte Auge die Übergänge nicht. Erklärt einem jemand, das die Risse im Boden Dehnungsfugen sind, weil die Platten auseinanderdriften, ist das jedoch durchaus faszinierend. Im Thingvellir-Nationalpark sieht man auch an wenigen Stellen, wie gefältelt die Felsen sind. Hier sind eben zwei Platten mit Kraft aufeinandergestoßen.

Der zweit Halt bei der Golden Circle Tour hat mich besonders beeindruckt: Die Rauchfahnen über dem 80 bis 100 Grad Celsius heißen Wasser, das aus der Erde blubbert. Krass. Dort ist außerdem den Geysir, der allen Fontänen, die aus der Erde schießen, diesen Namen gab – tatsächlich aber eigentlich ein Eigenname ist. Er allerdings ruht seit vielen Jahren. Sehr aktiv ist dagegen Strokkurs, der alle etwa fünf bis 10 Minuten in die Höhe schießt. Ein tolles Erlebnis.

Drittes Ziel auf der Route: der Wasserfall Gullfoss. Er bewegt in der Tat Wassermassen, die teilweise mit viel Gischt steil in die Tiefe fallen, manchmal aber auch über die Steinstufen hüpfen. Ihn kann man aus unterschiedlichen Perspektiven sehen.

Wir hatten bei jedem Stopp mindestens 45 Minuten Zeit. Diese allerdings sind eher kurz bemessen, wenn man sich in Ruhe alles ansehen möchte. Ein längerer Aufenthalt würde aber zu einem noch längeren Tagesausflug führen.

Was Reykjavik zu bieten hat

Beim Kurztrip nach Island wird man vermutlich in Reykjavik übernachten. In der Hauptstadt gibt es sehr viele Cafés und Restaurants. Verhungern wird man dort sicherlich nicht. Außerdem gibt es dort etliche Museen, die aber nicht unser Interesse geweckt haben. Wir haben stattdessen mithilfe der App GPSmyCity zwei kurze City Walks durch die Stadt gemacht. Der erste führt an wichtigen Gebäuden vorbei: Hallkrimskirkja, Parlament, Oper und mehr. Der zweite führte zu historischen Gebäuden wir dem Ministerpräsident*innenhaus oder einem Kulturhaus. Teilweise überschneiden sich die Sehenswürdigkeiten, denn so groß ist Reykjavik nicht.

Harpa: die Oper in Reykjavik
Harpa: die Oper in Reykjavik

Erstaunlicherweise haben wir viel Zeit in der Harpa, der Oper, verbracht. Das liegt daran, dass dort öffentliche Toiletten sind, die man mit der Kreditkarte bezahlen kann. Aber auch daran, dass während unseres Besuchs die Operntage stattfanden: Es gab täglich mehrere kostenlose Konzerte, und wir haben zwei eingeplant, auch um etwas Zeit zu überbrücken. Im Keller ist außerdem eine immersive Lichtinstallation, die mir viel Spaß gemacht hat, aber ein bisschen etwas von einem Drogentrip hat.

Tipp: Im Rathaus gibt es auch eine öffentliche Toilette. Deren Benutzung kostet nichts.

Außerdem sind wir mit der App Reykjavik Art Walk um den Stadtsee gegangen. Dort gibt es nämlich besonders viele Skulpturen. Bei schönem Wetter ist das ein netter Spaziergang. Mehr Tipps für Reykjavik gibt’s in einem weiteren Beitrag.

Im Umland von Reykjavik

Auf der Internetseite von Visit Reykjavik hatte ich Tipps für die umliegenden Ortschaften gefunden. Wir haben zwei besucht. Mit den Bussen war das ganz einfach möglich. Unsere erste Tour hat uns nach Seltjarnarnes geführt. Von der Haltestele Hofgardar kann man zu Fuß in etwa 30 Minuten zum Leuchtturm Grotta Lighthouse gehen. Das ist ein landschaftlich netter Flecken Erde, sehr ruhig. Um auf das Inselchen mit dem Leuchtturm zu kommen, muss man allerdings bei Ebbe da sein. Eine Gezeitenübersicht hängt am Übergang zu der kleinen Insel. Auf dem Weg dorthin kommt man übrigens an einer etwas versteckten Quelle vorbei, die leider besetzt war.

Ebenfalls mit dem Bus sind wir nach Hafnarfjördur gefahren. Wir haben dort gefrühstückt, waren um halb elf aber fast schon zu spät für unseren Bagel mit Rote-Zwiebel-Frischkäse, Schinken und einer Käsescheibe. Durch den Ort, der bekannt für die Vielzahl an dort lebenden Elfen, Gnomen und Trollen ist, führt ein Spazierweg. So kommt man durch das ehemalige Lavafeld Helligsgerdi, das heute ein kleiner Park ist. Weiter führt der Weg an den Hütten vorbei, in denen früher diejenigen lebten, die vom Land in den prosperierenden Ort kamen. Über die Uferpromenade mit den historischen Bildern erreicht man schließlich das sagenumwobene Kliff. Von dort geht es durch eine beschauliche Straße zurück zum Startpunkt.

Was man beim Kurztrip nach Island noch machen könnte

Unser letzter Tag auf Island hat sich ein bisschen gezogen. Das lag im Wesentlichen daran, dass wir keine der weiteren auf der Insel beliebten Aktivitäten gemacht haben. Dazu gehören

  • Wale beobachten. Da mir auf Booten schnell schlecht wird und die See rund um Island eher rau ist, war das für mich keine Option. Insbesondere, da die Boote eher klein und zerbrechlich wirkten.
  • In Thermalbäder gehen. Der Besuch der berühmten Blauen Lagune kostet pro Person 100 Euro. Dann allerdings ist man noch nicht dort. Für den Transport zahlt man also ein zweites Mal. Die Sky Lagoon ist etwas günstiger, dafür aber noch schwieriger zu erreichen. Wir sind beide nicht diejenigen, die gerne und mit viel Muse im Wasser abhängen. Wäre es günstiger gewesen, hätten wir es trotzdem gemacht. Aber so haben wir eben darauf verzichtet.
  • Perlan – das Naturkundemuseums mit Eishöhle und Lavastrom. Das ist sicherlich sehr interessant, aber mit über 30 Euro Eintritt pro Person auch teuer. Oft hat man in solchen Museen auch sehr viele Familien und Kinder, was natürlich toll ist. Für Menschen ohne Kinder kann ein Ausflug dann jedoch auch sehr anstrengend werden.

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