Grün ist die vorherrschende Farbe des Frühlings: wenn die Bäume treiben und das Gras wächst. „Die Natur expandiert“, wie es Heike Gaudenti beschreibt. Sie „vermittelt zwischen Mensch und Natur“, so sagt sie. Dazu bietet sie beispielsweise thematische Kräuterspaziergänge durchs Brodenbachtal an. Ich war mit ihr während eines Bloggertreffens in Brodenbach an der Mosel in Wald und Wiese unterwegs. Unser Ziel war es, die vier Elemente Wasser, Luft, Feuer und Erde bewusst wahrzunehmen – und später das Gefundene in der Kräuterküche zu verarbeiten.
Brennnessel für die Kräuterküche
Das war manchmal recht einfach: Da fließt ganz beschaulich ein Bächlein an unserem schmalen Weg durch den Wald entlang. Schon haben wir das Wasser. Die Erde wird symbolisiert durch die essbaren Kräuter, die aus ihr sprießen. Im Frühling sind das die Knoblauchrauken mit den kleinen weißen Blüten und dem unverkennbaren Duft, wenn man die Pflanze zwischen den Fingern reibt. „Der kleine Bruder vom Bärlauch“ nennt Heike sie. Violette Blüten, die sich gut im Salat machen, hat der Gundermann. Er soll schleimlösend wirken.
Auch Löwenzahnblüten sind essbar – man sollte sie jedoch einige Stunden vor dem Verarbeitung liegen lassen. Dann zieht sich daraus zurück, was man nicht als ungewollte Fleischzugabe am Essen haben möchte. Und natürlich gehört auch die Brennnessel zu den beliebten essbaren Kräutern. Sie wirkt entwässernd und ist voll mit Eisen und Vitamin C. „Ich setze sie immer statt Spinat ein“, sagt Heike – und natürlich blanchiert sie sie, bevor sie die Nessel isst, denn sonst könnte das schmerzhaft werden. „Superfood wächst vor der Tür“, lacht sie. Ihr Wissen hat sie sich in den 30 Jahren angeeignet, in denen sie schon Kräuter sammelt und verarbeitet. Heike hat auch mehrere Bücher über dieses Thema geschrieben.
Im Einklang mit der Natur: Weg mit dem Winterballast!
Der Frühling ist auch die Zeit, den alten Ballast des Vorjahres wegzuschmeißen. Meine Oma hat dazu früher regelmäßig Frühjahrsputz gemacht, der einer Inventur in der Firma gleichkam: Jedes Teil wurde aus dem Schrank genommen, einem kritischen Blick unterworfen, geputzt und wieder hineingestellt, wenn es noch einen Zweck zu erfüllen hatte. Ähnlich sollen wir das mit unserem emotionalen Ballast bei diesem Spaziergang machen. Fällt uns etwas ein, was wir loswerden wollen? Aber sicher – ich erzähle einem Stein und einem Blatt, was meine Gedanken unnötig bindet, und werfe beides in den Bach, der unter einer Brücke hindurchfließt. Kurz zucke ich zusammen, weil sich das Blatt vom Stein löst, und von einem Windstoß getroffen zurückkommt, aber Heike beruhigt mich: „Wenn der Stein im Wasser liegt, wird alles gut!“. Darauf gibt es noch einen Schluck selbstangesetzten Holunderwein – und damit ist dann wirklich alles im Lot. Diese Visualisierung steht übrigens für das Luft-Element unseres Spaziergangs.
Fehlt nur noch das Feuer. Das finden wir auf einem Abenteuerpfad um die Ecke der Historischen Mühle Vogelsang. Hier schreiben wir unsere Wünsche auf, für das, was das noch relativ junge Jahr uns bringen soll, und verbrennen die Zettel in der Glut, damit sie wahr werden. Unterstützt wird dieser Vorgang durch ein passendes Gedicht und einen selbstangesetzten Wunschpunsch mit Haselnuss, der wie flüssiges Nutella schmeckt. Und dann verkosten wir Heikes selbsthergestellte Leckereien: Mohnaufstrich, Nesseldip auf Linsenbasis und Orangenmarmelade mit Lavendel.
Kräuterküche in der alten Mühle
Mit unserem neuen Wissen über Kräuter gehen wir einige Meter den Berg hinunter und direkt in die Küche der Historischen Mühle Vogelsang. Dort erwartet uns schon Christian Heinz, der zusammen mit seiner Frau Sonja die Mühle von seinen Schwiegereltern, also Sonjas Eltern, übernommen hat. Die Mühle gibt es übrigens an diesem Ort schon seit 450 Jahren. Hier, etwas abseits vom Brodenbacher Dorfkern, zwitschern die Vögel so laut, dass ich als Städter kaum glauben kann, dass ihr Gezirpe echt ist. Camping-Fans können bei Familie Heinz den großen Stellplatz nutzen, wer auf die Luxusvariante Glamping steht, mietet sich eines der Mühlenhäuschen mit den großen Fenstern, die Sonja auch zu meiner Aktion Lieblingshotelzimmer eingereicht hat. In echt sind sie übrigens noch hübscher als auf dem Foto.
Kräuterküche: Salat mit Brennnesseln und Chips mit Salbeieinlage
Christian ist zwar kein gelernter Koch, aber sein Essen schmeckt. Das Besondere an seiner Landhausküche sind die wildwachsenden Kräuter aus dem Wald und von den umliegenden Wiesen. Für unser gemeinsames Kochen hat Sonja schon fleißig vorgesammelt: Brennnesseln, Taubnesseln, Gänseblümchen – all das soll in unserem Essen verarbeitet werden. Und so kochen wir Couscous, der mit Datteln und Tomaten vermischt wird. Hinzu kommen die in Zwiebeln angeschmorten Brennnesseln. Der Gurkensalat wird mit Löwenzahn und Knoblauchrauke angemacht, und die Gänseblümchen zieren den Kräuterquark. Besonders fasziniert mich, wie Christian Salbeiblätter zwischen zwei Kartoffelscheiben presst und in heißem Öl zu Chips frittiert. Wichtig: die Kartoffeln müssen dafür hauchdünn geschnitten werden.
Mein Fazit: Das war nicht meine erste Kräutersammlung und -verarbeitung. Aber ich bin immer wieder davon fasziniert, was da eigentlich so unbeachtet am Wegesrand wächst, und welche leckere Speisen man daraus zubereiten kann.
Die Gemeinde Brodenbach hat uns zum Bloggertreffen eingeladen. Das heißt, sie hat die Kosten übernommen für die Unterkunft, die Verpflegung und die Aktivitäten vor Ort. Ich habe die Anreisekosten selbst bezahlt.
Die Kräuterwanderung und das gemeinsame #KochAbenteuer danach hört sich total spannend und vor allen Dingen lecker an. 🙂
liebe Grüße,
Tanja
Das freut mich, liebe Tanja! Und ob es lecker war, kannst du ja selbst beurteilen: Die kleinen Gläschen beim gemeinsamen Abend kamen ja von uns 😉
Pingback: 2 Tipps für ein #AbenteuerBrodenbach - runter in die Klamm, rauf auf die Burg! – Hunde Reisen Mehr