Ich gebe zu, dass ich bis zu meiner Kreuzfahrt mit der Mein Schiff Herz die Kapverdischen Inseln nie als Reiseziel wahrgenommen hatte. Das liegt auch daran, dass es dort noch gar nicht eine so gute touristische Infrastruktur gibt, wie beispielsweise auf den Kanaren oder den Balearen. Mir war auch nicht klar, dass die Kapverdischen Inseln ein eigenständiges, afrikanisches Land sind. Ich hatte sie eher wie die Azoren bei Portugal verankert. Das ist allerdings schon seit den 1970er Jahren Geschichte. Die Kapverdischen Inseln, auch einfach „die Kapverden“ oder „Cabo verde“ genannt, sind unabhängig
Cabo Verde und der Wind
Ihre zehn Inseln findet man im Wappen wieder. Dort sind sie ähnlich wie bei der Flagge der EU in Sternen zu einem Kreis angeordnet. Das Blau am oberen und unteren Rand stehen für den Himmel und das Meer, die weißen Streifen für den Frieden – manche sagen auch, ein Streifen stünde für die weißen Sandstrände, die an die Karibik erinnern. Und der mittlere rote Streifen symbolisiert das Blut, das vergossen wurde, um unabhängig zu werden. Die Hauptinsel von Cabo Verde ist Santiago, die Hauptstadt heißt Praia.
Unser erster Stopp auf den Kapverden ist jedoch Sao Vicente. Diese Insel gehört zu denen, die „oberhalb des Windes“ liegen, andere liegen „unterhalb des Windes“. Gemeint ist damit: oberhalb und unterhalb der Strömung des Nordost-Passats. Der Wind spielt, wie ich auf Sao Vicente feststelle, eine wichtige Rolle. Denn er bläst ständig. Ist man zu Fuß aus dem Hafen unterwegs Richtung Mindelo, der größten Stadt der Insel, fliegt einem die Kopfbedeckung weg. Auf dem Fahrrad reißt er an den Fahrer*innen, so dass es gar nicht so einfach ist, im Gleichgewicht zu bleiben. Ist der Fahrradhelm nicht richtig eingestellt, kann auch dieser abheben.
Trotz des Windes ist es für europäische Verhältnisse heiß auf Sao Vicente, 25 Grad haben wir dort im Dezember, über 30 Grad sind im Sommer keine Seltenheit.
Tipp: Wer auf Sao Vicente unterwegs ist, sollte Sonnenschutz auftragen und bei sich haben.
Mit dem E-Bike unterwegs auf den Kapverden
Wir starten mit den sehr guten E-Bikes der MeinSchiff Herz im Hafen von Mindelo. Unser Weg führt uns zunächst aus der Stadt hinaus, immer den Berg hinauf. Dank der E-Bikes ist die ständige Steigung kein Problem. Und weil wenige Autos unterwegs sind, ist auch der Verkehr keine große Herausforderung. Wir sind allerdings am 25. Dezember auf Sao Vicente auf Tour, das ist auf den Kapverden Weihnachten – und somit ein wichtiger Feiertag.
Um uns herum sehen wir nur trockenes Braun und Berge. Sie sehen aus, wie große Geröllhalden, Büsche grünen darauf nur selten, Bäume wachsen keine, und ich vermute, dass auch das mit dem heftigen Wind zusammenhängt. In der Ferne sieht man das knallblaue Meer blitzen. Nachdem wir unseren höchsten Punkt erreicht haben, fahren wir rechts eine Straße mit einem Gefälle von zehn Prozent hinunter bis zu einem Aussichtspunkt und einer hohen Sanddüne. Sie glitzert weiß im sonst nur braun-staubigen Umland. Unter ihr ist das Meer, rechts davon ein Ort, Baia das Gatas.
Stop in Salamansa
Wir fahren den Weg zurück und dann hinab bis zum Meer. Hier liegt der Ort Salamansa mit einer Badebucht: weißer Strand trifft blaues Meer, hohe Wellen, kein Schatten, und weil Weihnachten ist, hat die Beach Bar geschlossen. Unsere Mein Schiff Gruppe vergnügt sich am Strand, wir gehen einen Block weit in den Ort und staunen über solarbetriebene Straßenlaternen. Der Sportplatz mit Kunstrasen nimmt sich als fröhlicher grüner Fleck im staubigen Braun aus, die Häuser sind gestrichen in den Bonbonfarben der Karibik: hellrosa, hellblau, gelb und weiß. An jeder Ecke stehen und sitzen die Einwohner*innen zusammen, gearbeitet wird an Weihnachten nicht. Den Tag verbringt man mit der Familie.
Von der Sand- und Badebucht fahren wir wieder den Berg hinauf, auf der anderen Seite hinab und einmal durchs Zentrum von Mindelo, um wieder zum Hafen zu kommen.
Spaziergang durch Mindelo auf den Kapverden
Ohne Fahrrad machen wir uns anschließend auf eigene Faust auf, bei unserem Landausflug die Stadt zu entdecken, die auf den Kapverden zu den größeren gehört. An der Uferstraße stehen einige fliegende Händler*innen, die Ketten, Sonnenbrillen oder Taschen anbieten. Sonst ist kaum jemand auf der Straße, denn Weihnachten verbringt man zuhause. Wir gehen bis zum Nachbau des Torre de Belem an der Uferstraße. Sein Vorbild steht in Lissabon, Portugal.
Von dort laufen wir durch eine schmale Seitenstraße und vorbei an vielen gelben Häusern bis zu einer großen Querstraße. Erstaunt stellen wir fest, dass hier die Bekleidungsläden trotz Weihnachten geöffnet, sonst aber alles nach wie vor geschlossen ist. Leider auch der Palacio de Povo, ein großer rosa Gouverneurspalast hinter einem Gitter und pinkfarbenen Blütenhecken. Heute ist dort eine Kunstgalerie zuhause. Auch das Centro Nacional de Artesano e Design, das von außen mit seinen farbigen, runden Elementen so spannend aussieht. Dort hätte ich gerne einmal hineingeschaut.
Mein Fazit: Sao Vicente zu sehen, ist zwar interessant. Vielleicht hätte man einem anderen Tag oder zu einer anderen Jahreszeit bessere Einblicke in das Inselleben bekommen. So hinterlässt die Insel bei mir leider keinen bleibenden Eindruck. Nur der Wind, den werde ich nicht so schnell vergessen.