Enge, verwinkelte Gassen, ein Dom und bunte Häuser. Viel Leben in der Straße, Pizza und Pasta – und dann auch noch der Comer See: Tiefblau breitet sich sein Wasserspiegel zwischen den hohen Bergen aus. Italienische dolce vita, wie man sie aus Filmen kennt. Wir haben dort eine Woche Urlaub gemacht. Und ich hatte zuvor die Sorge, dass wir uns langweilen würden. Alles in allem war der Urlaub aber sogar zwei, drei Tage zu kurz, um alles zu sehen, was uns interessierte.
Warum wir überhaupt an den Comer See gefahren sind
Eigentlich war das Urlaubsziel Comer See eine Art Notlösung, ähnlich wie 2020 die Fahrt zu den oberbayrischen Seen. Wir hatten nicht viel Zeit, wir wollten aber gerne in Urlaub. Ein Flug in ein fernes Land schied wegen Corona aus. Also schauten wir bei Viamonda nach einem Angebot. Mit diesem Anbieter waren wir 2019 schon in Südafrika und im Jahr danach in Bayern. Der Vorteil bei einer Buchung über diese Seite: Muss der Urlaub storniert werden, hat man nur einen Anbieter und muss sich nicht mit mehreren Hotels kurzschließen. Außerdem bucht der Anbieter oft noch Kleinigkeiten dazu, auf die man selbst vielleicht gar nicht käme – und die auch teurer wären, wenn man sie individuell buchen würde.
Allerdings fanden wir dieses Mal keine passende Autorundtour mit mehreren Hotels, sondern eben den Comer See. Heißt: Eine Woche in einem Hotel. Und von dort sternförmig Ausflüge unternehmen. Das ist ziemlich untypisch für uns. Letztlich war es aber top. Das liegt auch daran, dass das Hilton Lake Como ein wunderschönes Hotel mit äußerst freundlichem Personal ist. Aber das weiß man ja oft nicht vorher.
Was man in Como sehen sollte
Die Sehenswürdigkeit schlechthin in Como sind natürlich der Dom und die umliegende Altstadt. Dort findet man auch die meisten Restaurants und Bars. Eine wichtige Rolle spielt außerdem das Museo Didattico della Seta, das Seidenmuseum. Como war nämlich früher eine berühmte Seidenproduktionsstadt. Im Museum sieht man, wie Seide entstand – von den Raupenkokons bis zum Färben des Stoffes. Das Museum ist ein bisschen altmodisch – aber trotzdem sehr interessant.
Was mich außerdem sehr beeindruckt hat: Die funkelnde Stahlskulptur The Life Electric auf einem Pier im Hafen. Sie ist nämlich vom US-amerikanischen Architekten und Stadtplaner Daniel Libeskind und eine Hommage an Alessandro Volta. Der italienische Physiker, Erfinder der elektrischen Batterie, ist in Como geboren und gestorben. Ihm zu Ehren wurde die Maßeinheit für elektrische Spannung Volt genannt. Der Weg über den Pier lohnt sich. Wer die Skulptur umrundet, wird in ihrer spiegelnden Oberfläche immer wieder Neues entdecken. Das alles lässt sich übrigens auch bei einem Kurzbesuch sehen. Es ist quasi das Programm für Como an einem Tag. Ich würde aber auf jeden Fall noch den Besuch eines Restaurants einplanen.
In der Innenstadt braucht man übrigens kein Auto. Es ist alles zu Fuß erreichbar, zum Seidenmuseum geht man aber aus dem Zentrum kommend gut 20 Minuten. Die Parkhäuser rundum sind allerdings etwas teuer. Como ist aber auch gut mit dem Zug zu erreichen. Dabei liegt der Bahnhof Como Lago sehr nah am Stadtzentrum.
Von Como aus gut erreichbar
Von Como aus kann man viele spannende Orte erreichen: Mailand, Lugano, Bergamo. Dazu lest Ihr bald mehr in einem anderen Text. Schneller seid Ihr aber in Bellaggio und Brunate. Beide sind einen Abstecher wert.
Über den Comer See nach Bellaggio – raus aus dem touristischen Trubel
Der Comer See sieht von oben betrachtet wie ein Y aus, das auf dem Kopf steht. Genau an dem Punkt, wo aus den beiden Teilen einer wird, liegt Bellaggio. Der Ort ist besonders bequem mit dem Schiff zu erreichen, allerdings fährt man von Como nach Bellaggio auch länger als zwei Stunden. Zumindest, wenn man eine langsame Verbindung nimmt. Über den See fahren nämlich schnelle und langsame Boote.
Tipp: Eine Strecke mit dem langsamen Boot zurücklegen, um die vielen kleine Orte, aber auch die prachtvollen Villen am Ufer vom Wasser aus zu sehen.
In unserem Reisepreis enthalten war ein Ganztagesticket für den See, ein Biglietto di libera Circolazione. Mit diesem kann man mehrfach aus- und wieder einsteigen. Aber Achtung: In der Nebensaison fahren die Schiffe nicht so oft. Es kann also sein, dass man länger in einem langweiligen Dorf festhängt, als man eingeplant hatte.
Tipp: In den kälteren Jahreszeiten kann es auf den Booten sehr kalt werden. Solange die Sonne hinter den hohen Bergen rechts oder links des Sees verschwunden ist, braucht man eine warme Jacke – und am besten auch eine Mütze und einen Schal.
In Bellaggio angekommen wird man förmlich erschlagen von den vielen Souvenirläden und Restaurants. Die Besucher*innen drängen sich alle gleichzeitig die schmalen Treppen hinauf zur Kirche oder auf der Straße bis zur Spitze des Ortes, an dem man beide Seearme sehen kann. Die wahre Schönheit des Ortes haben wir erst entdeckt nachdem wir die Treppenstufen der Salita Cappuccini hinauf- und auf der anderen Seite wieder hinabgestiegen sind. So kommt man nämlich rechts abbiegend in einen Ortskern, in dem man kaum auf Touristen trifft. Dort gibt es zwar auch keine Gastronomie, aber dunkelgelbe und rötliche Häuser, viel Grün und Kopfsteinpflaster – ein malerischer Winkel also, der uns entzückt hat.
Hoch nach Brunate
Einen ganz anderen Blick auf den Comer See hat man von weit oben, nämlich aus Brunate. Den Ort erreicht man von Como aus am besten über eine Seilbahn. 500 Höhenmeter liegen zwischen Brunate und dem See. Entsprechend steil fährt die Bahn nach oben. Wer noch höher hinaus will, folgt dem kurzen, aber sehr steilen Weg zum Leuchtturm, dem Faro Voltiano, der zum 100. Todestag von Alessandro Volta errichtet wurde. An Tagen mit bewölktem Himmel kann es aber sein, dass sich der Aufstieg nicht lohnt: Wir waren kaum oben im Turm angekommen, als sich überall Wolken bildeten und wir nichts mehr sahen.
An der Seilbahnstation gibt es ein kleines Restaurant, das Bellavista. Ein Mittagsmenü dort war in unserem Reisepreis enthalten. Wir haben mit einem kleinen Sandwich oder einem Salat gerechnet. Tatsächlich gab es eine tolle Käse- und Wurstplatte als Vorspeise und gefüllte Tagliatelle als Hauptspeise. Zusätzlich haben wir natürlich noch ein Tiramisu geordert. Wenn schon, denn schon.
Essen in Como
In Como haben wir eigentlich nie schlecht gegessen. Grundsätzlich gibt es dort für jeden Geldbeutel gutes Essen. Toll ist beispielsweise die Bäckerei Beretta, vor deren Tür sich gerne lange Schlangen bilden. Hier gibt es feinstes Gebäck, aber auch die typische Focaccia in vielen Varianten.
Sehr wohl gefühlt haben wir uns außerdem im Vintage Jazz. Dort läuft dem Namen entsprechend tolle Musik, wir hatten sehr gute Getränke und leckere italienische Köstlichkeiten. Auch in der Degusteria in der Nähe hatten wir in einem Kellergewölbe gute regionale Spezialitäten. Dort sprach das Personal aber kaum Englisch. Aber mit Händen und Füßen klappt die Verständigung schon irgendwie.
Im Pepe Nero, ebenfalls in der Altstadt, hatten wir eine Gourmet-Pizza, die zwar ganz gut war, aber nicht dem entsprach, was ich so unter Pizza verstehe. Trotzdem war es dort nett, der Service ist ganz reizend, auch wenn er nicht viel Englisch spricht. Gourmet Pizza hatten wir auch im Mediteranee. Diese Pizza war aber näher an dem, was wir üblicherweise als Pizza kennen. Ich hatte bei Trip Advisor einige negative Kritiken über das Restaurant gelesen, ich kann keine davon bestätigen.
Fine Dining gibt es in Como auch, und zwar gleich in mehreren Restaurants. Wir waren im I Tigli in Theoria, einem Sternerestaurant, und hatten einen wunderbaren Abend mit humorvollen kellnern und gutem Essen. Was man grundsätzlich zu den Restaurants in Como wissen sollte: Viele haben erstaunlicherweise keinen Internetauftritt. Das heißt jedoch nicht, dass sie schlecht sind. Außerdem werden die Restaurants in Como ab etwa 20 Uhr voll. Wer einen freien Tisch will, sollte reservieren oder früher essen.
Como liegt in Norditalien, genauer gesagt in der Lombardei. Bis zur Schweizer Grenze sind es nur knapp 20 Minuten mit dem Auto.
Como ist deutlich größer als Bellaggio und bietet darum mehr Möglichkeiten. Bellaggio ist ziemlich touristisch – zumindest, wenn man sich nicht weit vom Hafen entfernt. Ich finde es sinnvoller, in Como zu übernachten und einen Halbtagesausflug vielleicht mit dem Boot nach Bellaggio zu machen.