Riobamba ist das zweite Ziel auf meiner Ecuador-Reise. Die Kulisse der schneebedeckten Berge dominiert die ehemalige Hauptstadt Ecuadors. Chimborazo heißt der höchste Vulkan des Landes, den man von hier besteigen könnte. Acht Stunden dauert der Aufstieg zur Spitze auf 6.310 Meter. Das ist nichts für mich. Ich fahre lieber mit dem Zug über die angeblich steilste Strecke der Welt. La nariz del diabolo, die Teufelsnase, heißt sie. Auf nur 30 Kilometern Strecke fährt der Zug von 2.347 Metern auf 1.255 Metern hinunter. Der Berg ist hier so steil, dass der Zug nicht in Kurven fahren kann. Statt dessen fährt er im Zickzack nach unten: Vorwärts in eine Sackgasse, rückwärts heraus und weiter abwärts in die nächste Sackgasse. Wieder vorwärts heraus und weiter den Berg hinunter. Haarnadeleng sind manche Kurven, da entgleist der Zug schon mal. Die Bahnbegleiter heben ihn mit langen Eisenstangen zurück in sein Gleis. Zugbegleiter haben in Ecuador einen harten Job.
Wie alle Touristen fahre auch ich auf dem Zugdach. Den Rucksack habe ich mit seinen Bändern an den Querverstrebungen auf dem Dach befestigt. Für diesen unbequemen Transport zahle ich rund 15 Euro. Dafür habe ich eine einzigartige Sicht auf fruchtbare satt-grüne Felder, während es leise vor sich hin nieselt. Später staune ich über karge Andenhöhen. Jetzt ist es bitter kalt. Wir nähern uns dann dem Nebelwald und damit der Wärme. Als wir zum Schluss Bananenplantagen im Westen des Landes durchqueren, benötige ich die Sonnencrème mit Schutzfaktor 30 und bin froh, eine Baseballmütze auf dem Kopf zu haben. Wer die Fahrt auf dem Dach beginnt, muss hier auch bis zum Ende durchhalten. Reisende im Wageninneren zahlen übrigens nur ungefähr ein Drittel – dafür ist die Zugfahrt aber auch nur halb so aufregend.