„Erst waren die Nazis da, dann die US-Amerikaner, dann die Fluggesellschaften“ , sagt Thomas M. „Die Berliner konnten hier nicht einfach reingehen und sich umschauen. So sind viele Mythen rund um den Flughafen Tempelhof entstanden.“ Thomas M. arbeitet seit 1994 auf dem Gelände des Tempelhofer Flughafens in Berlin. Am Anfang habe er sich hier oft verlaufen, sagt er, doch heute führt er etwa 20 Besucher sehr zielsicher durch das Gebäude: von der Abfertigungshalle in den Keller zur Gepäcktransportanlage, durch Treppenhäuser, die nie fertig gebaut wurden bis zu einem Basketballfeld unter dem Dach, vom Luftschutzkeller durch den Innenhof zurück zum Ausgang. Und zu jedem Ort kennt er eine Geschichte, manchmal auch viele. Beispielsweise erzählt er zwischen zwei Stationen, dass selbst die Zeichen auf dem Boden auf dem Vorfeld denkmalgeschützt seien und darum von Zeit zu Zeit nachgezeichnet werden müssen.
Nie fertiggestellt: der Tempelhofes Flughafen
Obwohl der Flughafen viele Jahre genutzt worden war, fertiggestellt wurde das Gebäude nie. Aber die Pläne der Nationalsozialisten sind durchaus bekannt. Thomas M. lässt mit Bezug auf sie vor den Augen der Besucher eine Dachtribüne für 100.000 Leute entstehen, einen Ballsaal und ein Restaurant für 2000 Leute. Und er erklärt die logistischen Vorzüge des denkmalgeschützten Flughafens: Beispielsweise hätte man zu Fuß die Flugzeuge erreicht – vor noch so schlechtem Wetter geschützt durch ein freihängendes Dach, das als Meisterstück der Architektur gilt.
Flughafen Tempelhof: heute vielfältige Nutzung
Doch egal, wie außergewöhnlich diese Architektur auch heute noch ist: Der Erhalt des ehemaligen Flughafens ist teuer. Darum sind einige Gebäude und einzelne Stockwerke oder Garagen vermietet: Das Landeskriminalamt sitzt hier, die Polizei, mehrere Ämter und die Verkehrsleitzentrale. Außerdem gibt es eine Kita, eine Firma, die Fenster verkauft und noch einige Unternehmen mehr. Durch ihre Miete kommt Geld in die Kasse, ebenso durch Messen wie die Bread & Butter oder die Marathonmesse. Und natürlich bringen auch die Führungen, die Thomas M. und seine Kollegen geben, einen kleinen Betrag in die Kasse.
Auf die Idee, eine Führung durch den Flughafen zu machen, kam ich übrigens durch einen Artikel von Timo Stoppacher. Er war vor einigen Wochen auf dem Tempelhofer Feld. Bei der Recherche zu weiteren Informationen zu diesem Gelände mitten in der Stadt stolperte ich über die Führungen. Unsere war ihr Geld auf jeden Fall wert. Dafür ein Danke für die Inspiration an Timo!