Namur? Habe ich noch nie gehört. Bis meine Nachbarin bei einem Glas Wein anfängt, von der Stadt in Belgien zu schwärmen. Namur ist sogar das Zentrum der Wallonie, lerne ich dabei. Und weil wir am Wochenende darauf nach Liège fahren wollen, planen wir einen Abstecher in Namur ein. Denn die Stadt mit etwa 112.000 Einwohner*innen ist mit dem Zug nur etwa 45 bis 60 Minuten von Lüttich entfernt. Mit unserem Interrailticket dürfen wir natürlich auch diese Strecke fahren.
Die Zitadelle und die Innenstadt von Namur
Namur ist klein, und vom Hauptbahnhof ist man schnell zu Fuß im Zentrum. Was ich dort besonders fand: Die vielen kleinen Läden, die nicht zu den großen Marken gehören. Und die schönen Fronten der Geschäfte mit Holz und Glas. In einigen gibt es Produkte der Region zu kaufen, Wurst und Käse beispielsweise. Namur hat sogar einen eigenen Gin: Le Gin de Namur. Wir haben ihn in der Geschmacksrichtung Melone gekauft. Die Früchte dafür sollen aus der Region kommen.
Das Zentrum schließt direkt ans Ufer der Maas und der schmaleren Sambre an. Am Sambreufer ist auch die Seilbahn, die Gäste zur Zitadelle hoch bringt. Das ist ein riesiges Gelände mit vielen Wiesen, Wegen, die durch die Grünanlage führen und einem Geschichts- und Regionalmuseum. Wir gehen zu Fuß hinunter und genießen den Ausblick über das Tal der Maas auf der einen Seite und auf Namur auf der anderen.
Die goldene Schildkröte von Namur
Auf dem Weg nach unten kommt man noch an einem Reiter auf einer riesigen Schildkröte vorbei. Dahinter verbirgt sich eine etwas eigenwillige Geschichte. Sie heißt „Searching for Utopia“ und ist von Jan Fabre, einem bekannten belgischen Künstler. Er sitzt als kleine Gestalt auf dem Rücken der Schildkröte und ist in Anlehnung an das Buch „Utopia“ von Thomas Moore auf der Suche nach einer Insel mit dem perfekten politischen System. Jan Fabre, so lesen wir auf dem großen Schild neben der Schildkröte, war allerdings zu 18 Monaten Haft verurteilt wurden wegen Gewalt und unangemessenem sexuellen Verhalten. Die Stadt hat diesen Platz darum allen Opfern von Gewalt gewidmet und dem Kampf gegen Gewalt an Frauen sowie für Gleichberechtigung.
Wieder am Fluss angekommen, lohnt es sich, an ihm einige Meter entlang zu schlendern und einen Blick auf die Rückseiten der Häuser zu werfen, die dem Fluss zugewandt sind: Einige haben dort einladende Gärten und hübsch gestaltete Anbauten.
Was man in Namur übrigens auf keinen Fall verpassen sollte, ist eine belgische Waffel zu essen. Sie gibt es in vielen unterschiedlichen Preislagen. Meine Erfahrung: Die günstigste Waffel ist hervorragend. Gefunden haben wir sie gegenüber vom Bahnhof vor einem kleinen Café.
Schnell gefragt, kurz geantwortet
Namur ist die Hauptstadt der Wallonie und liegt somit in Belgien, etwa 70 Kilometer von Lüttich entfernt.
In Namur fährt man mit der Seilbahn auf die Zitadelle. Es lohnt sich außerdem ein Bummel durch die Innenstadt. Natürlich sollte man dort auch belgische Waffeln essen.
In der Altstadt von Namur gibt es viele Cafés und Restaurants sowie viele kleine Läden, in denen auch regionale Produkte verkauft werden.