Während man in der Altstadt-Nord beim Stadtwandern von der großen und kleinen Kultur fast erschlagen wird, muss man in der Altstadt-Süd schon genauer hinsehen. Vielleicht ist diese Stadtwanderung darum für die Kölner interessanter als für Tourist*innen. Wir beginnen an der Severinstorburg. Links neben ihr ist übrigens Kölns kleinster Weinhang, der auch bei der Weinwanderung durch die Südstadt eine Rolle spielt. Außerdem kommt man von hier auch zur Via Sacra, wenn man sich für Gotteshäuser interessiert. Oder man geht zu den alten Stollwerck-Rädern weiter, die mitten in einem Wohngebiet stehen. Von dort könnte man die Runde zum Forstbotanischen Garten rückwärts gehen.
Das Herz der Altstadt-Süd schlägt in der Severinstraße
Wir wollen heute aber mitten rein ins Veedel und uns dort die Höhepunkte erarbeiten. Dazu lohnt es sich immer wieder, einen Blick nach oben oder nach unten zu werfen. Direkt hinter der Severinstorburg steht nämlich rechts oben in einem Haus eine Figur eines Heiligen. Es ist – passend zum Ort – der Heilige Severin von Köln.
Einige Meter weiter, in der Severinstraße 15, ist das Haus Balchem. Das Gebäude hat einen sehr schönen Giebel. Es stammt aus dem Mittelalter, war später ein Bürgerhaus und beherbergt heute die Stadtteilbibliothek. Am Severinskirchplatz kommen wir dann an einer Figur dabei, die Schokolade anbietet. Wie die Industrieräder mitten im Wohngebiet erinnert sie daran, dass die Firma Stollwerck früher in der Altstadt-Süd Schokolade hergestellt hat.
Von Kirchen und Narren
Links gehen wir in die Straße An Sankt Magdalenen. Beim Übergang in die Kartäusergasse schauen wir links an einem Haus auf das schöne, steinerne Straßenschild. Die Kirche einige Meter später auf der linken Seite hat einen Kreuzgang, der im hektischen Alltag der Südstadt ein Ort zum Verschnaufen ist. Am Ende der Kartäusergasse ist die Ulrepforte, einst Teil der Stadtmauer.
Wir gehen dann die Ulrichgasse entlang bis wir zum Karl Berbuer Platz kommen. Er war ein kölscher Komponist. Eines seiner bekanntesten Lieder ist der Karnevalshit „Heidewitzka Herr Kapitän“. Der Platz ist bunt gesäumt mit Gemälden auf den Häusern, auf denen auch Liedauszüge stehen. Außerdem ist das Schmuckstück des Platzes der Narrenschiffbrunnen. Von hier ist es nicht mehr weit bis zur Straße An Sankt Katharinen. Hinter der Kirche Sankt Johan Baptist ist der Eingang zu einer kleineren Kirche: Sankt Gregorius am Elend – oder Elendskirche genannt. Sie gehört einer Familie. Auf dem kleinen zugehörigen Friedhof wurden Heimatlose, Arme und Pilger bestattet.
Zurück auf der Severinstraße gehen wir an der Einsturzstelle des Stadtarchivs vorbei. Hinter der Baustelle ist rechts in der Georgstraße die Kirche St. Georg. Auch sie hat einen hübschen, ruhigen Kreuzgang und einige bunte Fenster. In ihrem Foyer hängen viele Dankestafeln.
Was mir in der Köln-Altstadt/Süd aufgefallen ist
- Hier sind viel weniger Touristen unterwegs als in der Altstadt-Nord.
- Es gibt mehr Kneipen, in denen man Einheimische treffen kann.
- Die Zahl der Sehenswürdigkeiten ist klein.
- Zahlen Daten Fakten zur Altstadt-Süd
Die Altstadt-Süd hat eine ähnliche Form wie die Altstadt-Nord – nur spiegelverkehrt. Sie erstreckt sich zwischen der Deutzer Brücke und der Agrippinawerft und innerhalb des Rings bis zum Rudolfplatz. Die Altstadt-Süd gehört somit zum Bezirk Innenstadt. Den Kölner Lebenslagen 2020 kann man entnehmen, dass in beiden Altstadtteilen besonders viele kleine Wohnungen sind und besonders wenig Minderjährige leben. Dafür ist der Mehrfamilienhausbau dort stark überdurchschnittlich, die Mietpreise sind ebenfalls höher als im Schnitt. Grundsätzlich ist die Einwohnerdichte in der Innenstadt mit 12,9 Prozent besonders hoch.
Die Arbeitslosenquote, der Anteil der Menschen über 65 Jahren und die Wahlbeteiligung sind dort dagegen durchschnitatlich. Einige Straßen in der Altstadt-Süd sind stark oder sogar sehr stark vom Straßenverkehr belastet. Das gilt natürlich auf den Ringen, aber auch bei den Ost-West-Verbindungen. Die Hitzebelastung ist überdurchschnittlich. Grundsätzlich gilt die Altstadt-Süd in Köln als „gut aufgestellt“.
Auf einen Blick
- Stadtbezirk: Innenstadt
- Entfernung zum Dom: etwa 20 Minuten zu Fuß
- Vom Hauptbahnhof zu erreichen: in etwa 14 Minuten, beispielsweise mit den Linien 16 und 18.
- Sehenswürdigkeiten: Altstadt, einige Kirchen, Severinstraße
- Besonderheiten: In der Altstadt-Süd findet man noch viel authentisches Köln
- Grünflächen: Rheinufer, Trude Herr Park