Rundreise auf Kuba

Mann mit Hühnern in Trinidad
Mann mit Hühnern in Trinidad

Zwei Jahre nach meinem letzten Aufenthalt in Havanna staune ich nicht schlecht: In der Altstadt gibt es auf einmal eine ganze Menge Geschäfte mit netten Dingen zu kaufen und ziemlich viele Restaurants und Cafés. Ob da eine Art Kapitalismus Einzug hält? Auf der anderen Seite ist die Stadt gepflastert mit Fidels Konterfei: „Lebe hoch und noch weitere 80 Jahre!“ Und auch wenn sich die Altstadt positiv entwickelt hat, so sind außerhalb doch noch mehr Häuser noch zerfallener als zwei Jahre zuvor. Was für ein krasser Unterschied. Aber alles in allem bin ich zur Halbzeit meines ersten richtigen Urlaubstages sehr zufrieden hier zu sein, draußen im T-Shirt rumzulaufen, Gisela und Daniel wieder getroffen zu haben – und noch drei Wochen vor mir zu haben, die hoffentlich genauso entspannt verlaufen wie die bisherige Reise.

>>Jörgs Eindrücke: „Kurz und knapp gesagt hat alles gut geklappt! Obwohl wir in Paris nur eine Stunde hatten, um den Flieger zu wechseln, kamen sowohl wir als auch das Gepäck pünktlich in Havanna an. Die einzige Zeitverzögerung gab es bei der Einreise. Gut war zwar, dass alle 22 Schalter geöffnet waren. Trotzdem dauerte es fast eine Stunde, bis wir endlich eingereist waren. Unsere Pension mit Familienanschluss macht einen sehr guten Eindruck: Das Frühstück heute Morgen war so reichhaltig, dass sogar ich zu kämpfen hatte. Brot, Schinken, Käse, Papaya, Ananas, Kaffee. Zum Ausgleich sind wir heute aber schon fast sechs Stunden durch die Altstadt von Havanna gegangen. Erster Eindruck: Es ist genauso, wie im Reiseführer beschrieben – sehr eindrucksvoll!<<

Trinidad

Trinidad: Blick vom Kirchturm
Trinidad: Blick vom Kirchturm

Gestern Abend war da diese etwa vier Zentimeter lange Kakerlake in unserem Zimmer. Und einige Ameisen auf dem Bett – aber gut: Wenn man quasi in der Natur wohnt, kommt das vor. Fenster gibt es nicht, nur drei Meter hohe Türen, die tagsüber zur Terrasse geöffnet sind, da kann schon einiges rein und raus gehen … Heute Nacht war es außerdem irre heiß in unserem Zimmer – trotz der Ventilatoren. Irgendwie waren wir darum ganz froh, um sieben aufstehen zu können um zum Zug zu gehen. Doch der fuhr nicht. Also auf mit einem Taxi für 6,80 Euro zum 13 Kilometer entfernten Strand. Schön da. Aber wie zurückkommen? Ein Taxi für Kubaner fragte, ob es uns mitnehmen könne, und wir stiegen in den gelben Lada ein. Jörg sagt, er sei Baujahr 1980. Nun hat ein solches Auto wahrscheinlich sowieso nicht viel Innenleben, aber in diesem Gefährt war alles ausgebaut, was geht: Sonnenblende, Fensterheber, Türverkleidung, Türgriff, Halter, einfach alles. Übrig blieb das leicht rostende Blech – und ein unglaublich starker Benzingeruch. Egal, es fuhr immerhin noch, und zwar bis Trinidad Zentrum, diesmal für nur 5,25 Euro.

>>Jörgs Eindrücke: Eine Zugfahrt die ist lustig … Wenn sie den stattfindet. Wir hatten uns gestern schon die Tickets gekauft und waren extra eine halbe Stunde vor Abfahrt zum Bahnhof gegangen. Die dort versammelten Reisenden wurden immer unsicherer, je näher die Abfahrt des Zuges rückte, denn es war kein Zug da. Als erstes hörten wir, dass die zugehörige Dampflok schon seit Jahren nicht mehr fährt. Macht ja nichts, dachten wir, solange der restliche Zug irgendwie fährt. Kurz vor der Abfahrtszeit wurde dann gesagt, dass keine Lok verfügbar sei. Für mich ist das nur die halbe Wahrheit: Es ging nämlich das Gerücht um, das der Lokfahrer schon gestern sehr intensiv Silvester gefeiert habe … Naja, wir sind dann stattdessen an den Strand gefahren.<<

Camagüey

>>Jörgs Eindrücke: Sind gestern mit dem Bus fünf Stunden von Trinidad nach Camagüey gefahren. Da der Bus schon um 8 Uhr los fuhr, mussten einige Mitfahrer ihre Morgentoilette auf dem Weg beenden: Unsere Sitznachbarin beispielsweise schnitt sich die Fußnägel. Ich hatte Angst, dass mir die Überreste um die Ohren fliegen. Gestern war in Camagüey Feiertag, und so machte die Stadt einen recht langweiligen Eindruck. Heute sah es etwas besser aus. Doch obwohl dies mit 300.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Kubas ist, ist sie doch eher verschlafen. Die wenigen Attraktionen, die die Stadt zu bieten hat, waren leider auch heute geschlossen. Wir haben also nicht wirklich viel erlebt.<<

Funktioniert ja prächtig hier! Gisela ruft Albertico in Trinidad an und sagt, da kommen zwei Deutsche. Hast du Platz? Er sagt ja, seine Schwester holt uns am Bahnhof ab. Ich frage ihn: Kennst du jemanden in Camagüey? – Er sagt: Ich rufe morgen an und reserviere euch ein Zimmer. Tatsächlich steht eine Frau – Miriam – am Busbahnhof, unsere Namen auf ein Blatt Papier geschrieben, setzt uns in ihr Auto, das ähnlich wie der Lada in Trinidad aussah, und fährt los. Jörg konnte diesmal durch das Bodenblech auf die Straße sehen …

Miriam sagt, ihr Haus sei voll, und bringt uns zu einer Cousine. Wir sind erst ein bisschen skeptisch: Wie wird die Unterkunft dort wohl sein? Die Nachbarhäuser lassen nichts Gutes vermuten. Aber, freudige Überraschung, das Haus ist super sauber – bis auf die kleine, miese Kakerlake, die wir vorhin gefunden haben. Wir haben ein eigenes Bad, erstmals mit Klobrille, und das Essen ist super.

Santiago de Cuba

Jetzt also Santiago die Kuba. Hier sind wir gestern Abend im Dunkeln nach sieben weiteren Stunden Busfahrt angekommen. Mein erster Eindruck ist, dass der Lonely Planet Recht hat. Santiago ist ärmer als Havanna oder Trinidad. Die Stadt verteilt sich auf mehrere Hügel, die Bürgersteige sind zu eng, um die vielen Menschen zu fassen. Darum laufen wir häufig auf der Straße. Aber dort sind viele Busse und Motorräder unterwegs, die enorme Abgase in die Luft jagen, die uns im Hals brennen. Trotzdem scheint die Landschaft mit ihren Bergen und dem Meer recht schön zu sein. Mehr darüber wissen wir, wenn wir heute Abend von unserer Tour zurück sind. In Santiago muss man unbedingt abends in die Casa de la Musica gehen. Sie ist sehr zentral gelegen, und es gibt dort sehr schöne Musik und viel Stimmung.

Anderes Thema: Ich finde ja eigentlich nichts schlimmer, als mit Pauschaltouristen verglichen zu werden, wenn es um Urlaub geht. Aber irgendwie sind wir das auch gerade. Miriam aus Camagüey hat dafür gesorgt, dass wir hier gestern am Busbahnhof abgeholt wurden und hat auch schon die Unterkunft in Baracoa, unserem nächsten Ziel, organisiert. Und Hernan, bei dem wir jetzt wohnen, füttert uns morgens und abends, wir sind also quasi in Halbpension. Außerdem hat er uns seinen Bruder vermittelt, damit wir Touren zur Basilika El Cobre und der Festung El Morro machen können. Ist fast wie eine Touristenmafia, mit dem Unterschied, dass wir auch davon profitieren.

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Baracoa

An unserem vierten Tag in Barracoa gibt es im einzigen Internet-Café des Dorfes wieder Zugang ins weltweite Netz. Baracoa, das ist da, wo Kuba zu Ende, wo angeblich 1492 Kolumbus gelandet ist und – so sagt man – der Ort ist das literarische Vorbild für das Dorf in Gabriel Garcia Marquez Roman „100 Jahre Einsamkeit“. Hier ist nichts, außer Wasser, Urwald, einige Häuser. Außerdem gibt es Geschäfte mit leeren Regalen und Menschenschlangen davor. Eine Eisdiele, in der wir zweimal unser Glück versuchten, aber letztendlich nie etwas bekamen. Ein Reisebüro, das Tage braucht, um zu wissen, ob morgen ein Minibus nach Holguin fahren wird. Aber dieses Reisebüro hat uns auch zwei Ausflüge verkauft, die ihr Geld wert waren. Sonntag sind wir zu einer Flussmündung gefahren – und dabei auf 500 Metern Höhe vorbei an Kaffee-Sträuchern, Mango- und Kakaobäumen, Bananenstauden, Kokospalmen, Ananas, Papaya und und und. Gestern fuhren wir in den Nationalpark Alexander von Humboldt, Weltkulturerbe, und machten dort eine etwa sechsstündige Dschungel-Wanderung. Schön, einfach nur schön. Danach haben wir zehn Stunden geschlafen.

Holguin

Oldtimer auf Kuba
Oldtimer auf Kuba

Jetzt regnet es den dritten Tag in Folge. Die Kaltfront hat uns von Baracoa nach Holguin begleitet, leider! Dabei sind der Regen und die Kälte eigentlich nicht so schlimm, wie in Deutschland, weil es trotzdem noch relativ warm ist. Aber da wir keine Schirme oder Regenjacken dabeihaben, stehen wir zumindest heute viel unter Hausvorsprüngen – oder sitzen im Internet-Café. Die Menschen hier sind erstaunlich gut auf das Wetter vorbereitet. Nehmen wir zum Beispiel die Bicitaxis, die Fahrrad-Taxis. Man stelle sich ein Fahrrad vor, an das auf der rechten Seite ein Stuhl angeschweißt ist. Dieser hat seitlich ein weiteres Rad. Das Bicitaxi hat also insgesamt drei Räder. Zusätzlich ist der Gepäckträger gepolstert, so dass der Fahrer zwei Passagiere befördern kann. Unter dem Stuhl ist noch eine Wanne angebracht, die Platz für Taschen und ähnliches bietet. Viele der Räder sind außerdem mit einem Radiogerät versehen, so dass der Fahrer, der Gast und eigentlich auch alle Leute auf der Straße ein bisschen unterhalten werden. Regnet es so stark wie heute, wird noch ein Sonnenschirm am Fahrrad angebracht und mit Schnüren fest gespannt – und fertig ist das Allwetter-Taxi.

Fahrräder sind in Holguin sowieso sehr beliebt. Klar, es gibt fast keine Autos, nur Busse, Lastwagen, einige Taxis. Da ist ein Fahrrad wichtig. Und darum gibt es auch recht viele Fahrradparkplätze in den Hinterhöfen. Der Eigentümer des Fahrrads muss natürlich dafür bezahlen, dass er sein Fahrrad dort parken darf.

Vinales

Jetzt sind wir also an unserer letzten Station angekommen, Vinales. Hier war ich zwar vor zwei Jahren schon einmal für eine Nacht, aber Jörg kennt es nicht. Und da wir in Holguin keine Übernachtungsmöglichkeit bekommen haben, sind wir nun etwas länger hier. Wir waren reiten und unser Begleiter brachte uns auch zu einem Hahnenkampf, gut versteckt im Wald, denn Hahnenkämpfe beziehungsweise die Wetten, die auf die Tiere abgeschlossen werden, sind auf Kuba verboten.

Außerdem werden wir eine Höhle besuchen, in die Geheimnisse des Trocknens von Tabakblättern eingeweiht werden, und eine ungewöhnliche Landschaft besichtigen. Hier sind nämlich die Mogotes, Berge in einer sonst flachen Landschaft, die teilweise kilometerweit ausgehöhlt sind. Apropos Kilometer: Von Baracoa, wo wir Mittwoch noch warten, bis hierhin, sind es etwa 1.100 Kilometer. Das heißt, wir haben die Insel einmal von Ost nach West durchquert. Und den Regen haben wir so auch hinter uns gelassen …

Fazit

>>Jörgs Eindrücke: So. Der letzte Urlaubstag ist gekommen. Zeit für ein Fazit: wir haben insgesamt sieben Orte besucht. Ich denke, ich habe einen sehr guten Eindruck von Kuba bekommen. Mir hat alles sehr gut gefallen, das Essen war immer o.k., die Unterkünfte ebenfalls. Was auffällt: Die Menschen in den Casa particulares verdienen zwar mit den Touristen, die bei ihnen übernachten, ihren Lebensunterhalt. Aber das Finanzielle steht nicht im Vordergrund. Man fühlt sich manchmal sogar als Teil der Familie. Um diese sieben Orte zu besuchen, haben wir im Bus etwa 3.000 Kilometer zurückgelegt, und zwar in 44 Stunden. Die Zeit dort ging immer recht schnell um, da wir meistens am Tag gefahren sind und so viel von der Insel gesehen haben. Besonders interessant: Die Busse sind immer auf die Minute pünktlich losgefahren. Das passiert mir in Deutschland mit der Bahn eher selten. Die Zeit auf Kuba hat uns pro Person etwa 450 Euro für Übernachtungen inklusive Frühstück und sehr gutem Abendessen gekostet. Für die Busfahrten haben wir rund 170 Euro pro Person ausgegeben. Zum Abschluss unserer Reise und dieser Berichte noch eine Kuriosität von heute: Auf dem Friedhof in Havanna liegen eine Million Menschen, also etwa so viele wie in Köln leben. Wir waren gut 45 Minuten dort, und haben in dieser Zeit fünf Leichenwagen gesehen. Einer parkte gerade vor der Kapelle, als wir dort waren. Der Sarg wurde ausgeladen, alle gingen in die Kapelle, kamen kurz danach wieder raus. Der Sarg wurde wieder eingeladen und zum Grab gefahren. Hinter dem Leichenwagen her fuhren die Gäste der Beerdigung in ihren Autos über den Friedhof. Dann hielten alle am Grab, der Sarg wurde wieder ausgeladen, in ein Grab gelassen, Marmorplatte drauf, Kränze oben auf gestapelt und gut war’s. Das hat alles in allem gerade einmal 20 Minuten gedauert und schien mir sehr effizient zu sein.<<

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