Hinter den Kulissen eines Kreuzfahrtschiffs

Waschmaschine in groß
In der Küche eines Kreuzfahrtschiffs
In der Küche müssen jeden Tag tausende Mahlzeiten zubereitet werden

Wie versorgt man eigentlich 4000 Passagiere mit Essen? und was passiert mit dem ganzen Müll, der dabei anfällt? Bei meiner letzten Kreuzfahrt wurde eine zweistündige Backstage-Führung angeboten. Zwar fand ich 79 US-Dollar dafür etwas übertrieben, aber da es diese Führungen nur auf ganz wenigen Schiffen gibt, und ich schon immer mal hinter den Kulissen eines Kreuzfahrtschiffs „spionieren“ wollte, habe ich sie gebucht. So habe ich das Schiff, die Norwegian Breakaway, aus einer ganz anderen Perspektive erlebt.

Gleich vorweg: Es hat sich gelohnt, weil man einen tiefen Einblick in die Abläufe einer Kreuzfahrt und die Logistik dahinter bekommt, der einem als normaler Passagier in der Regel nicht gewährt wird. Leider durfte nicht in allen Bereichen fotografiert werden.

Backstage im Theater

Los ging das Ganze mit einem kurzen Vortrag über die Geschichte der Reederei Norwegian in einem der Theater des Schiffes, von wo aus wir dann die Räume hinter der Bühne erkundet haben. Dort werden auf engstem Raum Kulissen und Kostüme für verschiedene Shows gelagert, es gibt Garderobenräume und Büros. Direkt hinter den Bühnen liegen Teppichstücke auf dem Boden, damit die Artisten in den Pausen keine kalten Füße bekommen. Wegen der engen zeitlichen Abfolge der Shows können die Kostüme zwischendurch nicht in der Wäscherei des Schiffes gereinigt werden, das würde zu lange dauern. Emily, die den Bühnenbereich verantwortet, hat uns daher einen Trick verraten:

„Empfindliche Kostüme werden mit einer Mischung aus Wodka und Wasser im Mischungsverhältnis 50:50 besprüht und damit quasi gereinigt. Der Alkohol tötet Bakterien ab, die für schlechte Gerüche sorgen. Allerdings müssen wir immer wieder unseren hohen Wodka-Verbrauch rechtfertigen.“

Kochen für 4.000 Menschen

Im Anschluss sind wir in eines der Restaurants und durch die Tür, durch die beim Essen immer die Kellner mit den Tabletts kamen. Nächste Station war also die Küche, was etwas verniedlichend klingt. Mehr als 300 Menschen arbeiten in diesem Bereich im Schichtbetrieb: Es wird gekocht, gebacken, gebraten, vorbereitet, garniert und letztlich wieder alles geputzt und gespült. Die Dimensionen sind beeindruckend, schließlich müssen hier die Mahlzeiten für bis zu 4.000 Passagiere zubereitet werden. Diese Küche versorgt dabei die drei Hauptrestaurants des Schiffs. Für die kleineren Spezialitätenrestaurants gibt es jeweils eigene Küchen.

Natürlich essen nicht nur die Passagiere, auch die fast 1.700 Mann und Frau starke Besatzung braucht Nahrung. Für sie gibt es ebenfalls eine Kantine, außerdem eine eigene Bar und diverse Sozialräume. Crew-Mitglieder sind in der Regel vier bis acht Monate an Bord und dann ein paar Monate zuhause. Während der Zeit an Bord wird jeden Tag gearbeitet – sieben Tage die Woche und in der Regel wesentlich länger als acht Stunden, je nachdem, in welcher Funktion man arbeitet. Bettina hat mal mit einer Serviererin ein Gespräch dazu geführt, die Eindrücke kann ich soweit bestätigen.

Mal eben schnell eine fehlende Zutat besorgen…

… geht auf einem Schiff natürlich nicht. Alles muss im Voraus bestellt werden. Viele Waren sind nicht überall erhältlich und müssen zum Teil sogar mehrere Wochen im Voraus bestellt werden. Zwischendurch darf nichts ausgehen und es soll immer alles frisch sein. Die Logistik ist dabei eine große Herausforderung. Ein Deck unter der Küche befinden sich die verschiedenen Lager für alles, was an Bord gebraucht wird. In mehreren Kühl- und Tiefkühlkammern werden in den Haupthäfen die Vorräte gebunkert. Die meisten Zutaten werden tiefgekühlt gelagert.

Der Verbrauch ist dabei gewaltig, zig tausend Eier am Tag Usus. Bei ZEIT ONLINE habe ich noch einen Artikel dazu gefunden.

Wohin mit den Resten?

Klar, es bleibt bei der großen Auswahl an Mahlzeiten einiges übrig. Wie viel genau wird nicht verraten. Aber auf eine ordnungsgemäße Entsorgung aller Abfälle wird großen Wert gelegt. Jedenfalls ist das der Eindruck nach dem Besuch in der Müllentsorgung, die nach den Lagerräumen dran war. Essensreste werden zerkleinert und als einziges direkt entsorgt – auf dem offenen Meer. Der zuständige Umweltoffizier Michael weiß:

„Fische lieben Kreuzfahrtschiffe, weil wir das beste Futter liefern.“

Ansonsten sieht es im Entsorgungsraum ein bisschen wie im Wertstoffhof auf. Altpapier und Kartons stehen gebündelt und gepresst auf Paletten. Wie alle anderen Abfälle werden sie im Zielhafen abgeholt und weiterverwertet. Dabei ist es wichtig, dass alles gut sortiert wird. Altglas wird geschreddert und an Land beseitigt, gleiches gilt für Plastik. Auch als Passagier wird man an Deck überall darauf hingewiesen, dass man keine Abfälle ins Meer werfen soll.

Der Handtuchfalter

Meine Waschmaschine zuhause verträgt ungefähr 4 Kilo Wäsche. Die größte, die in der Wäscherei an Bord gesehen habe, hat eine Kapazität von 120 Kilo. Davon standen dann drei da. Mit einer normalen Haushaltswaschmaschine wären die Wäscheberge eines Schiffs auch nicht zu schaffen. Jeden Tag werden tausende Handtücher, Tischdecken und Servietten, Bettwäsche und die Uniformen der Crew durch die Wäscherei des Schiffs geschleust. Außerdem lassen viele Passagiere zwischendurch ein paar Teile waschen.

25 Menschen kümmern sich hier um die Wäsche, die Atmosphäre ist warm und feucht. Es gibt neben den Waschmaschinen Trockner, Bügelstationen, Mangeln und Nähmaschinen, mein ganz persönliches Highlight: der Handtuchfalter. Vorne werden Handtücher eingelegt und im Sekundentakt fallen sie akkurat gefaltet aus der Maschine wieder raus. Eine ähnliche Maschine gab es für die Betttücher, die von bis zu vier Menschen gleichzeitig bestückt werden kann.

Noch ein bisschen harte Technik

Auf der Reise gab es auch eine Frage- und Antwortstunde mit dem Kapitän und dem Chefmaschinisten. Dort ging es in erster Linie um Fragen zur Navigation.

Hinter den Kulissen eines Kreuzfahrtschiffs: Frag die Offiziere
Die Schiffsoffiziere stehen Rede und Antwort.

Interessant fand ich, dass das Schiff pro Tag fahrend etwa 200 Tonnen Öl verbraucht. Der Antrieb ist dieselelektrisch, es wird also zunächst Strom erzeugt, der dann wiederum den Motor antreibt und das ganze Schiff mit Energie versorgt. Ansonsten gibt es neben den 16 Aufzügen für die Passagiere 14 für die Besatzung. Die Schiffsschrauben haben einen Propellerdurchmesser von 5,6 Meter und die Stabilisatoren, die man sich wie die Tragfläche eines Flugzeugs vorstellen kann, sind 7,5 Meter zu jeder Seite lang. Auf offener See sind diese immer ausgefahren.

Timo in der Küche
Ein Erinnerungsfoto darf nicht fehlen.

Mein Fazit

Hinter den Kulissen eines Kreuzfahrtschiffs zu sein, ist eine spannende Erfahrung. Zwar bleiben interessante Bereiche wie Brücke oder Maschinenraum weiterhin tabu, doch das ist nicht weiter tragisch. In den gezeigten Bereichen gibt es genug Spannendes zu sehen.

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