Wie werden eigentlich Zigarren gerollt? Da gibt es ein Umblatt, das feucht sein muss, damit es nicht bricht beim Rollen. Dort hinein kommt die Einlage, quasi kleingeschnittene Tabakblätter. Und schließlich wird diese Puppe, wie der Rohling genannt wird, vom Deckblatt umhüllt. Dazwischen liege verschiedene Schritte, denn die Zigarre muss in Form gebracht werden und trocknen. Das alles habe ich zwar vor vielen Jahren schon einmal auf Kuba gesehen. Aber ich hatte es längst vergessen, als ich im LWL-Freilichtmuseum in Hagen in der Tabakstube stand.
Hagen: Im Freilichtmuseum sehen, wie Zigarren gerollt werden
Das Freilichtmuseum in Hagen schmiegt sich langgezogen ins Tal. Zwischen Wald, Wiesen und einem Weiher stehen die Fachwerkhäuser und die Werkstätten aus der Vergangenheit. Das ist also schon von außen betrachtet einen Ausflug wert. Natürlich kann man in den Werkstätten noch viel mehr über die eigene Geschichte lernen. Allerdings waren bei meinem Besuch leider nicht alle Werkstätten besetzt. Und ich habe leider festgestellt, dass ich für einige doch eine Erklärung gebraucht hätte, um zu verstehen, was dort genau wie hergestellt wurde.
Aber immerhin erfahre ich mehr übers Zigarrenrollen. Hinter der Dame, die die Zigarren rollt, hängen große, getrocknete Tabakblätter, gelblich – und das durchfallende Licht taucht den Raum in eine gemütliche Atmosphäre. Dadurch, dass ich die einzige Zuschauerin bin, hat die Vorstellung einen sehr persönlichen Charakter. Natürlich bin ich trotzdem nicht die einzige Besucherin des Freilichtmuseums an diesem warmen Sonntag. Im Gegenteil sind mit mir insgesamt 550 Menschen auf dem Gelände des Landschaftsverbands Westfalen Lippe, der das Museum trägt. Und beim Hinausgehen sehe ich sogar, dass sich eine Schlange am Eingang gebildet hat. Denn wegen der Gefahr, sich mit Coronaviren zu infizieren, dürfen nicht nur weniger Leute als üblich auf das Gelände. Auch in den Werkstätten, also beispielsweise an der Hofschmiede, in der Druckerei oder der Bütte, in der Papier geschöpft wird, dürfen immer nur wenige Menschen sein. Das führt zum einen zu längeren Wartezeiten, dafür aber auch zu persönlicheren Erlebnissen. Und da nicht alle Besucher ein Interesse zu haben scheinen, eine geschlossene Tür zu öffnen, habe ich auch einige Werkstätten und Häuser ohne Wartezeiten besucht.
Einkaufen im Freilichtmuseum
Eine lange Schlange bildet sich übrigens auch ganz ohne Corona gerne beim Bäcker. Auch in der Metzgerei und im Kolonialwaren- oder Krämerladen muss man unter Umständen warten: Dort kann man nämlich einkaufen, was in Hagen oder in der Nähe produziert wurde. Das Zwiebelbrot und die Rosinenstuten vom Bäcker sind frisch aus dem Ofen, es duftet köstlich – und sogar die Papiertüte ist noch angenehm warm vom frischen Brot. Auch Trockenwürste, Senf, Marmelade und die bunte Tüte mit Frucht- oder Sahnebonbons kommen auch bei uns gut an. Schließlich verlassen wir das Freilichtmuseum und sind ausgestattet wie für ein Picknick. Dabei wollten wir doch eigentlich nur das Freilichtmuseum besichtigen.