Ein bisschen ist es wie in Köln: den besten Blick auf den Dom hat man von der Schäl Sick. Das gilt auch für Porto, denn die Altstadthäuschen mit ihren bunten Fassaden, die den Hügel hinab bis zum Ufer des Douros stehen, sieht man am besten von der Nachbarstadt Vila Nova de Gaia, kurz Gaia genannt. Dort eine Unterkunft für die Wochenendreise zu suchen, ist keine schlechte Idee, denn sie könnte günstiger sein als in Porto, und die Anbindung ist trotzdem wunderbar: Die Linie D fährt nämlich über die Ponte Luis I, die Brücke, die ein Schüler von Gustave Eiffel, dem Erbauer des Eiffelturms in Paris, konstruiert hat. Doch selbst auf die Bahn ist man nicht angewiesen, denn man kann die Brücke in wenigen Minuten zu Fuß überqueren – oben auf einem schmalen Stück neben den Bahngleisen, oder ganz unten, gemeinsam mit den Autos.
Auf der anderen Seite, in Porto, kommt dann bald links und etwas nach hinten versetzt die Kathedrale Se. Während mich der Gebetsraum nicht sonderlich beeindruckt hat, finde ich den Eintritt ins ehemalige Kloster durchaus lohnend: Mit der PortoCard zahlt man nur 2 Euro Eintritt, dafür kommt man in einen Kreuzgang mit Azulejos, den typischen blau-weißen Fliesen, die man in Portugal an so vielen Wänden sieht. Von dort bekommt man außerdem Zugang zu einigen Kapellen, gelangt auf ein Dach und in wenige Räume mit Kirchenkunst und Gewändern.
Cafés und Restaurants in Porto
Von der Kathedrale hält man sich links und geht durch ein Gewirr von Gassen nach unten, jetzt immer nach rechts orientiert. So gelangt man zunächst an die Rua de Mouzinho da Silveira. Fast parallel dazu läuft die schmale Rua das Flores, eine Straße mit etlichen schon renovierten Häusern und vor allem mit netten Cafés und Restaurants. Wir haben im Mercearia das Flores Limonentorte gegessen und Portwein getrunken, in der Chocolateria das Flores gab’s Apfelkuchen mit Portwein, und in der Cantina 32 waren wir abends. Da wir keine Reservierung hatten, saßen wir an einem großen Tisch mit anderen Gästen. Die Speisekarte ist sehr reduziert, und die Gerichte sind darauf ausgelegt, dass man sie teilt. Wir hatten zusätzlich zum kostenpflichtigen Couvert mit gesalzener Bananenbutter, Butter, Oliven und Tremocos, eingelgten Lupinensamen, noch einen Mozzarella in Tomatensoße, Tintenfischringchen in Koriandersoße und Kabeljau mit Ei und Kartoffelstückchen.
Folgt man der Straße bis ans Ende, steht man vor dem Bahnhof. Die Eingangshalle ist einen kurzen Blick wert, weil auch dort die Wände mit blau-weißen Fliesen gestaltet sind. Vom Bahnhof aus hält man sich links und geht den Berg hinauf. So erreicht man den Torre dos Clérigos, einen Turm mit gutem Rundumblick. Mit der PortoCard gibt es auch dort einen Preisnachlass. Die Gänge nach oben sind zum Teil sehr schmal, und auch auf dem Umlauf kommen kaum zwei Menschen aneinander vorbei. Blöd, wenn sich dort zum Sonnenuntergang viele junge Menschen an die Brüstung stellen, so dass man den 360-Grad-Blick kaum genießen kann. Es hilft, sich in die engen Lücken zu quetschen, oder zu fragen, ob man wohl kurz ein Foto machen darf.
Die Märkte in Porto
In Porto wird viel gebaut. Das ist auch nötig, denn viele Häuser sind nur noch Ruinen mit eingestürztem Dach und ohne Fensterscheiben. Auch der Mercado do Bolhao war bei meinem Besuch mehr Baustelle als Markthalle. Trotzdem sind dort viele Einheimische, die Eier kaufen, frischen Fisch oder noch lebende Hühner, Gemüse und Obst. Allerdings scheint mir, dass es mehr Stände für Touristen gibt. Dort bekommt man Geschirrtücher mit Portugal-Motiven, Magnete in blau-weiß oder Flaschenöffner in Penisform. Nun ja. Mehr zum Mercado do Bolhao und seinen Öffnungszeiten findet ihr auf der zugehörigen Seite im Internet.
Gegenüber der ehemaligen Börse ist auch eine alte Markthalle. Hier ist an einem Samstagmittag Urban Market. Junge Menschen verkaufen Brillenetuis aus Kork, selbstgemachte Marmelade, Kräutermischungen oder Fotos von Porto. Ein Stück weiter am Fluss entlang ist die Halle Armazém, in der gebrauchte Möbel, Gläser und Koffer verkauft werden. Sehr hübsch gemacht! Und dann gibt‘s noch eine Markthalle auf der anderen Flussuferseite in Gaia. Hier ist alles eine Nummer moderner als in Porto, und neben Obst und Wurst werden auch portugiesische Tapas und Weine angeboten. Außerdem gibt’s rund um diese Markthalle viele Restaurants und natürlich die berühmten Portweinkeller. Wir waren im Dourum und hatten ein gigantisches Stück Kabeljau, sehr lecker. Direkt an der Brücke verkauft außerdem Casa Lemos unregelmäßig, aber immer an Wochenenden, hausgemachte Liebesküsse, Kokosmakronen oder kleine Reisküchlein – übrigens zu unfassbar günstigen Preisen. Wir haben im Schnitt pro Stück etwa 60 Cent bezahlt.
Museen und andere Sehenswürdigkeiten
Das Portweinmuseum war bei unserem Städtetrip leider geschlossen. Aber das Transport- und Kommunikationsmuseum hatte geöffnet. Dort gibt es eine Halle in der die ehemaligen Präsidentenautos stehen: von Kutschen bis zu modernen Wägen. Dabei sind einige Autos, die so groß sind, dass sie nicht in unsere Tiefgarage passen, ein Phantom zum Beispiel. Ein alter Mercedes hat eine hölzerne Verkleidung, ein anderer Leder, wo heute nur noch schnöder Kunststoff ist. Die Kommunikationsabteilung ist sehr textlastig, aber interessant, wenn man sich für das Thema begeistert. Dort geht es um das ehemalige Zollgebäude, das auch Platz der Kommunikation mit allen Sinnen war, es geht um frühere und heutige Kommunikation, um Telefone mit Wählscheibe, VHS-Recorder und Tonbandgeräte. Sicherlich nicht jedermanns Fall, aber an einem verregneten Sonntag ein guter Ort, um trocken zu bleiben, und dank PortoCard war der Eintritt nur halb so teuer.
Auf jeden Fall einen Besuch wert ist die ehemalige Börse. Eigentlich hatte sie mich nicht interessiert, aber die Dame an der Rezeption unseres Hotels hat sie uns empfohlen. Man kommt nur mit einer Führung hinein und zahlt mit der PortoCard die Hälfte. Dafür sieht man Räume mit aufwändiger Dekoration, opulenten Lampen, einem Boden aus Holz- und Fliesenmosaiken und Verkleidungen aus Kunststoff, die wie edelstes Holz aussehen.
Aus der Stadt kommt man übrigens sehr bequem ans Flussufer, wenn man mit der Bergbahn fährt. Sie überbrückt eine fast schwindelerregende Steigung und man hat aus der Kabine einen guten Blick auf die berühmte Brücke. Mit der PortoCard zahlt man etwas weniger.
Die Sache mit der PortoCard
Die PortoCard hat mir im Voraus viel Kopfzerbrechen bereitet, weil man im Internet kaum Informationen dazu findet, wie viel man damit eigentlich spart, und ob sie notwendig ist oder nicht. Grundsätzlich kann ich darauf keine eindeutige Antwort geben, denn es kommt sehr darauf an, wie man unterwegs ist, und man sehen möchte: Wir haben für drei Tage beziehungsweise 72 Stunden 25 Euro bezahlt. Das Tagesticket für den öffentlichen Personennahverkehr für drei Tage würde 15 Euro kosten, also müsste man pro Tag für fünf Euro mit Bus und Bahn fahren. Das haben wir nicht geschafft, denn in den Innenstadt kostet eine Fahrt nur 1,20 Euro, und wir sind viel zu Fuß gegangen. Das liegt jedoch auch daran, dass das Bahnnetz nicht sehr verzweigt ist. Wer weitere Strecken zurücklegt, und außerhalb des Zentrums unterwegs ist, mag mehr von der Karte profitieren. Die verbleibenden zehn Euro Rabatte auf Einkäufe, Museen und andere Transportmittel als die Metro haben wir jedoch aufgebraucht.
Was wir mit der PortoCard gespart haben
1 Euro Eintritt in die Sé
2,50 Euro Eintritt beim Torre dos Clérigos
4,50 Euro beim Eintritt in die Börse
60 Cent für die Fahrt mit dem Telegrafico
1,30 Euro beim Kauf von Schokolade
1,30 Euro bei der Fahrt mit der Seilbahn
1,75 Euro beim Portwein-Tasting
= 12,95 Euro
Mit dem ÖPNV sind wir zweimal für 2 Euro vom Flughafen in die Stadt und zurück gefahren und wir hatten fünf Fahrten à 1,20 Euro = 10 Euro. Alles in allem haben wir mit der PortoCard also 2,05 Euro Verlust gemacht. Übrigens gibt es diesen CityPass am Flughafen erstaunlicherweise nicht bei der Touristeninfo, sondern im Geldwechselbüro. Die zugehörige App hat bei mir leider nicht funktioniert.