Dass der Cheddar so schön gelb ist, hängt nicht immer mit der guten Milch glücklicher Kühe zusammen. Manchmal ist auch Anatto daran schuld. Das Gewürz kenne ich aus Lateinamerika unter dem Namen Achote: In Peru wird damit der Reis gelb gefärbt – in Großbritannien zumindest manchmal der Käse. Der Grund dafür ist banal: „Sieht der Käse gelb aus, assoziieren die Konsumenten damit Fett. Das wird mit ‚lecker‘ gleichgesetzt – und so verkaufen Produzenten mehr davon“, erklärt Christian Niemeyer, der das Deutsche Zusatzstoffmuseum leitet.
Ich habe ihn digital getroffen, als ich an einem Probelauf für ein Webinar kostenlos teilnehmen darf. Vor der virtuellen Veranstaltung hat mir das Museum ein Kuvert mit kleinen weißen Tütchen geschickt, die wir nach und nach während des Treffens öffnen. Heraus kommen kleine Glasfläschchen mit ganz unterschiedlichen Inhalten. Niemeyer erklärt uns den Zusammenhang zu den Lebensmitteln – und ich stelle fest, dass da ganz schön viel gepfuscht wird. Übrigens nicht erst heute, sondern eigentlich schon immer.
Kreide, Ton und Blattgold
Denn Lebensmittel wurden schon etwa 100 vor Christus gefärbt, um wohlschmeckender auszusehen. Damals mischte man Kreide und Ton in den Grieß, damit er weißer wurde. Nicht wirklich gesund – aber immerhin schön anzusehen. Louis XV immerhin führte während seiner Amtszeit als König von Frankreich im 18. Jahrhundert ein, dass Lebensmittel nur mit dem Farbstoff aus ungiftigen Pflanzen gefärbt werden dürfen.
Das Deutsche Zusatzstoffmuseum
Das Museum wurde 2008 gegründet. Es ist ähnlich wie ein Supermarkt aufgebaut und liegt auf dem Hamburger Großmarkt. Auf 150 Quadratmetern können sich die Besucher dort zu Stoffen informieren, die in unseren Lebensmitteln enthalten sind. Das Museum ist gut 150 Quadratmeter groß. 2020 hat man im Zuge der Corona-Pandemie eine digitale Lösung gesucht, um mit möglichen Besucher*innen in Kontakt zu bleiben.
Heraus gekommen sind die Webinare, die es künftig zu unterschiedlichen Themen geben soll. So können sich Interessierte auch informieren lassen, wenn sie keine Reise nach Hamburg geplant haben sollten. Natürlich bieten sich diese Webinare auch besonders für Gruppen an. Sei es bei Geburtstagen oder als Team Building-Event in einer Firma.
Alles nur eine E-Nummer?
Während Kreide und Ton heute hoffentlich nicht mehr in Lebensmitteln verarbeitet werden, finden wir immer häufiger Blattgold – über der Currywurst, dem Steak oder dem Osterdessert. Wer nach Dubai oder Abu Dhabi fliegt, hat gute Chancen, goldverhülltes Eis oder Gold auf dem Kamelmilch-Latte zu sich zu nehmen. Das Interessante daran: „Zumindest in Deutschland darf Gold eigentlich nicht in der Lebensmittelindustrie verwendet werden“, sagt Niemeyer. Ausnahmen gibt es wie immer trotzdem: Das Danziger Goldwasser von Hardenberg-Wilthen hat Blattgold in der Flasche. Und für Süßspeisen gibt es auch eine Ausnahme.
All das lerne ich im Webinar des Deutschen Zusatzstoffmuseums. Und noch viel mehr. Nämlich, dass auch heute noch nicht alles gut ist, was gut klingt. So stehe beispielsweise selten wirklich alles auf der Zutatenliste, was enthalten sei, sagt Niemeyer. Davon abgesehen verstehe man auch nicht immer alles – das sei durchaus gewollt. „‘Färbendes Lebensmittel‘ klingt eben besser als irgendeine E-Nummer“, sagt Christian Niemeyer. E-Nummern sind die Zusatzstoffe, die in der Lebensmittelindustrie in der EU zugelassen sind. Ihre Systematik erleichtert die grenzüberschreitende Nutzung und Klassifizierung. Im Lexikon der Zusatzstoffe auf der Internetseite des deutschen Zusatzstoffmuseums gibt es eine gute Übersicht dazu.
Das Deutsche Zusatzstoffmuseum ist auf dem Großmarkt in der Straße Auf der Brands Hofer Schleuse 4 in 20097 Hamburg.
Das deutsche Zusatzstoffmuseum hat üblicherweise von Mittwoch bis Sonntag geöffnet. Checkt vorher die Internetseite.