Urlaub in Saudi-Arabien

Laden in Hegra

Saudi-Arabien hat zweifellos einiges als Urlaubsland zu bieten. Da wären in erster Linie der blaue Himmel, Sonne und überwiegend warme Temperaturen sowie der Strand am Roten Meer. Aber will man das überhaupt, Urlaub in Saudi-Arabien machen? Und falls ja, was genau muss man sich darunter vorstellen?

Westliche Vorurteile

Spätestens an diesem Punkt kommen die Vorurteile ins Spiel, die man als durchschnittliche Europäerin haben wird, wenn man an Saudi-Arabien denkt. Einige von ihnen sind berechtigt, durchaus. Allerdings wird in den Medien nicht kontinuierlich über die Entwicklung des Landes berichtet. Und so sind manche Vorstellungen in Zusammenhang mit dem Land auf der arabischen Halbinsel möglicherweise veraltet oder auch einfach falsch.

Saudi-Arabien ist ein eher reiches Land – oder auch nicht

Schaut man auf das Bruttoinlandsprodukt, lag Saudi-Arabien bei Wikipedia auf Platz 18 in der weltweiten Vergleichsliste nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds für 2019. 2020 ist das Land beim IWF jedoch nicht mehr unter der Liste der Top 20. Ob und wie reich Saudi-Arabien ist, hängt auch von den Werten ab, die man vergleicht: Bruttoinlandsprodukt nach Kopf? In Bezug zu den Preisen? Mit Blick auf die Inflation?

Einig sind sich alle Medien in einem: die saudische Königsfamilie gehört zu den reichsten der Welt. Das allerdings sieht man dem Land nicht zwingend an. Dschidda und Yanbu haben mich deutlich mehr an ägyptische Städte erinnert, denn an die glitzernden Emirate Dubai oder Abu Dhabi. Die Altstädte von Dschidda und Yanbu sind überwiegend verfallen. Doch gerade die Altstadt in Dschidda ist UNESCO Weltkulturerbe – und wird darum neu aufgebaut. Wie übrigens auch Yanbu. Hier muss und wird in den kommenden Jahren noch viel passieren. Letztlich muss man aber bedenken: Urlaub ist in Saudi-Arabien erst seit etwa zwei Jahren möglich, Kreuzfahrten gibt es seit 2021.

In der Altstadt in Yanbu

Öl regiert die Welt – oder zumindest noch Saudi-Arabien

Richtig ist: Das Land lebt noch von seinem Ölreichtum. Aber auch in Saudi-Arabien ist die Information angekommen, dass Öl in Zukunft vielleicht nicht mehr den heutigen Stellenwert haben wird. Darum sucht man nach neuen wirtschaftlichen Möglichkeiten. Dazu gehört der Aufbau einer Filmwirtschaft und eben der Tourismus.

Unterhaltung? Ist Saudi-Arabien nicht ein komplett spaßbefreites Land?

Filmfestival in Dschidda

Ausgerechnet Filmwirtschaft? Genau. Saudi-Arabien ist zwar ein sehr streng muslimisches Land. Dass dort künftig viele Filme gedreht werden sollen, gehört aber zu den neuen Entwicklungen im Land. Ebenso, dass es ein Filmfestival gibt, oder dass dort im Dezember 2021 das erste Formel-1-Rennen stattfand. Wilde Partys, grenzenlose Alkoholflüsse oder viel nackte Haut wird es dort aber vermutlich noch lange nicht geben. Wer das bevorzugt, sollte in ein anderes Land reisen. 

A propos nackte Haut: Wie ist das mit den Frauen?

Das ist ein schwieriges Thema. Frauen müssen seit 2018 keine Abaya mehr tragen, die traditionelle bodenlange Verhüllung ist also keine Pflicht mehr. Trotzdem habe ich im kaum eine Frau ohne Abaya gesehen. Allerdings sind sie nicht mehr alle schwarz. Es gibt auch recht bunte, weiße oder Abayas mit Stickereien und Strasssteinen. Einen Gesichtsschleier müssen saudi-arabische Frauen übrigens auch nicht tragen – aber viele tun es trotzdem. Der Hijab, die Kopfbedeckung, ist jedoch Pflicht. Seit 2018 dürfen Frauen auch endlich selbst Auto fahren und ins Fußballstadion.

Die richtige Kleidung als Touristin in Saudi-Arabien

Als Touristin muss man weder eine Abaya, noch einen Hijab tragen – außer man will eine Moschee oder andere heilige Stätten besichtigen. Allerdings sollte man mindestens die Knie und die Schultern bedecken. Das gilt auch für Männer. Wer sich nicht an die saudi-arabischen Regeln hält, riskiert Geldstrafen.

Tipp: Ich habe mir im Sale bei Esprit drei knöchellange Röcke und drei weite Tuniken gekauft sowie für den Notfall zwei große Tücher, die man wahlweise über einen zu tiefen Ausschnitt oder über den Haaren tragen kann. In Dschidda bin ich so in die Moschee gekommen.

Wie verhalten sich arabische Männer gegenüber westlichen Frauen?

Natürlich kann man solche Fragen nie pauschal beantworten. Allerdings ist es schon so, dass viele Männer am liebsten gar nicht mir gesprochen hätten. So schien es mir zumindest. Aktiv wurde immer mein Mann angesprochen, und die Verblüffung darüber, dass ich antwortete, sah man einigen Taxifahrern oder Straßenverkäufern an. 

Besonders schwierig finde ich, wenn die Männer mich bei der Kommunikation nicht ansehen. Denn wenn sie nicht gut Englisch sprechen, wird die Situation dadurch nicht leichter. Das größte Problem damit hatte ich erstaunlicherweise an einem eigentlich sehr internationalen Ort, nämlich dem Flughafen in Dschidda, und zwar beim Rückflug. Dort wurden wie am Flughafen in Saudi-Arabien üblich Frauen von Männern getrennt. Die Frauenschlange war sehr lang. Der Mann an der Security sagt etwas zu mir, was ich nicht verstand, beachtete mich danach aber nicht mehr. Wären nicht zufällig arabische Frauen mit demselben Problem konfrontiert gewesen, hätte ich unter Umständen noch lange gewartet. Sie machten mir aber mit Händen und Füßen klar, dass wir weitergehen sollten zu einer anderen Frauenschlange, die kürzer war. 

Neugierige Frauen

Saudi-arabische Frauen waren dagegen oft sehr neugierig. Sie passten den richtigen Moment ab, um eine Unterhaltung zu beginnen. Die war üblicherweise eher einfach: Wo kommst du her? Ist das dein erstes Mal in Saudi-Arabien? Gefällt es dir? Mit einer Gästeführerin in Dschidda habe ich mich lang unterhalten. Das mag daran gelegen haben, dass sie ein Jahr mit ihrem Mann in München gelebt hat. Sie hat viele Fragen beantwortet, mir aber kaum welche gestellt. Eine andere Stadtführerin sprach während der Tour ganz gut Englisch. Sie wurde aber nervös, als ich Fragen zu ihrer Person stellte – und verstand dann auch nicht mehr alle Wörter. Eine dritte Frau wollte ein Foto mit mir machen. Ich sagte zu – unter der Bedingung, dass auch mein Mann ein Foto von uns machen dürfe. Sie stimmte nach kurzem Überlegen zu.

Wie läuft die Kommunikation üblicherweise?

Ich kann kein Arabisch. Also spreche ich Englisch. Wer nicht gerade im Tourismus arbeitet, spricht in Saudi-Arabien aber eher schlecht Englisch – war zumindest meine Erfahrung. Trotzdem hat die Kommunikation immer irgendwie geklappt. Wobei wir natürlich nicht unendlich viele Kontakte außerhalb unseres Kreuzfahrtschiffes hatten. Außer mit einigen Busfahrern, Taxifahrern, Straßenverkäufern, Ladenbesitzern, Flughafen- und Einreisemitarbeiter*innen und natürlich den saudi-arabischen Kreuzfahrttourist*innen.

Meine wenigen arabischen Wörter

Inschallah – So Gott will

Salam Aleikum – Friede sei mit dir. Begrüßungsformel

Chalas – Das war’s jetzt. Fertig.

Yala – Auf geht’s!

Shukran – danke

Afwan – gern geschehen als Antwort auf Shukran

Wie Urlaub in Saudi-Arabien aussehen kann

  • In Yanbu oder Dschidda gibt es Hotels. Zum Beispiel ein Radisson Blu oder ein Mövenpick. Ich gebe zu, dass ich sie nicht besonders attraktiv finde. In King Abdullah Economic City gibt es beispielsweise das Bay La Sun Hotel & Marina oder das Views. In der Wüste bei Hegra sind Ressorts entstanden: das Waterfall Tourist oder das Shaden Desert Resort.
  • Ich habe auch viele Restaurants in den Städten gesehen. Sie machen allerdings oft erst gegen Abend auf. Übrigens gibt es ab und zu auch Burger King, McDonald’s oder Starbucks. Allerdings bevorzuge ich die arabische Küche.
  • Mietwagen-Firmen gibt es ebenfalls, auf öffentliche Verkehrsmittel sollte man aber nicht hoffen. In Riad wird allerdings wohl eine U-Bahn gebaut. In King Abdullah Economic City stehen am Strand Leihfahrräder und -Scooter. Während der drei Stunden, in denen ich dort war, sah ich elf Fahrzeuge in Benutzung, neun wurden von Frauen gefahren. 
Warten auf den Shuttle-Bus in King Abdullah Economic City mit einem US-amerikanischen Kaltgetränk

Individualtourismus ist also theoretisch möglich. Da ich aber keine Lust darauf habe, in einem All-Inclusive-Ressort zu liegen und nichts vom Land zu sehen, ist das für mich nicht erstrebenswert. Davon abgesehen halte ich die touristische Infrastruktur für Urlaube dieser Art noch nicht ausgereift genug. Es gibt beispielsweise nicht sehr viele Museen in den Hafenstädten. Und es wird nicht besonders viel Englisch gesprochen. Lies dazu bald mehr in einem eigenen Beitrag. Mit unserer MSC-Kreuzfahrt sind wir dagegen ausgesprochen gut gefahren – auch wenn das natürlich auch ein All-Inclusive-Urlaub ist. Aber immerhin sieht man so auf bequeme Art mehrere Orte und kann auch immer wieder auf eigene Faust zu Fuß los.

Wie läuft das mit der Einreise ab?

Wer Saudi-Arabien bereisen will, muss einiges vorbereiten. So benötigen Besucher*innen ein eVisa, das über das Internet beantragt wird. Dazu bekommt man bei der Registrierung eine Mail mit einem Link geschickt, der bei mir prompt im Spam gelandet ist. Mit dem Klick auf den Link bestätigt man seine Mailadresse und bekommt dann nochmals eine PIN geschickt, um den Visumsantrag weiter bearbeiten zu können. Dabei beantwortet man die üblichen Fragen zu Alter, Geschlecht, Wohnort – und zu den Impfungen gegen Covid-19. Denn ohne mindestens zwei Impfungen kommt man gar nicht erst ins Land. 

Außerdem benötigt Ihr ein digitales Passfoto im als Quadrat. Wenn Ihr ein Hochkant-Passfoto quadratisch macht, stimmen die Proportionen natürlich nicht mehr. Macht aber nichts. Zu meinem Erstaunen erschien das Foto trotzdem als Porträt in den richtigen Proportionen auf dem Visum. Das kommt übrigens, wenn es denn genehmigt wird, innerhalb sehr kurzer Zeit per Mail. Es kostet Stand 12/21 130 US-Dollar, die wir von MSC zurückbekommen haben.

eVisum, Impfregistrierung und App

Die Nummer des eVisums muss dann wenige Tage vor Abflug mit den genauen Daten der Impfungen bei Muqeem registriert werden. So erzeugt man eine digitale Arrival Registration. Diese benötigt man wie das eVisum doppelt ausgedruckt. 

Auf Papier sollte man auch den Nachweis über mindestens zwei Impfungen bei sich haben. Am Flughafen muss außerdem ein negativer PCR-Testnachweis vorgelegt werden, am besten RT-PCR und möglichst mit Stempel und Unterschrift. 

Tipp: Üblicherweise sieht der RT-PCR-Test genau das vor. In unserem Fall kam er allerdings ohne Stempel und Unterschrift. Nach meiner Mail an das Testzentrum wurde beides aber innerhalb etwa 20 Minuten nachgereicht. Falls Ihr also einen PCR-Test mit Stempel und Unterschrift gebucht habt, und Ihr das Ergebnis ohne bekommt: nachfragen! Der Test darf nicht älter als 72 Stunden sein.

Die saudi-arabische Covid-App

Zusätzlich müssen sich Besucher die App Tawakkalna herunterladen. Sie entspricht unserer Corona-Warn-App und muss im Hintergrund immer Zugriff auf den Standort haben dürfen. Sie ist für viele Orte wie beispielsweise Läden oder Cafés Zugangsvoraussetzung. Allerdings kann man sich dort erst registrieren, wenn man in einem saudi-arabischen Netz ist. Wir durften dazu am Flughafen die Smartphones der MSC-Mitarbeiter als Hotspot benutzen. Wie das bei Individualreisenden funktioniert, weiß ich nicht. Sicher ist aber: Um die App funktionierend vorzeigen zu können, benötigt man digitales Datenvolumen. Das ist im Welttarif nicht gerade günstig.

Bei der Einreise werden die Fingerabdrücke genommen und ein Foto des Gesichts gemacht. Dieses Foto wird nach der Registrierung in der App angezeigt – zusammen mit den hinterlegten Daten zur Impfung. Die Einreise an sich war ausgesprochen unkompliziert.

Wie kommt man nach Saudi-Arabien?

Der Rückflug von Dschidda war ziemlich leer

Wir sind mit Saudia oder Saudi Arabian Airlines geflogen. Für mich eine der interessantesten Feststellungen überhaupt: In Frankfurt hat man nur sehr wenigen Reisenden ihre Religion angesehen. Der Flug startet abends gegen 22 Uhr und kommt nach deutscher Zeit um 2 Uhr nachts an. In diesen vier Stunden haben einige Reisende eine gewaltige Veränderung durchgemacht. So wurden aus Männern in Jeans und T-Shirts Mekka-Pilger in weißen Gewändern, die barfuß einreisten. Dschidda ist nämlich der nächste Flughafen für Mekka-Reisende. Die Frauen trugen nach der Landung plötzlich überwiegend Abaya und Hijab.

Bei Saudia gibt es keinen Alkohol während des Flugs. Man hat wie fast überall die Wahl zwischen Fisch, Hühnchen und Rind beim Essen.

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