Beide Schokoladen sind sehr dunkelbraun, eine hat einen Kakaoanteil von 72 Prozent, die andere von 73 Prozent. Werde ich einen Unterschied schmecken? Ich bezweifle es. Und bin selbst überrascht, dass ich mich täusche: Die erste schmeckt so, wie man dunkle Schokolade kennt, nachdem sie beginnt, sich auf der Zunge aufzulösen. Die zweite entwickelt dabei eine andere Geschmacksnote. Ich empfinde sie fast als ein wenig blumig. Mir ist klar: Das muss der Edelkakao sein. Harry Assenmacher beschreibt den Geschmack übrigens eher als nussig und „mit Schmelz am Gaumen“. Aber Geschmäcker sind eben verschieden.
Assenmacher ist Geschäftsführer von Forest Finance in Bonn. Das Unternehmen gibt es seit 1995 und es bepflanzt brachliegende Flächen in Panama, Kolumbien, Peru und Vietnam und verwandelt Monokulturen in Mischwälder.
Edelkakao und Weißweine
Die Beschreibung des Schokoladengeschmacks mit „nussig“ oder „blumig“ und der Geruch, der langsam röstenden Kakaobohnen auf den Tischen, erinnert mich nicht zufällig an eine Weinprobe. Schließlich sitzen wir im Innenhof der Weinkellerei Jakob Antwerpen in Bornheim bei Bonn. Das Unternehmen gibt es bereits seit 1900, Jakob Antwerpen führt es jetzt in vierter Generation.
Er besucht jedes Jahr nach Weihnachten kleine Winzer in Rheinhessen und in der Pfalz und testet dort die Rohweine. Die, die er auswählt, bringt er mit dem Tanklaster nach Bornheim, dort lagert er sie und füllt sie schließlich ab. Hinter den dicken Wänden des Hofes bleibt die Temperatur gleichmäßig kühl – gute Voraussetzungen für den Verkauf von Wein. Der, so erzählt Antwerpen, werde heute viel jünger und frischer getrunken, als noch vor einigen Jahren. Der Geschmackswandel hänge auch mit den Lebensgewohnheiten zusammen: Man habe nicht mehr so viel Platz, um Wein zu lagern, und die Temperatur in den Wohnungen sei häufig zu hoch dafür.
Wir probieren uns durch das Sortiment: Riesling, Chardonnay, Grauburgunder – am Ende kaufe ich zwei Flaschen Blanc de Noir. Der hat nicht nur eine besonders schöne Farbe, er schmeckt auch besonders spritzig und fruchtig.
Tipp: Wenn Ihr in Bornheim seid, fahrt doch auch beim Biohof Bursch vorbei. Dort gibt es einen großen Hofladen.
Wie man Edelkakao anbaut
Während wir Antwerpens Weine verkosten, erfahren wir noch allerlei mehr über Kakao: Der, der in der getesteten Schokolade verarbeitet wurde, kommt aus Peru. Forest Finance ist dort seit 2012 aktiv. Bekannter für Edelkakao ist aber eigentlich das Nachbarland Ekuador.
Kakaobäume können bis zu 40 Jahre alt werden, und nach acht Jahren erreichen sie die volle Reife. Ein Kakaobaum, so lerne ich, hat sehr viele Blüten. Befruchtet werden jedoch nur etwa drei Prozent, so dass maximal 100 Kakaofrüchte im Jahr pro Baum entstehen. Das Pflanzen der Kakaobäume, ihre Pflege und die Ernte, das alles ist in der Regel Handarbeit. Bei oft bis zu 35 Grad Celsius müssen pro Hektar Wald mindestens 500 Kilogramm, häufig bis zu 1,5 Tonnen Kakao geerntet werden. Das heißt: Die Landwirte vor Ort müssen die Kakaofrüchte in großen Körben aus dem Wald schleppen.
Da Forest Finance Wert auf fair gehandelte Ware legt, dürfen die Feldarbeiter immerhin mit stabilen Preisen rechnen. Es gibt außerdem keine Kinderarbeit, keine Gentechnik oder Agrochemikalien und keine Monokulturen: Zwischen den Kakaobäumen pflanzt Forest Finance zum Beispiel auch Vanille und Bananen. Diese Stauden haben einen klaren Vorteil für die Kakaopflanzen: Sie spenden Schatten. Der Kakao mag es nämlich zwar warm, aber nicht sonnig. Forest Finance investiere außerdem in die Ausbildung der Arbeiter vor Ort und vergebe Mikrokredite, heißt es bei der Infoveranstaltung zu Edelkakao in Bornheim bei Bonn.
Was Forest Finance mit dem Kakao macht
In Panama arbeitet Forest Finance mit Oro Moreno zusammen, „braunes Gold“ bedeutet der spanische Name übersetzt. Dort produziert man Pralinen mit Koriander, Kürbis oder Chili – und ich würde diese Leckereien wirklich zu gerne einmal probieren. Aber Panama steht erst einmal nicht auf meiner Reiseliste.
Das Unternehmen verkauft seinen Kakao aber natürlich auch – und das oft zu guten Preisen. Denn die weltweite Nachfrage ist hoch, vor allem in Asien wächst der Markt noch ständig. Im Gegensatz dazu sei die weltweite Produktion gesunken, heißt es bei der Infoveranstaltung. Das liege zum Beispiel daran, dass viele Wälder schon alt seien und häufig nicht gut gepflegt. Die Kunden von Forest Finance sind ganz unterschiedlich: Manche kleine Chocolatiers kaufen nur einen Sack mit 50 Kilogramm, andere nehmen den Kakao eher tonnenweise ab.