Ahaus erkunden: Digitalisierung im Gastgewerbe erleben

In der Kirche in Ahaus

Digitalisierung in Deutschland? Leider oft ein Thema, über das man nur herzlich lachen kann. Dabei gibt es durchaus Projekte, die zeigen, dass einiges möglich ist, wenn man denn will. Ahaus ist ein gutes Beispiel, von dem Gastronom*innen, Hoteliers, aber auch Tourist*innen lernen können. Dass der kleine Ort im nördlichen Münsterland ziemlich digitalisiert ist, weiß ich, seit ich auf DW.com einen Artikel gelesen habe. Allerdings: Ganz so positiv wie dort beschrieben war mein Erlebnis trotzdem nicht.

Aber fangen wir vorne an: Das Software-Unternehmen Tobit sitzt in Ahaus und hat dort 2017 das Ratshotel Residenz übernommen. Nach der Renovierung ist es jetzt sein Smartel. Das heißt: Besucher*innen buchen über die App Chayns, bekommen zum Einchecken einen Code aufs Handy und öffnen damit die Haus- und die Zimmertür. So weit so gut, das hat alles geklappt. Die Registrierung bei der App war bei mir aber äußerst kompliziert. Dazu lest ihr bald mehr in einem anderen Text.

Im Smartel und im Restaurant: in Ahaus läuft viel über Chayns

Im Zimmer im Smartel steuert man Heizung, TV, Licht und die Verdunkelung über das Smartphone oder über einen Monitor an der Wand. Dank Bewegungsmeldern geht das Licht im Flur und im Bad automatisch an. Und im W-LAN landet man auch unfassbar schnell und einfach. Ganz wunderbar!

Mit der App kommt man auch ins Gasthaus, ein Pub, Unbrexit genannt. Dort bestellt man natürlich ebenfalls per App, die Bezahlung läuft automatisch durch Guthaben oder Bankeinzug. Und man kann sogar die Playlist im Pub mitbestimmen. Mit der Chayns-App kann man auch an anderen Orten in Ahaus bezahlen, zum Beispiel im La Plaza, einer spanischen Weinbar, aber auch laut ahaus.de in vielen anderen Gastronomiebetrieben. Jetzt stellen wir uns mal vor, da wäre Wero hinterlegt, das europäische Paypal – dann wäre das noch viel cooler. Und spinnen wir den Gedanken einmal weiter und nehmen an, es würden viel mehr Gastronom*innen und Hoteliers auch außerhalb Ahaus daran teilnehmen. Wow!

Was gerne noch digitaler werden darf

Auf der Internetseite ahaus.de steht auch ein Hinweis auf das Kaufhaus Aufhaus, während in der App steht, das Projekt sei beendet. Und damit bin ich an einem meiner Kritikpunkte angekommen: Ich hätte sehr gerne mehr über die digitale Stadt erfahren. Zwar gibt es einen speziellen Rundgang, für den man sich anmelden muss. Ich wusste jedoch nicht, wann ich ankommen würde. Also habe ich mich nicht angemeldet. So habe ich den Boots- und Fahrradverleih, den Spieleschrank, den Imbiss Take out oder den digitalisierten Hofladen leider nicht gesehen.

Aber, so dachte ich, mache ich doch wenigstens den digitalen Stadtrundgang mit der App auf dem Smartphone. Allerdings habe in der Innenstadt entlang der Marktstraße irgendwie keinen der beiden QR-Codes gefunden, die ich gesucht habe – obwohl ich auf der digitalen Karte schaute und versuchte, sie mit meinem Standort abzugleichen.

Stadtspaziergang mit App und Audioführer
Stadtspaziergang mit App und Audioführer

Lediglich den QR-Code am Schulmuseum habe ich gesehen, gescannt – und war dann überrascht, dass ich auf eine allgemeine Seite kam. Er beim dritten Versuch habe ich verstanden, dass ich dort zum Punkt „Schloss“ scrollen muss, um dann eine Audiodatei abspielen zu können. 

Mein Fazit: Ich bin nach Ahaus gekommen, um eine digitalisierte Stadt zu erfahren. Ich habe ein sehr gut funktionierendes digitalisiertes Hotel- und Gastronomiekonzept kennengelernt, von dem ich hoffe, dass wir davon bald mehr erleben werden. Im Ort selbst habe ich keine großen Unterschiede zu anderen Städten gesehen. Das mag für die Bewohner*innen anders als für Gäste sein.

Was man in Ahaus anschauen kann

Kirche in Ahaus
Kirche in Ahaus
  • Das Schloss Ahaus ist im zweiten Weltkrieg zerbombt worden. Die Dame im Schulmuseum hat uns Bilder gezeigt. Heute ist es wieder aufgebaut, gut gepflegt und ein Schmuckstück mit Sichtachsen, wenn man aus der Stadt kommt.
  • Das Schulmuseum kostet keinen Eintritt und ist sehr klein. Oben ist ein altes Klassenzimmer aufgebaut. Ein Blick hinein lohnt sich.
  • Die Kirche St. Mariä Himmelfahrt ist eine ungewöhnliche Verbindung zweier Baustile. Von außen finde ich den Bau ausgesprochen hässlich, innen dagegen wirkt er fast zerbrechlich.
  • In der Fußgängerzone in Ahaus gibt es einige nette Geschäfte und Lokale – ein Bummel lohnt sich also.
  • In der Nähe von Ahaus ist das Factory Outlet Ochtrup. Warum nicht einen ausgiebigen Einkaufsbummel mit einer Nacht in einem digitalen Hotel- und Gastronomiebetrieb verbinden?

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